Ansprachen 2009

 

Neujahrsansprache, 1.01.2009

Die Sonne scheint heiter und friedvoll, die Tage sind kürzer geworden und es weht ein kühler Wind. Auf den Feldern ist die goldene Ernte herangereift. Die Ringelblumen blühen gleich Perlenketten an den Ufern der Flüsse. Die Bauern freuen sich und singen. Das süße Sankrantifest ist im Monat Pushya gekommen und füllt die Vorratskammern unserer Häuser mit frisch geerntetem Getreide.

Verkörperungen der Liebe!

Dies ist die Zeit des Sankrantifestes. Sankranti ist ein bedeutendes Fest. An diesem Tag bringen die Bauern die Ernte nach Hause, die aus den verschiedensten Körnern und Hülsenfrüchten besteht, welche für den Haushalt nötig sind. Nachdem die Bauern die hektische Zeit des Erntens abgeschlossen haben und nun von landwirtschaftlichen Tätigkeiten frei sind, genießen sie zu Hause gutes Essen und ruhen sich aus. Sie verbringen ihre Freizeit glücklich mit ihrer Familie und ihren Freunden und haben viel Freude. Sie laden die frisch verheirateten Schwiegersöhne zu sich nach Hause ein und schenken ihnen neue Kleider. Das ganze Haus ist von Freude erfüllt. In diesem Zusammenhang gibt es ein Volkslied in Telugu, welches die festliche Stimmung in den Dörfern beschreibt:

Da Sankranti das Fest der Feste ist, besuche das Haus deiner Schwiegereltern, o frisch verheirateter Bräutigam. Komm und verbringe deine Zeit mit Spiel und Spaß mit deinen Schwägern und Schwägerinnen. Der gesamte Haushalt und die Nachbarschaft werden dich mit Liebe und Zuneigung ehren.

Früher war das Transportsystem nicht sehr entwickelt. Die Schwiegersöhne mussten das Haus ihrer Schwiegereltern zu Fuß oder mit Ochsenkarren besuchen. Deshalb zeigte das gesamte Dorf ihnen viel Zuneigung und kümmerte sich respektvoll um ihre Bedürfnisse. Sie wurden mit einer Vielfalt schmackhafter Speisen bewirtet.

Das Sankrantifest ist außerdem ein Anlass, bei dem die Ochsen kunstvoll geschmückt und zu verschiedenen Häusern im Dorf gebracht werden. Sie werden verehrt und als Ausdruck der Dankbarkeit für all die schwere Arbeit, die sie auf den Feldern geleistet haben, ausgiebig gefüttert. Sogar die Rinder des Haushalts werden gefeiert. Ein Stier und eine Kuh werden Rama und Sita genannt und symbolisch verheiratet. Sie werden die Straßen entlang geführt und zur Freude aller zum Tanzen gebracht. Die Kuh namens Sita wird gefragt: „Rama ist dunkelhäutig. Gefällt er dir?“ Daraufhin schüttelt Sita ablehnend das Haupt. Dann wird ihr der Rat gegeben: „Bitte sage nicht ‚nein’. Rama ist sehr bedeutend. Er sieht gut aus und ist verehrungswürdig.“ Daraufhin nickt Sita zustimmend mit dem Kopf. Ein älterer Bruder, der dieses wunderbare Schauspiel anschaut, lädt seinen jüngeren Bruder dazu ein, dieser symbolischen Hochzeit beizuwohnen und dem „Paar“ Geschenke darzubringen:

O mein lieber Bruder, hier kommt der Gangireddudasu. Komm, lass uns hingehen und ihn ansehen. Er trägt ein silbernes Medaillon und einen Gürtel um die Taille. Er hat einen geschmückten Stab und auf der Stirn besondere Zeichen. Er führt eine reich geschmückte heilige Kuh und einen Stier mit sich und feiert ihre Hochzeit. Lass uns die Hochzeitszeremonie miterleben und unsere Geschenke überreichen!

Auf diese Weise wird das Sankrantifest mit großer religiöser Begeisterung und viel Vergnügen in den Dörfern gefeiert. Feste wie Sankranti und Shivarâtri sind dazu gedacht, sich auf die eigene innewohnende Göttlichkeit zu besinnen und diese zu verwirklichen.

 Die Menschen sagen beiläufig: „Idi naa dehamu – dies ist mein Körper.“ Aber Menschen, die in Sanskrit gut bewandert sind, würden den Ausdruck „naa dehamu“ anders interpretieren. Sie erklären, „naa“ bedeute wörtlich „nein“, und kommen zu dem Schluss, „naa dehamu“ bedeute „ich bin nicht der Körper“. Entsprechend kann der Telugu-Ausdruck „naa manasu“, „meine Gedanken und Gefühle“, interpretiert werden als: „Ich bin nicht meine Gedanken und Gefühle.“ Das Gleiche gilt für den Intellekt, buddhi. Die Essenz all dieser Ausdrücke ist: „Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht meine Gedanken und Gefühle, ich bin nicht der Intellekt“ usw. Derselben Logik folgend muss man zu allen Zeiten einen Zustand des vollkommenen Gleichmuts bewahren, unberührt von Schmerz und Freude, indem man sich versichert: „Diese Leiden und Schwierigkeiten sowie Glück und Freude gehören nicht zu mir. Ich bin jenseits dieser Gegensätze.“

 „Dies ist mein Körper“ bedeutet, „ich bin vom Körper verschieden.“ Wenn ihr euch als vom Körper getrennt betrachtet, warum solltet ihr dann seinen Schmerz fühlen? Doch ihr seid nicht fähig, körperlichen Schmerz zu ertragen. Deshalb bleibt ihr auf der Ebene eines Menschen. Ihr seid unfähig, der Täuschung der Körperbindung zu entkommen. So lange ihr an den Körper gebunden seid, werden diese Leiden und Schwierigkeiten ebenso wie Schmerz euch verfolgen. Sie alle wurden von euch selbst erzeugt.

 Angenommen, ihr werdet wütend. Woher kommt dieser Zorn? Er kommt nur aus euch. Genauso ist Eifersucht eine Eigenschaft, die sich aus eurem Gemüt (mind) manifestiert. So ist jede dieser schlechten Eigenschaften das Ergebnis eurer eigenen Gedanken. Wenn es euch deshalb gelingt, eure Gedanken angemessen zu beherrschen, werdet ihr fähig sein, alles im Leben zu erreichen. Verstand, Intellekt und Psyche sind Widerspiegelungen des Atman. Die Gedanken- und Gefühlswelt (mind) hat keinerlei Stabilität. Sie ist der Speicher von Gedanken und Wünschen. Es heißt:

 Der Geist ist die Ursache von Bindung oder Befreiung.

 Deshalb muss man seinen Geist angemessen kontrollieren, indem man seine Wünsche einschränkt.

 Körper sowie Gedanken- und Gefühlswelt verändern sich ständig. Im Inneren gibt es jedoch eine unwandelbare Wesenheit: das ist der Atman. Er hat keine Form, aber einen Namen, Atman. Selbst und Atman bedeuten dasselbe. Der Atman wird auch Aham genannt. Man sollte sich in diesem Zusammenhang nicht verwirren lassen und Aham mit Ahamkara (Ego) verwechseln, das mit dem Körper identifiziert ist. Gott hat weder Name noch Form und auf ihn wird immer als Brahman verwiesen. Wenn Gott seine wahre Natur enthüllen wollte, würde er sagen: „Aham brahmasmi“ (ich bin Brahman). Dasselbe göttliche Prinzip (brahmatattva) durchdringt alle Wesen als das atmische Prinzip (atmatattva).

Wir sagen, Soundso ist meine Ehefrau, Soundso mein Sohn, Soundso meine Schwiegertochter usw. Es sind alles illusorische, körperliche Beziehungen. Wir eignen sie uns an, sie sind nicht von Gott gegeben. Genauso gewährt Gott euch weder Freude noch Schmerz. Diese sind eure eigene Schöpfung. Sie beruhen auf eurer Bindung an den Körper. Solange ihr an den physischen Körper gebunden seid, werdet ihr nur Schmerz erfahren. Wenn dieser physische Körper erst einmal den Flammen übergeben ist, begleitet euch nichts. Atman, Selbst, Ich – es sind verschiedene Namen, die demselben atmischen Prinzip gegeben werden. Die Identifikation mit dem Körper geschieht durch das Individuum, was zu Ahamkara, Ego, führt. Aus diesem Grund gab Jesus den Rat, das kleine Ich, das Ego, zu kreuzigen, um Gott selbst zu werden.

Euer eigenes Selbst, der Atman, lenkt all eure Aktivitäten von innen. Dieses Selbst kennt weder Geburt noch Tod, so wie Brahman weder Geburt noch Tod kennt. Es ist ewig, wahr und unwandelbar. Wir müssen uns an dieses immerwährende Prinzip binden, nicht an sich ständig verändernde, vergängliche Dinge. Angenommen, ihr habt ein Mädchen geheiratet und nennt sie eure Ehefrau. Wer war sie vor der Heirat? Wer warst du? Zwischen euch bestand überhaupt keine Beziehung. Erst nach eurer Hochzeit wurdet ihr Mann und Frau und seid eine eheliche Beziehung eingegangen. Die Beziehung wurde von euch begonnen. Gott hat nichts mit diesen weltlichen Beziehungen zu tun. Er ist jedoch der ewige Zeuge von allem, was in dieser Welt geschieht.

Meditation, die Wiederholung des göttlichen Namens (japa) oder Yoga helfen einem nicht dabei, das atmische Prinzip zu erkennen. Noch sind die neun Formen der Hingabe: Zuhören, Singen, über Gott kontemplieren, seinen Lotosfüßen dienen, sich ehrfurchtsvoll verneigen, Gottesdienst, Dienstbarkeit, Freundschaft, Hingabe an das Selbst, hilfreich. Sie sind verschiedene Formen der spirituellen Disziplin, die wir selber aufgegriffen haben. Sie sind nicht von Gott gegeben. Wie viele Asketen gibt es nicht in dieser Welt, die strenge Askese ausüben? Wie viele Menschen gibt es nicht, die ständig Japa durchführen? Sogar während sie schlafen, bewegt sich die Gebetskette in ihrer Hand. Verleihen all diese spirituellen Übungen einem Befreiung, Moksha? Niemals! Man muss deshalb ständig an das atmische Prinzip denken. Wenn jemand euch fragt, wer ihr seid, solltet ihr, mit allem Glauben und Vertrauen, die euch zur Verfügung stehen, antworten können: „Ich bin Gott.“ Die Verkörperung des Atman ist in allen Menschen ein und dieselbe. Der Atman ist ewig und unwandelbar.

 Ich habe euch viele Male von Alexander dem Großen erzählt. Obwohl er große Teile der Welt erobert hatte, konnte er nicht einmal einen winzigen Bruchteil des Besitzes, den er angesammelt hatte, mit sich nehmen. Er musste diese Welt mit leeren Händen verlassen. Um der Welt diese Wahrheit vor Augen zu führen, gab er seinen Ministern die Anweisung, seinen Leichnam in einer Prozession durch die Straßen seiner Hauptstadt zu tragen, wobei beide Hände in erhobener Stellung Richtung Himmel weisen sollten. Als die Minister den Grund für diese eigenartige Anweisung vom Kaiser erfahren wollten, antwortete Alexander: „Ich habe viele Länder erobert und großen Reichtum angehäuft. Eine große Armee steht unter meinem Kommando. Dennoch begleitet mich nichts von alldem, wenn ich diesen sterblichen Körper verlasse. Ich gehe mit leeren Händen. Diese Wahrheit muss allen Leuten demonstriert werden.“

Wir mögen großen Wohlstand erwerben und ihn auf der Bank deponieren oder anderen Geld gegen Zinsen leihen; dennoch können wir, wenn wir unseren Körper verlassen, nicht einmal eine Handvoll Erde mit uns nehmen. Nichts von dieser Welt kommt mit uns. Wir mühen uns unnötig ab und entwerfen allerlei Pläne, über die wir unablässig Tag und Nacht nachdenken. Trotz all unserer Bemühung wird das, was unsere Hände zu verlassen hat, von uns gehen.

Der Körper gleicht einer Schaumblase. Der Geist ist wie ein verrückter Affe. Wenn ihr diesem verrückten Affen folgt, werdet ihr in Schwierigkeiten geraten. Wenn ihr hingegen euer Vertrauen in den Körper setzt, wisst ihr nicht, wann dieser Körper, der wie ein Schaumbläschen ist, platzen wird. Nichts ist dauerhaft. Der Atman allein ist ewig und unsterblich. Das ist Gott. Das Ich, Selbst, Gott, sind all die verschiedenen Namen, die das Göttliche bezeichnen. Der Atman, auf den als ‚Ich’ Bezug genommen wird, nimmt verschiedene Namen und Formen an. Gott hat sich als Rama, Krishna usw. verkörpert. Rama erlebte etliche Schwierigkeiten und zeigte große Ideale. Krishna demonstrierte zahlreiche göttliche Spiele und zog viele Menschen an. Schließlich verließ er seine sterbliche Hülle. Der physische Körper der Avatare durchläuft Veränderung, aber der göttliche Atman in ihrem Körper bleibt derselbe. Der Atman ist allgegenwärtig. Um dieses atmische Wissen (atmajnana) jedoch zu erlangen, müssen eure Entschlüsse (sankalpa) rein sein. Ihr müsst ständig an den göttlichen Atman denken. Eure Gedanken und Handlungen mögen sich verändern, ebenso die Methoden eurer Mantrenwiederholung, eurer Askese und eures Yoga, aber das Göttliche verändert sich nicht. Aus diesem Grund wurde das Göttliche als frei von Eigenschaften, rein, der höchste Wohnsitz, ewig, makellos, erleuchtet, frei und die Verkörperung der Heiligkeit beschrieben.

Die Menschen beten: „O Gott! Gewähre mir deinen göttlichen Darshan!“ Selbst wenn er euch seinen göttlichen Anblick gewährt, ist das nur vorübergehend. Er kommt und geht wie ein Blitz. Tatsächlich ist Gott sehr wohl in eurem eigenen Herzen anwesend. Er hört all eure Gebete. Er antwortet auf eure Gebete. Sogar wenn euer physischer Körper zu existieren aufhört, verbleibt der Atman. Dieser Atman ist ewig. Er nimmt verschiedene Formen an. Wir sehen in diesem Universum verschiedene Objekte wie die Sterne, die Sonne, den Mond usw. Obwohl sie gleich zu bleiben scheinen, durchlaufen sogar sie Veränderungen. Nur das Göttliche, welches die Grundlage von all diesem ist, ist unwandelbar und ewig.

Man sollte immer auf Reinheit bedacht sein. Tatsächlich hat sich dieses Land Bharat aufgrund seiner Reinheit und seines Charakters einen großen Namen und Ruf erworben.

Dieses Land Bharat war die Geburtsstätte vieler edler Frauen wie Savitri, die ihren verstorbenen Ehemann ins Leben zurückholte; Candramati, die mit der Macht der Wahrheit ein ungestümes Feuer auslöschte; Sita, die ihre Keuschheit bewies, indem sie unversehrt aus dem lodernden Feuer hervorkam und Damayanti, die einen bösen Jäger mit der Kraft ihrer Tugendhaftigkeit zu Asche reduzierte. Dieses fromme, edle Land erlangte Fülle und Wohlstand und wurde, wegen solch tugendhafter Frauen, zum Lehrer aller Nationen der Welt.

Ein guter Charakter ist sehr wesentlich, nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. Nur jemand mit Charakter kann als tugendhafter Mann oder tugendhafte Frau bezeichnet werden. Wir finden heutzutage Jungen und Mädchen, die sehr eng miteinander verkehren und sich verhalten, als wären sie Ehemann und Ehefrau. Aber wie lange? Nur kurze Zeit. Danach verändert sich die Situation. Wenn sie erst einmal verheiratet sind, wird der Junge an einen Ort gehen und das Mädchen wird woanders hingehen. Im göttlichen Wesen gibt es jedoch überhaupt keine Veränderung. Es ist üblich, dass Junge und Mädchen Diamantringe austauschen, wenn sie heiraten. Der Diamantring, der ein vergänglicher Gegenstand ist, ist Symbol des Göttlichen, das unwandelbar und jederzeit für die Menschen zugänglich ist. Wir sollten unseren Charakter wie einen Diamanten behüten. Auch in Übersee ist es Sitte, bei der Heirat Diamantringe auszutauschen. So hat nicht nur in Indien, sondern auch in allen anderen Ländern jede Sitte und Tradition eine Bedeutung.

Wie ich bereits zuvor erwähnt habe, sagt ihr alle: „Dies ist mein Körper (naa dehamu).“ Hier bezieht sich „naa“ auf die Sprache Telugu. Aber in Sanskrit bedeutet „naa“ „nein“. Demzufolge bedeutet es: „Ich bin nicht der Körper.“ So trägt jeder Ausdruck große Bedeutung in sich. Gott wird folgendermaßen beschrieben:

 Das kosmische Wesen hat Tausende Köpfe, Augen und Füße.

 Ihr habt nur einen Kopf, Gott hingegen Tausende. Was bedeutet das? Alle Köpfe in der gesamten Schöpfung sind sein! Ebenso unrichtig ist die Behauptung, Swami habe tausend Vollmonde gesehen (sahasra chandra darshan). Ich habe nicht nur eintausend, sondern Millionen und Abermillionen Vollmonde gesehen. Wie die Veden verkünden, ist der Mond die über euren Geist (mind) herrschende Gottheit. Ihr habt alle einen Geist. Ich habe all eure geistigen Zustände gesehen. Ich habe den Geisteszustand von Millionen Menschen auf der ganzen Welt gesehen. Also ist es so, als ob ich nicht nur eintausend, sondern Abermillionen Monde gesehen habe.

 Die Jungen sangen vor ein paar Minuten das Lied: „Es ist das Band der Liebe, das uns mit dir vereint.“ Ihr solltet dafür sorgen, dass dieses Band der Liebe nie vergeht. Äußerlich legen wir vielleicht verschiedene Eigenschaften an den Tag. Aber die inneren Gedanken oder Werte sind nur fünf: Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit. Diese sind innewohnende Eigenschaften, sie sind nicht von außen auferlegt. Ebenso wenig können sie in irgendeinem Geschäft gekauft werden. Sie sind dem Kern unserer Persönlichkeit tief eingeprägt. Unsere Aufgabe ist es, diese Eigenschaften zu manifestieren und sie in unserem täglichen Leben widerzuspiegeln. Das ist Educare. Bildung (education) hingegen bedeutet, sich Wissen anzueignen, welches sich auf die physische, säkulare Welt bezieht.

 Wahrheit ist ewig. Sie muss sich von innen manifestieren. Dasselbe gilt für Dharma. Es heißt: „Dharma ist die Basis der gesamten Welt.“Tatsächlich ist Wahrheit die Grundlage dieser Welt. Wahrheit ist Rechtschaffenheit (Dharma). Alle anderen Werte sind in der Wahrheit enthalten und haben ihren Ursprung in der Wahrheit. Liebe ist eine weitere Eigenschaft, die dem Menschen zu Eigen ist. Sie sollte manifestiert und mit allen geteilt werden. Wo Liebe ist, kann kein Hass sein. Liebe verwandelt sich in Gewaltlosigkeit. Wenn ein Mensch von Liebe erfüllt ist, kann er sich an keiner Form von Gewalt beteiligen. Wo keine Liebe ist, fügen die Menschen einander Schaden zu. Aus Wahrheit geht Rechtschaffenheit hervor. Wenn diese beiden Eigenschaften zusammenkommen, ist Friede das Ergebnis. Friede manifestiert sich als ruhiges, gelassenes Verhalten. Ein Mensch in diesem Zustand sagt: „Ich bin friedvoll.“ Manche Menschen antworten, wenn sie nach dem Zweck ihrer spirituellen Disziplin gefragt werden: „Um inneren Frieden zu erhalten.“ Aber wo ist Friede (peace)? In der äußeren Welt ist nur Aufruhr (pieces). Eine Mutter liebt ihr Kind. Sie wird ihr Kind unter keinen Umständen im Stich lassen, auch wenn sie provoziert wird. Liebe vertreibt die Wut. Wenn Gewaltlosigkeit in der Welt herrschen soll, müssen alle die Eigenschaft der Liebe kultivieren.

Es reicht nicht aus, wenn ihr euch selbst liebt. Ihr solltet auch eure Nächsten (Nachbarn) lieben. Ihr müsst das Gefühl entwickeln, dass alle zu euch gehören und dass derselbe Atman allen Menschen innewohnt. Zum Beispiel steht nur ein Mond am Himmel. Derselbe Mond spiegelt sich in tausend Gefäßen wider. Ihr werdet den Mond gesondert in jedem der Gefäße gespiegelt sehen. Könnt ihr deshalb behaupten, es gäbe tausend Monde? Nein! Genauso gibt es in den verschiedenen Ländern wie Indien, USA, Japan usw. keine einzelnen Sonnen. Eine Sonne allein erleuchtet die gesamte Welt. Die Zeit des Sonnenaufgangs unterscheidet sich jedoch in den verschiedenen Teilen der Welt. Jetzt ist es bei uns sechs Uhr abends, in

Amerika jedoch sechs Uhr morgens. In Japan ist es 12 Uhr mittags. Ihr könnt nicht auf der Basis dieser Zeitunterschiede behaupten, es gäbe mehr als eine Sonne am Himmel. Es gibt nur eine Sonne, die die ganze Welt erleuchtet. Genauso gibt es nur einen Gott, der sich in verschiedenen Menschen als der innere Bewohner befindet. Jeder verehrt ihn auf eigene Weise, indem er dem Göttlichen einen bestimmten Namen und eine bestimmte Form zuschreibt. Viele Leute versuchen, von mir den Geburtsplatz des Gottes Rama genannt zu bekommen. In den vergangenen Jahren traten viele Leute an mich heran und flehten mich an: „Swami, bitte sage uns, wo genau Rama geboren wurde.“ Ich sagte zu ihnen: „Rama wurde aus dem Schoß von Mutter Kausalya geboren.“

In der Tat, sucht ihr in der äußeren Welt nach euch selber? Nein! Eure wahre Natur ist nur in euch selbst zu finden. Ihr seid nur ihr selbst. Dem entsprechend ist es vergeblich, nach Gott zu suchen und zu fragen: „Wo kann ich Gott finden?“ Gott ist allgegenwärtig.

Mit Händen, Füßen, Augen, Kopf, Mund und Ohren, die alles durchdringen, erfüllt er das gesamte Universum.

Deshalb bringt es nichts, zu fragen: „Wo ist Gott?“ Versucht als Erstes euch selbst zu erkennen. Dann werdet ihr alles kennen. Leider versuchen die Menschen heutzutage, alles über die äußere Welt herauszufinden, ohne zuerst sich selbst zu kennen. Eine solche Übung ist zwecklos. „Erkenne dich selbst! Dann wirst du alles kennen.“ Erinnert euch selbst daran: „Ich bin die Verkörperung des göttlichen Atman, der Atman wohnt mir inne.“

Die Leute sagen oft: Dies gehört mir, dies ist mein …“. Aber wer ist dieses Mein? Auf wen bezieht es sich? Das Gefühl von mein ist eine Illusion. Die Menschen bemühen sich jedoch nicht, dies zu verstehen. Da ihr ein Individuum seid, sagt ihr „mein“. Aber Gott ist nicht auf einen bestimmten Namen und eine bestimmte Form begrenzt. Er ist das Ich-Prinzip, das alldurchdringend ist. Ihm werden verschiedene Namen und Formen zugeschrieben, aber er ist Einer und Einer allein! Es gibt nur eine Wahrheit, aber die Weisen drücken sie auf verschiedene Weise aus.Verschiedene Ausdrücke wie ich, ich bin Gott, ich bin Brahma, ich bin Vishnu, usw. beziehen sich auf nur einen Gott. Leider zerteilen die Leute das Göttliche (Swamis Wortspiel im Englischen: dividing the divine). Ihr solltet das Göttliche als eines allein behandeln.

Ihr solltet nicht zwischen den Menschen unterscheiden und sagen, dieser Mann ist mein Bruder, diese Person mein Schwiegersohn usw. Alle sind Brüder und Schwestern. Wenn ihr alle Menschen als eure Brüder und Schwestern betrachtet, wo bleibt dann das Gefühl der Unterschiedlichkeit der Einzelnen? Spiritualität lehrt genau dieses Gefühl der Einheit unter den Menschen. Die Leute behaupten, sie könnten Gott erkennen, indem sie Japa, Meditation und anderen spirituellen Übungen nachgehen. Aber wann und wo? Wie? Wenn sie die Augen schließen, werden sie nicht einmal die Person, die unmittelbar vor ihnen steht, sehen können. Wie können sie dann Gott in der Meditation schauen?

 Diese spirituelle Übungen sind dazu gedacht, den Geist zu beherrschen. Der Geist ist sehr unstet. Er wird immer durch Höhen und Tiefen beeinflusst. Wie könnt ihr dann einen so unsteten Geist beherrschen? Es ist nicht möglich. Es gibt nur einen Weg, den Geist zu beherrschen, und das ist die ständige Besinnung auf Gott. Oft erleben wir, wie Leute die Namen und Formen Gottes für die Kontemplation häufig wechseln. An einem Tag kontemplieren sie über Rama, am nächsten über Krishna und an einem weiteren Tag über Venkateshvara usw. Durch eine solche Kontemplation ist Geisteskontrolle nicht möglich. Wenn ihr Rama als den Gott betrachtet, der euch gefällt, dann haltet bis zum letzten Atemzug an diesem Namen und dieser Form fest. Dann werdet ihr mit Sicherheit Rama schauen (sakshatkara bedeutet nicht bloß ein physisches Schauen, sondern die direkte Erkenntnis und Erfahrung Gottes, Verwirklichung, A. d. Ü.).

Große Maler wie Ravi Varma porträtierten Rama in einer bestimmten Form. Aber Rama und Krishna sind nicht nur auf solche Formen beschränkt. Tatsächlich hat Gott keine besondere Form. Er nimmt zum Wohle der Devotees zu einer bestimmten Zeit eine bestimmte Gestalt an. Danach verschwindet sogar diese Form. Auf dem Markt werden viele Bilder und Gemälde von Gott in einer bestimmten Gestalt verkauft; Künstler wie Ravi Varma fertigten sie an. Hat Ravi Varma Rama oder Krishna tatsächlich gesehen? Nein; er hat nur Geschichten über Rama und Krishna gehört und ihre Gestalten nach seiner Vorstellung gemalt. Diese Bilder und Gemälde erinnern euch nur an das Göttliche. Weder Ravi Varma noch irgendeine andere Person hat Gott tatsächlich gesehen. Ihr seid wahrhaft Gott! Denkt nicht, Gott sei irgendwo an einem fernen Ort. Ihr selbst seid Gott. Entwickelt dieses Vertrauen. Wenn ihr euch jedoch als Gott betrachtet, müsst ihr göttliche Eigenschaften entwickeln. Erst dann seid ihr dazu berechtigt, euch als Gott zu betrachten.

Da niemand das Wesen des Göttlichen jemals auf diese Weise erklärt hat, sind die Menschen in dogmatische Theorien verfallen. Gott wohnt jedem Menschen, sogar allen Lebewesen, inne. Es gibt keine Stelle, an der Gott nicht gegenwärtig ist. Wo immer ihr hinschaut, Gott ist dort gegenwärtig. Tatsächlich braucht ihr nicht hierher zu kommen, um Gott zu sehen. Er ist sehr wohl an dem Ort, wo ihr wohnt, gegenwärtig. Ohne diese Wahrheit zu erkennen, geben die Menschen viel Geld aus und begeben sich auf Pilgerreisen. Das ist nicht das, was von euch erwartet wird. Entwickelt in euch die Eigenschaft der Liebe und teilt sie mit allen. Dann können alle Menschen eins werden. Alle sind eins, seid zu jedem gleich. Kein Lebewesen kann jemals ohne Liebe leben. Leben ist nur mit Liebe möglich. Entwickelt deshalb ein liebevolles Wesen. Wenn ihr heimgeht, schließt die Augen und denkt an Gott. Ihr werdet ihn gewiss in eurem eigenen Herzen finden. Wenn ihr eure Augen der äußeren Welt öffnet, seht ihr alles Mögliche. Was glaubt ihr, zu welchem Zweck euch die Augen gegeben wurden? Nur, um Gott zu sehen.

Wenn ihr einen Arzt aufsucht und euch über ein Problem in eurem Körper beklagt, wird er ein Röntgenbild eures Herzens, eurer Leber oder Niere anfertigen und feststellen, an welcher Krankheit ihr leidet. Spiritualität ist wie ein Röntgenbild, das eure wahre Natur enthüllt. Verankert Gottes Form in eurem Herzen und denkt unaufhörlich an ihn. Wechselt niemals, aus welchem Grund auch immer, diese Form. Ihr könnt gewiss sein, Gott zu erkennen. Ihr müsst nirgendwo sonst nach ihm suchen. Wenn ihr Swami sehen wollt, dann verankert Swamis Form auf dem Altar eures Herzens. Ihr könnt Swami dort sicherlich schauen. Wenn ihr ein Gefühl der Einheit mit ihm entwickelt, wird sich alles als gut für euch erweisen. Das müsst ihr heute erkennen. Feste kommen und gehen. Sonntag, Montag, Dienstag – Tage vergehen einer nach dem anderen. Samstag geht in Sonntag über. Aber Gott wird sich niemals verändern. Er ist ewig. Erkennt diese Wahrheit.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust, Publications Division, herausgegebenen gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Ansprache am 21.02.2009

Duldsamkeit ist die wahre Schönheit in diesem heiligen Land Bharat. Festhalten an der Wahrheit ist von allen Ritualen die größte Askese. Das nektargleiche Empfinden in diesem Land ist das Gefühl der Liebe zur eigenen Mutter. Charakter wird weit höher geschätzt als das Leben selbst. Die Menschen haben die grundlegenden Prinzipien dieser großen Kultur vergessen und imitieren die westliche Kultur. Ach! Ebenso wie ein mächtiger Elefant sich seiner eigenen Stärke nicht bewusst ist, sind die Bharatiyas sich der Größe ihres kulturellen Erbes nicht bewusst.

 Der Elefant, unfähig, die ihm innewohnende Kraft zu erkennen, ergibt sich unterwürfig den Anweisungen des Elefantenwärters, der für eine armselige Summe von ein paar Rupien arbeitet. Er steht auf und setzt sich hin, wie es der Elefantenwärter befiehlt, weil er es so von ihm gelernt hat. Auf ähnliche Weise folgen die Bharatiyas heute blindlings der westlichen Kultur und vergessen ihre eigene reiche und heilige Kultur. Bharats Kultur ist sehr heilig, kraftvoll und altehrwürdig. Sie ist ewig und ein wegweisendes Licht, das alle Länder der Welt leitet. Wie können die Bharatiyas ihre eigene große Kultur vergessen? Bharats Kultur schreibt vor, dass alle Menschen ihre Mutter und ihren Vater wie Gott verehren und respektieren sollten. Sie mahnt: Die Mutter ist Gott; der Vater ist Gott. Nicht nur das, sie ermahnt auch: Der Lehrer ist Gott und der Gast ist Gott. Wenn ihr dazu neigt, die Worte eurer eigenen Mutter zu missachten, wen sonst werdet ihr ehren und respektieren?

Verkörperungen der Liebe!

Wenn wir ständig stundenlang reden, neigen wir dazu zu vergessen, was wir wirklich mitteilen wollten. So viele Abweichungen und Verdrehungen schleichen sich in unsere Worte ein. Heute ist die gesamte Welt mit negativen Gefühlen angefüllt. Wen man auch trifft, was man auch sieht, Negativität ist weit verbreitet. Alles sind Widerspiegelungen eurer inneren Gedanken und Gefühle. Aber über all diesem ist eine Wesenheit, Atman genannt, welche die Verkörperung des göttlichen Selbst ist. Es gibt nur einen Atman, der in jedem Individuum, sogar in jedem Lebewesen, wohnt. Die Bhagavadgita verkündet: Der ewige Atman in allen Wesen ist Teil meines Wesens. Was diesen Aspekt angeht, ist keinerlei Raum für Zweifel oder Dualität. Der Atman oder Brahman ist das Eine ohne ein Zweites. Deshalb heißt es: Ein Mensch, der dual denkt, ist halb blind.

Das Göttliche wird in den Veden folgendermaßen beschrieben: Das kosmische Wesen hat Tausende Köpfe, Augen und Füße. Es bedeutet, dass das eine Göttliche sich durch Millionen Individuen ausdrückt und dass alle göttlich sind. Wir neigen dazu, diese große Wahrheit zu vergessen und glauben, dass die Individuen voneinander getrennt sind. Streit und Konflikte zwischen den Menschen begannen in dem Augenblick, da die Menschheit ihre grundlegende Einheit vergaß. Es wird Zeit, dass dieser Trend umgekehrt und die grundlegende Einheit der Menschen untereinander wieder hergestellt wird. Zusammen mit der Einheit sollte Reinheit existieren. Wo Einheit und Reinheit zusammenkommen, dort ist Göttlichkeit. Die Kombination von Einheit, Reinheit und Göttlichkeit wird zur Verwirklichung des atmischen Prinzips (âtmatattva) führen. Die Upanischaden, insbesondere die Taittiriya-Upanishad, befassen sich ausführlich mit diesem Atmatattva. Wenn man erst einmal Glauben an dieses Atmanprinzip entwickelt, wird man in all seinen Unternehmungen erfolgreich sein.

Das Atmanprinzip oder das göttliche Bewusstsein durchdringt das gesamte Universum. Nicht einmal ein Grashalm kann sich ohne dieses göttliche Bewusstsein bewegen. Alles in diesem Universum ist die Widerspiegelung dieses Atmanprinzips bzw. des göttlichen Bewusstseins. Dasselbe Atmanprinzip wohnt in allen Menschen, unabhängig von Religion, Kaste, Bekenntnis und Nationalität. Das gilt sogar für Avatare. Die Namen und Gestalten der

Avatare Rama, Krishna etc. mögen sich unterscheiden. Aber das Atmanprinzip in ihnen ist eines allein. Sie alle lebten bis zur Vollendung ihrer avatarischen Mission in ihrer menschlichen Hülle, und wenn ihre Aufgabe vollendet war, verschwanden sie. Folglich sind die physischen Körper nicht von Dauer. Tatsächlich ist nichts in dieser vergänglichen Welt von Dauer, nicht einmal die großen Avatare. Der Atman ist die einzige Wesenheit, die ewig ist. Der Atman ist jenseits von Geburt und Tod. Er ist unwandelbar. Alles andere in diesem Universum hat einen Anfang und ein Ende, nicht aber der Atman. Deshalb muss man unerschütterlichen Glauben an dieses Atmanprinzip entwickeln. Leider neigen wir heutzutage dazu, dieses wahre, ewige Atmanprinzip zu vergessen und entwickeln Vertrauen in die äußere Welt. Wir spinnen ein Netz der Einbildungskraft um die Freuden, die diese vergängliche Welt anzubieten hat. Schließlich landen wir in Leid und Schwierigkeiten. Atmatattva ist die einzige Wesenheit, die wahr, ewig und unwandelbar ist. Alles andere unterliegt im Lauf der Zeit dem Wandel. Selbst der menschliche Körper durchläuft verschiedene Stadien wie Kindheit, Pubertät, Jugend und Alter. Aber der Einzelne bleibt in all diesen Veränderungen derselbe. Heutzutage passt der Mensch sich ständig den Veränderungen der Zeit, Situationen und Umgebung an. Wer sich auf diese Weise verändert, ist kein Mensch im wahren Sinn. Wer ist ein wahrer Mensch? Jemand, der keinen Wandel erfährt, jemand, dessen Glaube an das Atmanprinzip unerschütterlich und beständig ist. Das ist Selbstvertrauen. Wer dieses Selbstvertrauen entwickelt, kann sich einen dauerhaften Platz in der Weltgeschichte sichern.

Ihr alle wisst um Abraham Lincoln, den früheren Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Er war ein perfektes Vorbild für ein solches Selbstvertrauen. Er stammte aus einer sehr armen Familie und konnte sich angemessene Kleidung und Bücher nicht leisten. Er war so arm, dass er unter den Straßenlaternen lernen musste. Seine Mutter unterstützte ihn mit dem wenigen Geld, das sie verdiente, indem sie alte, abgetragene Kleider flickte. Eines Tages machten sich seine Klassenkameraden, die reich waren und schöne Anzüge, Stiefel und Hüte trugen, über ihn lustig und verspotteten ihn, indem sie sagten, er wäre es nicht wert, in diesem armseligen Aufzug mit ihnen zu gehen, und er solle auf dem Fußweg laufen. Er kam weinend nach Hause, klagte seiner Mutter sein Leid und erzählte, wie er beleidigt und gedemütigt worden war. Seine Mutter tröstete ihn mit den Worten: „Mein lieber Sohn! Lass dich nicht durch Lob oder Tadel beeinflussen. Verstehe unsere häusliche Situation. Dein Vater kann es sich nicht leisten, für deine Bildung Geld auszugeben. Entwickele Selbstvertrauen. Das ist dein Besitz.“

Diese Worte hinterließen einen bleibenden Eindruck in Lincolns zartem Herzen. Er eignete sich, ständig durch seine Mutter gestützt und ermutigt, Selbstvertrauen und Selbstachtung an. Er hatte sogar ein paar Gelegenheitsjobs und verdiente etwas Geld für seinen Lebensunterhalt. Der gute Ruf, den er sich in der Gesellschaft erwarb, brachte ihm die Achtung und Liebe seiner Mitmenschen ein. Im Lauf der Zeit gaben seine Freunde und Gönner ihm den Rat, bei den Wahlen zu kandidieren. Sie versprachen ihm ihre Unterstützung und ihre Stimmen. Auf ihren Rat hin kandidierte er bei den Wahlen und gewann. Er wurde Präsident von Amerika. So wurde Abraham Lincoln, der Sohn eines armen Handwerkers mit kaum genügend Geld, um auch nur die Grundschulbildung zu ermöglichen, Präsident von Amerika, und zwar nur aufgrund harter Arbeit und durch das Selbstvertrauen, welches seine Mutter ihm einflößte. Ohne Selbstvertrauen können die Menschen keine großen Höhen erreichen. Nicht einmal die neun Formen der Hingabe:Zuhören, singen, sich auf Gott besinnen, seinen Lotosfüßen dienen, verneigen, Gottesdienst, Dienstbereitschaft, Freundschaft und Selbsthingabe, können helfen. Ein noch so großes Ausmaß an spiritueller Disziplin wird ohne Selbstvertrauen kaum etwas bringen. Deshalb wünsche ich, dass ihr alle Selbstvertrauen entwickelt. Seht euren Prüfungen mit Selbstvertrauen entgegen. Ohne Selbstvertrauen können nicht einmal eure Freunde helfen. Vergesst nicht, dem Rat eurer Mutter zu folgen, denn: Die Mutter ist Gott. Sie wird euch immer schützen, wo ihr auch seid. Wer die Anweisungen seiner Mutter respektiert und ihnen aufrichtig folgt, wird im Leben vorankommen, wie es im Fall von Abraham Lincoln der Fall war.

Leider zollen die Menschen heutzutage ihren Müttern nicht den gebührenden Respekt und die angemessene Anerkennung. Sie schrecken nicht einmal davor zurück, sie vor anderen zu erniedrigen, wenn sie hohe Positionen einnehmen. Wenn irgendwelche Gäste oder Offizierskollegen ihre Häuser besuchen und sich nach der Mutter erkundigen, antworten sie, sie sei ein Dienstbote. Diese Verhaltensweise steht völlig im Gegensatz zu den vedischen Vorschriften, welche die Menschen dazu aufrufen, die Mutter wie Gott zu behandeln. Sie ist in der Tat die lebende Gottheit. Sie ist der erste Guru eines Menschen. Sie ist die einzige Person, die selbstlos das Wohlergehen ihrer Kinder wünscht und dafür arbeitet. Jene, die den Rat ihrer Mutter missachten, werden in ihrem Leben niemals erfolgreich sein. Sogar in fremden Ländern erreichten Leute wie Abraham Lincoln hohe Stellungen, indem sie den Anweisungen ihrer Mutter folgten und indem sie Selbstvertrauen entwickelten. Wir halten die Ausländer für groß. Aber nicht alle Ausländer können für groß erachtet werden. Nur jene, die ihre Mutter respektieren und ihrem Rat folgen, sind groß. Wenn ihr den Rat eurer Mutter ignoriert, könnt ihr sicher sein, im Leben Schwierigkeiten zu haben. Folgt ihrem Rat aus ganzem Herzen. Entwickelt die Angewohnheit, den Wünschen eurer Mutter unbedingten Gehorsam zu leisten, ohne einen Nebengedanken. Nur dann wird euer Leben friedvoll sein.

Die Frauen von Bharat machten sich dank ihrer herausragenden Eigenschaft der Tugendhaftigkeit einen großen Namen und erlangten Ruhm. Sie sollten nicht gering geachtet werden. Einige Beispiele solch edler Frauen sind es wert, erinnert und nachgeahmt zu werden. Savitri konnte durch die Kraft ihrer Tugend ihren verstorbenen Ehemann ins Leben zurückbringen. Sita war eine große Frau, die ins Feuer ging, um ihre Keuschheit zu beweisen, und unversehrt herauskam. Es gab etliche solcher Beispiele in diesem Land Bharat, das der ganzen Welt ein wegweisendes Licht war. Bharat ist ein heiliges Land. Wie gesegnet ihr seid, in diesem großen Land Bharat geboren zu sein! Ihr müsst deshalb euer Leben heiligen, indem ihr der reichen und heiligen Kultur dieses Landes folgt. Bharat ist ein heiliges Land, in dem die Eigenschaften der Großherzigkeit und des Opfers blühten. Bharats spirituelle Sichtweise ist unvergleichlich. Tatsächlich ist es diese spirituelle Sicht, die dieses Land seit undenklichen Zeiten nährte und es zu großen Höhen emporhob. Die Einwohner dieses Landes genießen sogar heute Frieden und Glückseligkeit, wohingegen die ganze Welt schwierige Zeiten durchlebt. Aus diesem Grund besuchen Menschen aus allen anderen Nationen dieses Land und finden hier Trost. Wir müssen dieses reiche spirituelle Erbe erhalten.

Wenn jemand einen Studenten fragt, was er tut, erwidert dieser, er konzentriere sich auf seine Studien. Aber die wahre Bedeutung von Konzentration liegt darin, seinen Geist auf ein bestimmtes Objekt zu konzentrieren. Kontemplation ist der nächste Schritt. Der letzte Schritt ist Meditation. Auf diese Weise sind Konzentration, Kontemplation und Meditation die drei Schritte in der spirituellen Disziplin. Meditation bedeutet nicht nur, still zu sitzen und die Augen zu schließen. Einen unerschütterlichen, stetigen Geist zu bewahren, ist Meditation. Die Leute glauben, Konzentration sei eine große Übung. Aber es ist nur der erste Schritt in der spirituellen Disziplin, die anderen sind Kontemplation und Meditation. Konzentration ist wie die Grundschulbildung, Kontemplation wie die höhere Schulbildung und Meditation ist Universitätsbildung. Erst nachdem man die Universitätsebene erreicht hat, ist man qualifiziert, einen Abschluss zu erlangen. Unsere alten Rischis erreichten alle dieses Stadium und meditierten über das Göttliche. Wenn man die Ebene der Meditation erreicht, gibt es keinen Raum für irgendwelches Schwanken, und der eigene Glaube an das Göttliche festigt sich. Ihr müsst diese Ebene erreichen. Ihr könnt viele Bücher studieren und eure Prüfungen in der

Schule oder im College bestehen. Aber nur wer die Ebene der Meditation erreichte, besteht die von Gott vorgeschriebene Prüfung.

Liebe Studenten! Seid nicht stolz auf eure Leistung, gute Noten oder eine Auszeichnung. Nicht die Noten zählen. Ihr solltet darauf achten, keine Bemerkungen zu erhalten, denn diese sind die Folge eures Verlusts an Selbstvertrauen. Entwickelt deshalb Selbstvertrauen, um im Leben wirklich Erfolg zu haben.

 (Swami singt den Bhajan „Bhajana bina..“ und fährt mit seiner Rede fort:)

Verkörperungen der Liebe!

Meditiert ständig auf einen Namen und eine Form Gottes, die euch liegt. Es ist unwichtig, welchen Namen und welche Form ihr für eure Wiederholung des Gottesnamens (nâmasmarana) wählt. Alle Namen und Formen gehören dem einen Gott. Er ist Atmasvarupa, die Verkörperung des göttlichen Atman. Er nimmt verschiedene Formen an und wird durch verschiedene Namen angebetet. Nur Gott kann die Wünsche der Devotees erfüllen. Er ist es, der euch Kräfte und Positionen gewährt. Ohne ihn könnt ihr keinerlei Position erreichen. Alle sind nur Nullen (zeros)! Mit Gottes Gnade kann man ein Held (hero) werden.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust, Publications Division, herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. S. B., Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Shivaratri, 23.02.2009

Verkörperungen der Liebe!

Seit wir geboren sind, haben wir erlebt, dass jeder Tag zur Nacht wurde. Aber nicht all diese Nächte können Shivarâtri genannt werden. Die Menschen meditieren über die Herrlichkeit des göttlichen Namens, besingen sie, lauschen dieser Herrlichkeit und erfahren die Göttlichkeit Shivas, des Herrn. Da die gesamte Nacht in Meditation und mit dem Singen zur Ehre von Shivas göttlichem Namen zugebracht wird, wird diese Nacht Shivaratri genannt. Nicht nur diese Nacht, wann immer ihr die ganze Nacht in Meditation über den göttlichen Namen verbringt, ist diese Nacht gleichfalls Shivaratri.

Gott Shiva ist kein gesonderter Avatar. Tatsächlich sind Hari und Hara (Vishnu und Shiva) jenseits (der Reichweite) der eigenen Kontemplation. Sie sind jenseits des physischen Körpers. Viele Menschen kontemplieren über sie als Avatare mit einem physischen Körper, verehren sie in einer bestimmten Gestalt und entwickeln einen tiefen Drang, sie in einer spezifischen Form zu visualisieren. Aber wer hat dem Göttlichen diese Formen zugeschrieben? Mit Sicherheit haben sie (Vishnu und Shiva) sich nicht in diesen Formen inkarniert. Künstler wie Ravi Varma haben sie, auf der Grundlage bestimmter Beschreibungen in den Schriften und Puranas, entsprechend ihrer Vorstellung gemalt. Das ist alles!

Tatsächlich sind Vishnu und Shiva nicht auf eine physische Struktur begrenzt. Sie sind jenseits der Beschreibung. Sie sind formlos und eigenschaftslos. Gott ist eigenschaftslos, makellos, der höchste Wohnsitz, ewig, rein, erleuchtet, frei und die Verkörperung der Heiligkeit. Auch die Devotees sind es seit Jahrtausenden gewohnt, über jene Formen zu kontemplieren und diese zu verehren. Sie wollen Gott in jenen Formen schauen. Gott ist jenseits der Beschreibung und nicht auf eine bestimmte Form begrenzt. Kein Künstler, wie herausragend er auch sein mag, kann jemals Gottes Bild malen. Wie kann ein Künstler die Gestalt Gottes malen, der formlos ist? Jedoch nimmt Gott entsprechend den Wünschen der Devotees verschiedene Gestalten an. Wer immer Gott in der Form, die ihm gefällt, schauen möchte, dem zeigt sich Gott in jener Form. Das ist nur für jenen bestimmten Moment. Es ist nicht dauerhaft. Alle Gott zugeschriebenen Formen existieren nur zeitweilig. Das Göttliche ist jenseits von Name und Form.

Einst kam die Göttin Lakshmi zu Parvati (Shivas Gemahlin, A. d. Ü.) und wunderte sich:

O Gauri (ein anderer Name Parvatis)! Du bist sehr jung und Sambashiva ist alt, seine Locken sind verfilzt und er trägt ein Tigerfell; Er reitet auf einem Stier und ist ständig unterwegs, Er ist mit Schlangen geschmückt. Wie konntest du um ihn freien? Weißt du das alles nicht? Er hat kein eigenes Haus und schläft auf dem Friedhof.

Parvati, durch diese Bemerkungen zutiefst verstört, ging zu Shiva und fragte: „Du hast kein eigenes Haus. Du gehörst keiner bestimmten Kaste oder Sippe an. Außerdem bist du androgyn (ardhanarîshvara). Wie kannst du dich dann Gott nennen?“ Shiva antwortete, dass Gott jenseits von Name, Kaste und Abstammung ist. Dann wandte er sich Lakshmi zu und fragte: „O Mutter Lakshmi! Kennst du das Vorleben deines eigenen Ehemannes? Er ist ständig unterwegs, um seine Devotees zu schützen und hat keine Zeit für Essen und Schlaf. Falls er sich jemals hinsetzt, um etwas zu essen, betet irgendein Devotee wie Draupadi unterdessen: „O Gott Krishna! Ich bin in großen Schwierigkeiten. Bitte rette mich.“ Sofort lässt er sein Essen stehen und eilt los, um sie zu retten. Auf diese Weise ist er ständig unterwegs, um seine Devotees wie Narada oder Prahlada zu schützen. Wie konntest du um einen solchen Herrn freien, der nicht einmal Zeit zum Essen und Ausruhen hat?“ Dann stellte Shiva klar, dass Gott weder Name noch Form hat, er ist unwandelbar, er wird weder geboren noch stirbt er, er hat weder Anfang noch Ende, er ist ewig und die Verkörperung des Atman. Er betonte auch, dass es des Menschen Illusion ist, Gott einen Namen und eine Form zuzuschreiben. Der formlose Gott manifestiert sich mit einer bestimmten Form und einem bestimmten Namen, entsprechend den Wünschen der Devotees, um ihre Sehnsucht zu erfüllen.

Gott ist formlos und eigenschaftslos. Es sind die Devotees, die Gott Namen, Formen und Eigenschaften zuschreiben und dann zufrieden sind. Alle Namen und Formen sind flüchtig (anitya) und unwahr (asatya). Die einzige ewige und wahre Form Gottes ist der Atman. Alles in der Welt mag sich verändern, aber der Atman wird niemals eine Veränderung erfahren. Das gesamte Universum ist im Atman enthalten. Dies wird auch göttliches Bewusstsein oder Aham oder Brahman genannt. Die Menschen missverstehen diese ewige Wahrheit und schreiben ihr verschiedene Namen und Formen zu.

Wenn der formlose Gott eine Form annimmt, ist es für die Menschen natürlich, über diese Form zu meditieren und sie anzubeten. Wenn sie das tun, gibt es den Menschen große Zufriedenheit und sie erfahren Glückseligkeit dabei. Es ist in Ordnung, solange diese Form verbleibt. Wenn diese göttliche Form erst einmal zu existieren aufhört, was werdet ihr tun? Das Glück und die Glückseligkeit, die aus der Verehrung einer bestimmten Form Gottes entstehen, sind nur aus eurer Illusion geboren. Die physischen Hüllen dauern eine bestimmte Zeitspanne an und hören dann auf zu existieren. Später nimmt das Göttliche andere Formen an. Ihr seid zum Beispiel jetzt an diesen physischen Körper gebunden. Ihr verehrt diesen Körper und bezieht große Zufriedenheit und Glückseligkeit daraus. Aber nach einiger Zeit könnte dieser Körper verschwinden, wie die früheren Avatare. Ihr solltet dann nicht traurig sein. Wenn der göttliche Atman, der in diesem physischen Körper inkarniert ist, seinen ewigen Wohnsitz erreicht, ist das eine freudige Angelegenheit, keine traurige. Im Tretayuga kam der Rama-Avatar. Er ging ins Exil in den Wald und vernichtete etliche Dämonen, einschließlich des großen Dämonenkönigs Ravana. Schließlich ging er, als er seine avatarische Mission erfüllt hatte, in den Fluss Sarayu und verschwand. Das gleiche geschah mit Gott Krishna im Dvaparayuga, der seine sterbliche Hülle verließ, nachdem er vom Pfeil eines Jägers im Wald getroffen worden war. So sind die körperlichen Hüllen immer vergänglich und unwahr.

Dieser Körper besteht aus den fünf Elementen und wird früher oder später vergehen, aber sein Bewohner kennt weder Geburt noch Tod. Der Bewohner hat überhaupt keine Bindung und ist der ewige Zeuge. Tatsächlich ist der Bewohner, der die Form des Atman hat, wahrhaftig Gott

Ihr solltet deshalb niemals den physischen Körper für dauerhaft halten. Die Körper erscheinen entsprechend der Zeit und den Umständen. Wenn die vorgeschriebene Zeit abgelaufen ist, verschwinden sie einfach. Sogar die durch den physischen Körper gemachten Erfahrungen verschwinden. Angenommen, ihr haltet die physischen Körper für wahr; wenn ihr jetzt den Darshan Gott Krishnas vom Dvaparayuga haben wollt, wie soll das geschehen? So lange er in jenem Körper lebte, erschien er in Mathura, Brindavan, Gokul, Dwaraka etc. und machte die Menschen mit seinem Darshan, Sparshan und Sambhasan (Anblick, Berührung, Gespräch) glücklich. Nehmt das Beispiel einer elektrischen Glühbirne. Jede Birne hat eine besondere Wattzahl, die eine begrenzte Zeitspanne funktioniert. Die Avatare gleichen diesen Glühbirnen. Gott hat sich über eine Zeitspanne hinweg in der Form verschiedener Avatare inkarniert. Ihr solltet nicht an die physische Gestalt eines bestimmten Avatars gebunden sein, sondern eher an das formlose, eigenschaftslose Höchste Göttliche (parabrahman), das sich in verschiedenen Zeitaltern als verschiedene Avatare inkarnierte.

Ihr wurdet als Säugling geboren und seid zum Kind, Jugendlichen und älteren Menschen herangewachsen. All diese verschiedenen Lebensstadien gelten nur für eine begrenzte Zeitspanne. Aber ihr, als Individuum, existiertet in all den verschiedenen Stadien. Die Avatare kommen, erfüllen ihre Mission und verschwinden. Ihr müsst deshalb über das Göttliche meditieren, das wahr und ewig ist.

Die spirituelle Disziplin umfasst drei Aspekte: Konzentration, Kontemplation und Meditation. Momentan ist euer Blick auf diese Form fixiert, das ist Konzentration. Wenn diese Form sich nach einiger Zeit wegbewegt, schaut ihr weiterhin mit eurem geistigen Auge auf diese Form, das ist Kontemplation. Als Ergebnis dieser Übung prägt sich diese Form eurem Herzen dauerhaft ein. Das ist Meditation. Wenn ihr weiterhin so meditiert, bleibt die Form permanent in eurem Herzen. Ihr beschränkt gegenwärtig euer Sadhana nur auf Konzentration und Kontemplation. Diese zwei Stadien sind bloß vorübergehend. Es ist wahr, der erste Schritt in eurer spirituellen Disziplin ist Konzentration. Die Konzentration muss in Kontemplation und später in Meditation übergehen. In diesem Endstadium der Meditation werdet ihr weiterhin die Form Gottes visualisieren, sogar wenn ihr eure Augen schließt. Die alten Rischis wendeten diese Form der Meditation an. Das ist der Grund, warum Gott sich vor ihnen manifestierte, wann immer sie es wünschten, mit ihnen sprach und ihre Wünsche erfüllte.

 

Das formlose, eigenschaftslose Parabrahman ist unwandelbar und ewig. Es repräsentiert die höchste Wirklichkeit. Es ist unter verschiedenen Namen wie Rama, Krishna, Sai usw. bekannt. Macht keinerlei Unterscheidung zwischen den Namen, denn Parabrahman ist jenseits von Namen und Formen. Verankert diese höchste, endgültige Wirklichkeit auf dem Altar eures heiligen Herzens und meditiert über sie.

Manche Menschen neigen dazu, die Schriften und Puranas falsch zu interpretieren, so wie es ihnen passt und ihren selbstsüchtigen Zielen genehm ist. Eine kleine Geschichte hierzu: Einst gab ein Hochstapler sich als entsagender Wandermönch aus, stand vor einem Haus und bettelte mit den Worten: Bbhavati bhiksham dehi – ich bin hungrig, bitte gib mir zu essen“, um Nahrung. Die Hausfrau hörte seine Bitte, kam nach draußen und sagte zu ihm: „Bitte geh zum Fluss, nimm ein Bad und komm zurück. In der Zwischenzeit werde ich das Essen für dich bereitstellen.“ Da zitierte der „Mönch“ eine Zeile aus den Puranas: „Das beständige Rezitieren des Namens Govinda zählt so viel, wie ein Bad zu nehmen.“ Sofort erkannte die Hausfrau, dass die vor ihrer Tür stehende, um Essen bettelnde Person kein wahrer Entsagender war und erwiderte: „Lieber Sohn! Das unaufhörliche Rezitieren des Namens Govinda kommt einer Mahlzeit gleich. Du kannst gehen.“

Es heißt, das Gesicht sei ein Hinweis auf die geistige Verfassung (mind). Das Gesicht spiegelt unsere inneren Gedanken und Gefühle wider. Wenn der sogenannte Mönch in dieser Geschichte wirklich an die Herrlichkeit des göttlichen Namens geglaubt hätte, hätte er ein Bad nehmen sollen, bevor er um Essen bat. Er war ein Faulpelz. Er wollte essen, um seinen Hunger zu stillen, war aber nicht geneigt, sich vor dem Essen zu waschen. Ihr solltet solchen Betrügern niemals Glauben schenken.

Manche Menschen sitzen still, schließen die Augen und behaupten, sie würden meditieren. Das ist keine Meditation. Sie mögen still sitzen, aber ihr Geist wandert vielleicht umher und denkt an alles Mögliche. Nur wenn der Geist fest ist und unerschütterlich auf die höhere Wirklichkeit fixiert ist, kann man von Meditation sprechen. Meditation ist das Stadium, welches auf Kontemplation folgt. Ein kleines Beispiel: Ihr habt euch bei den halbjährlichen Prüfungen vielleicht die besten Noten gesichert, aber das berechtigt euch noch nicht zu einem Diplom. Erst nachdem ihr die Abschlussprüfungen bestanden habt, seid ihr berechtigt, ein Diplom zu erhalten. Kontemplation und Meditation sind den halbjährlichen und den Abschlussprüfungen vergleichbar. So repräsentiert Spiritualität ein höheres Stadium im Leben. Heutzutage sind die Menschen damit beschäftigt, physischen und weltlichen Dingen hinterherzurennen und vergessen moralische und spirituelle Ziele. Wie können sie dann spirituellen Fortschritt erlangen? Wenn man eine spirituelle Erfahrung haben will, muss man die nötige Kraft erlangen, um die Abschlussprüfungen abzulegen. Zu sagen: „Dies ist mein Körper, mein Haus, mein Eigentum“ usw., repräsentiert den physischen Aspekt. Wenn ihr sagt: „Dies ist mein Körper“, bedeutet es, dass „mein“ gesondert ist. Das heißt, ihr seid von eurem Körper verschieden. Dasselbe gilt, wenn ihr „meine Gedanken“ (mind), „mein Intellekt“ (buddhi), „meine Psyche“ (citta) usw. sagt. Es bedeutet, sie sind alle von euch verschieden. Demzufolge ist eure wahre Natur das Ich, welches von allem, was ihr „mein Körper, mein Geist, mein Intellekt“ nennt, verschieden ist. Ihr müsst all euere Handlungen (karman) opfern. Das bedeutet, ihr solltet eure Handlungen mit der Einstellung durchführen: Verrichtet alle Handlungen im Geist der Hingabe an Gott.Nur dann werdet ihr unsterblich werden.

 Wenn ihr den wahren, ewigen Zustand erreichen wollt, müsst ihr das Atmanprinzip verwirklichen. Allein die Upanischaden beschäftigen sich ausführlich mit Atmatattva, nicht die Epen wie Bhagavatam und Ramayana. Dasselbe Atmatattva, das ist dieselbe höchste Realität, inkarniert sich von Zeitalter zu Zeitalter, um Dharma wiederherzustellen, wann immer es einen Niedergang erfährt, so wie es in der Bhagavadgita verkündet wird:

Oh Arjuna: Wann immer Dharma verfällt und Adharma (Rechtlosigkeit) sein Haupt erhebt, inkarniere ich mich von Zeitalter zu Zeitalter, um Dharma wieder einzusetzen.

Verankert Gott auf dem Altar eures heiligen Herzens und meditiert beständig über ihn. Haltet unerschütterlich an ihm fest, trotz allen Leids, aller Schwierigkeiten und Schicksalsschläge, die euch vielleicht widerfahren. Sie belästigen euren Körper, nicht aber euch. Denn ihr seid vom Körper getrennt. Der Körper ist wie eine Schachtel, in die Gedanken- und Gefühlswelt, Intellekt, Psyche, Sinne und innere Antriebskraft gepackt sind. Wir kultivieren, durch unseren Kontaktes mit der äußeren Welt, Eigenschaften wie Zorn, Eifersucht, Neid, Stolz usw. Erst wenn wir uns von diesen Eigenschaften befreien, erleben wir Frieden. Wir müssen deshalb unsere spirituelle Disziplin mit Wahrheit und Dharma beginnen. Wenn Wahrheit und Dharma sich vereinen, wird Friede, Shanti, herrschen. Friede erzeugt Liebe. Wo Friede ist, kann kein Hass sein. Wenn wir jemandem gegenüber Hass entwickeln, bedeutet das, dass die Quelle der Liebe in unserem Herzen vertrocknet ist. Wenn in unserem Herzen Liebe ist, werden wir nicht zornig, selbst wenn jemand uns beschuldigt. Normalerweise sind uns alle gleichgültig, wenn wir zornig sind. Viele Leute sprechen schlecht über mich, klagen mich an und plagen mich sogar. Aber es stört mich nicht. Ich bin immer glücklich und glückselig. Das ist wahre Liebe. Wo Zorn, Hass und Eifersucht sind, dort ist keine Liebe. Wir sollten deshalb immer dem Motto folgen: „Liebe alle, diene allen!“ Die Grundlage, auf der diesem Prinzip zu folgen ist, ist Wahrheit und Dharma. Sprecht immer die Wahrheit und folgt Dharma.

Entgegen diesem Prinzip halten die Leute heutzutage viele Vorlesungen über Dharma, ohne selber den Weg des Dharma zu gehen. Unter solchen Umständen kann Dharma nicht überleben. Es heißt: Es gibt kein größeres Dharma, als die Wahrheit zu sprechen. Wahrheit und Dharma sind wie die zwei Arme, zwei Beine und zwei Lippen im menschlichen Körper. Nur wenn die zwei Lippen zusammen arbeiten, kann ein Mensch sprechen. Entsprechend herrscht nur dann Friede, wenn Wahrheit und Dharma zusammenkommen. Wo kein Dharma ist, dort kann keine Liebe sein. So bilden Wahrheit und Dharma die Grundlage für alle anderen Werte wie Friede, Liebe und Gewaltlosigkeit.

 (Bhagavan singt den Bhajan „Prema mudita“ und fährt mit seiner Ansprache fort:)

 Verkörperungen der Liebe!

Meditiert immer über den göttlichen Namen, übt nicht nur Kontemplation, sondern Meditation. Diese Meditation sollte mit Liebe zu Gott geschehen. Ohne Liebe wird eure Meditation nicht das gewünschte Ergebnis erreichen. Eure Liebe zu Gott sollte Tag und Nacht kontinuierlich sein. Es kann geschehen, dass, wenn ihr zu Gott um die Erfüllung eines Wunsches betet und die Dinge entgegengesetzt verlaufen, ihr wütend werdet und Hass auf ihn entwickelt. Aber das hat nichts mit Spiritualität zu tun. Eure innewohnende Natur und Liebe zu Gott sollte niemals einen Wandel erfahren. Ihr solltet damit fortfahren, euch an den göttlichen Namen zu binden. Das ist wirkliche Meditation. Wenn ihr in tiefer Meditation seid, sollte nichts in der äußeren Welt für euch sichtbar sein, sogar wenn ihr eure Augen öffnet.

Ein anderer Aspekt, in dem ihr sehr achtsam sein müsst, ist euer Reden. Zu viel reden ist sehr schlecht. Ergeht euch nicht in übermäßigem Reden. Versucht, eure Natur zum Besseren zu verändern. Bewahrt so weit wie möglich Schweigen und seid still. Sprecht so viel wie nötig ist. Antwortet auf den Punkt. Wenn ihr mehr sprecht, werdet ihr als Quasselstrippe gebrandmarkt werden. Zu viel reden ist nicht gut, sogar vom gesundheitlichen Standpunkt aus. Das ist sehr wichtig, vor allem was Kinder betrifft. Ihr müsst von jungen Jahren an euren Geist beständig halten. Nicht das Studieren von Lehrbüchern ist wichtig, sondern euren Geist zu festigen. Lehrbücher könnt ihr immer lesen, im Klassenzimmer, im Wohnheim usw.

Seid ihr glücklich? (Alle Studenten antworten einstimmig, sie seien glücklich).

 (Bhagavan beendet seinen Diskurs mit den Worten:)

Seid immer glücklich, glücklich, glücklich!

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust, Publications Division, herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. S. B., Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Ramas Geburtstag, 03.04.2009

Süßer als Zucker, geschmackvoller als Joghurt, ja, süßer, als Honig ist Ramas Name. Die ständige Wiederholung dieses lieblichen Namens schenkt einem den Geschmack göttlichen Nektars. Man sollte deshalb unablässig an Ramas Namen denken. Bharat ist das Mutterland vieler edler Seelen, die in allen Kontinenten der Welt Ruhm und Ehre erlangten. Dies ist das Land tapferer Menschen, welche die Fremdherrschaft überwanden und Unabhängigkeit erreichten. Dies ist das Land,  das sich in Musik, Literatur und anderen Künsten hervortat. Da ihr in diesem großen Land Bharat geboren seid, oh Jungen und Mädchen, ist es eure heilige Aufgabe, sein reiches kulturelles Erbe zu schützen.

Die Bharatiyas kennen heutzutage ihre Größe nicht, so wie ein Elefant seine eigene Kraft nicht kennt. Der Elefant gehorcht der Anweisung des Elefantenwärters, setzt sich hin, wenn er zum Sitzen aufgefordert wird, und steht auf, wenn es von ihm verlangt wird. Auf dieselbe Art und Weise imitieren die Bharatiyas, unter dem Einfluss der westlichen Bildung und Erziehung, die Kultur des Westens.

Die Bharatiyas haben große Möglichkeiten, und ihr Herz ist voller Hingabe. Es gibt keinen unter ihnen, der nicht den göttlichen Namen von Geburt an rezitiert. Sie geben ihren Kindern die verschiedenen Namen Gottes und denken dadurch ständig an Gott. Es gibt in Bharat kein Dorf ohne einen Ramatempel. Sogar in den kleinen Weilern errichten Dorfbewohner in einer kleinen Hütte oder einem einfachen Gebäude einen Altar für Rama, Lakshmana und Sita, der für den täglichen Gottesdienst gedacht ist.

Von Anfang an maßen die Bharatiyas der Spiritualität größere Bedeutung bei als weltlichen und materiellen Bestrebungen. Hauptursache für den Frieden und den Fortschritt Bharats ist die Hingabe der Bharatiyas an Gott. Gegenwärtig werden viele Länder der Welt von großen Problemen und Schwierigkeiten heimgesucht. Bharat ist von solchen Schwierigkeiten jedoch weit entfernt. Die Einwohner Bharats haben vielleicht finanzielle Probleme, aber sie führen ein glückliches Leben, indem sie sich völlig Gottes Willen ergeben.

 

Die Bharatiyas setzen ihr Vertrauen in das Selbst als Grundlage ihres Lebens, statt in materielle Besitztümer, Eigentum und Wohlstand. In der Tat basiert ihr ganzes Leben auf diesem Vertrauen, und sie haben trotz großer Schwierigkeiten und Entbehrungen Fortschritte gemacht. Wenn die Bharatiyas ihr Leben auf Vertrauen in das Selbst gegründet haben, wie können sie dann weltlichen und materialistischen Bestrebungen irgendeine Bedeutung beimessen? Sogar in ihrer täglichen Konversation nehmen sie auf ihr Selbst Bezug, indem sie sagen: „Das weiß nur mein Atmarama.“

Wir sollten Rama oder Krishna nicht auf einen bestimmten Namen oder eine bestimmte Form begrenzen. Diese Namen wurden ihnen nach ihrer Geburt gegeben. Sie wurden nicht mit diesen Namen geboren. Die Bharatiyas haben die Wahrheit erkannt, dass Gott der Bewohner des menschlichen Herzens ist. Deshalb sind sie in der Lage, allen Schwierigkeiten und Leiden zu trotzen und ein glückliches Leben zu führen. Man sollte in Glück und Leid, Gewinn und Verlust, Sieg und Niederlage gleichmütig bleiben, verkündet die Bhagavadgita. Freude und Schmerz sind Bestandteil des menschlichen Lebens. Wann immer die Bharatiyas Leiden und Schwierigkeiten erleben müssen, betrachten sie diese als die Boten des Glücks. Dank solch edler Empfindungen haben sie herausragende Positionen erlangt. Ihr Glaube an Gott ist unerschütterlich, sogar im Angesicht von Unglücksfällen wie Bombenexplosionen, Überschwemmungen und Flugzeugabstürzen. Jene, welche ihr Leben auf Gottvertrauen gründen, werden niemals Kummer, Leid und Schwierigkeiten begegnen. Ihre Schwierigkeiten werden kommen und gehen, gleich vorbeiziehenden Wolken.

Wer in diese Welt geboren wurde, wird mit Sicherheit eines Tages sterben. Nichts in dieser Welt ist dauerhaft. Eines allein ist dauerhaft, und das ist der Atman oder das Selbst. Die Menschen verlangen nach Befreiung, dem Himmel und Vaikuntha, aber nicht einmal diese sind dauerhaft. Das einzig Dauerhafte ist der Atman, und das ist die einzige Wahrheit. Ihr könnt in dieser Welt so viele Formen sehen, aber keine von ihnen ist dauerhaft, ausgenommen der Atman.

 Lasst uns jetzt unsere Aufmerksamkeit auf das Ramayana lenken. Dasharatha hatte drei Ehefrauen – Kausalya, Sumitra und Kaikeyi. Kausalya gebar als Erstes ein Mädchen, das Shanta genannte wurde. Dasharatha übergab sie einem seiner Freunde, der sie als Tochter adoptierte. Sie wurde mit dem Weisen Rishyashringa verheiratet, der Dasharathas Putrakamyeshti-Yagna durchführte. Als unter dem Rezitieren der entsprechenden Mantras für dieses Yagna Opfergaben im Opferfeuer dargebracht wurden, kam ein strahlendes Wesen aus dem Feuer hervor und überreichte Dasharatha ein Gefäß mit Payasam (süßer Pudding) und der Anweisung, ihn gleichermaßen unter seinen Königinnen aufzuteilen. Entsprechend verteilte Dasharatha das Payasam an Kausalya, Sumitra und Kaikeyi. Kausalya und Kaikeyi brachten ihren Anteil des Puddings in ihren jeweiligen Andachtsraum. Beide waren glücklich in dem Glauben, ihr Sohn würde der zukünftige König von Ayodhya werden, doch Sumitra hatte keine solchen Anrechte. Sie war ein Muster an Tugend. Ihr Name Sumitra selbst sagt, dass sie einem jeden ein guter Freund war. Sie trug ihre Schale Pudding auf die Terrasse und stellte sie auf die Brüstung, während sie ihr Haar in der Sonne trocknete. Plötzlich stieß ein Adler herab und trug die Schale fort. Sumitra eilte hinunter und berichtete Kausalya und Kaikeyi, was geschehen war. Kausalya und Kaikeyi waren bereit, ihr zu helfen, und teilten ihren Pudding mit ihr. Kausalya gab die Hälfte ihres Anteils Sumitra und Kaikeyi tat das Gleiche.

Zu gegebener Zeit gebar Kausalya Rama, Kaikeyi Bharata und Sumitra gebar Lakshmana und Shatrughna. Kausalya und Kaikeyi hatten jede einen Sohn, Sumitra hingegen hatte zwei Söhne. Kausalyas und Kaikeyis Söhne spielten glücklich in ihrer Wiege. Sumitras Söhne hingegen weinten ständig und tranken keine Milch. Sumitra konnte die Ursache ihres Weinens nicht herausfinden. Schließlich suchte sie den Weisen Vasishtha auf und erzählte ihm von ihrer misslichen Lage. Der Weise Vasishtha schloss seine Augen in Meditation, und seine yogische Schau befähigte ihn, die Wahrheit zu erkennen. Er sagte zu Sumitra: „Da du von dem heiligen Pudding aßest, den Kausalya dir gab, hast du Lakshmana geboren, der ein Teil von Rama ist. Entsprechend ist Shatrughna aus dem Anteil Pudding geboren, den Kaikeyi dir gab. Also ist er ein Teil von Bharata. Lege Lakshmana an Ramas Seite und Shatrughna an Bharatas Seite. Dann werden sie friedlich ruhen.“ Sumitra tat, was Vasishtha ihr sagte. Lakshmana und Shatrughna hörten zu weinen auf und begannen, vergnügt in ihrer Wiege zu spielen. Dies war die Grundlage der engen Beziehung zwischen Rama und Lakshmana, Bharata und Shatrughna. Beide Söhne Sumitras, Lakshmana und Shatrughna, waren immer mit Rama und Bharata zusammen. Auf diese Weise wuchsen alle vier Söhne Dasharathas in einer Umgebung der Liebe und des Glücks auf. Sumitra war sehr glücklich, weil sie dachte, ihr Sohn Lakshmana würde Rama dienen und Shatrughna Bharata, wenn sie heranwuchsen.

Wo wurde Rama geboren? Viele Menschen hegen vielerlei Zweifel hinsichtlich des Platzes seiner Geburt. Er wurde in Ayodhya geboren. Wurde die Stadt Ayodhya von einem gewöhnlichen Sterblichen erbaut? Nein, nein. Sie wurde von Vishvakarma, dem göttlichen Architekten selbst, errichtet. Er baute sie in einer solchen Weise, dass kein Feind in sie eindringen konnte.

Nachdem Rama die Hand Sitas gewonnen hatte, indem er am Hofe Janakas Shivas Bogen spannte, wurde seine Hochzeit mit Sita in Mithila mit großer Freude durchgeführt. Die Einwohner von Mithila waren außer sich vor Freude und sangen fröhliche Lieder.

Seid alle willkommen zu Ramas Hochzeit! Gemeinsam werden wir die freudvolle Szene anschauen. Viele haben sich bereits versammelt, in ihre schönsten Gewänder gekleidet. Die Damen sind mit Halsketten aus reinen, schimmernden Edelsteinen geschmückt. Rama wird heute das Hochzeitsband mit der wunderschönen Sita knüpfen. Oh, was für ein feines Paar sie abgeben! Vater Dasharatha hat ein üppiges Festmahl vorbereitet. Alle gebildeten Weisen sind unter Vasishthas Vorsitz versammelt. Oh, was für eine Menschenmenge sich eingefunden hat, um zu jubeln, weil ihr Herz vor Freude überfließt. Die Hochzeit des heiligen Paares Rama und Sita, ein solcher Anblick ist in der Tat selten. Der Anblick wird großen Verdienst verleihen. Rama sieht aus wie der kühle Vollmond, und Sita ist ein passendes Abbild. Der mitfühlende Rama, der alle liebt, wird seine Gnade über uns alle ausgießen. Eilt schnell herbei, um die heilige Hochzeit von Rama und Sita zu schauen!

Es schien, als wäre die gesamte Bevölkerung von Ayodhya nach Mithila gekommen, um die Hochzeit von Sita und Rama mitzuerleben. Dasharatha, all seine Minister und alle Familienmitglieder nahmen als Ehrengäste an der Hochzeit teil. Nach den Hochzeitsfeierlichkeiten brachen alle nach Ayodhya auf.

Unterwegs hörten sie einen ohrenbetäubenden Krach. Als sie sich umschauten, um herauszufinden, woher der Krach gekommen war, fanden sie sich Parashurama gegenüber, der sehr grimmig aussah. Alle waren beunruhigt und begannen nachzudenken: „Was soll dieses große Hindernis nach der herrlichen Feier der Hochzeiten?“ (zugleich mit Rama wurden auch seine Brüder verheiratet, Anm. d. Ü.) Gutes und Schlechtes folgen immer aufeinander. Nachdem sie in Mithila große Freude erlebt hatten, wurden sie jetzt auf ihrem Weg nach Ayodhya mit einer schwierigen Situation konfrontiert. Dasharatha und andere wurden von Furcht ergriffen. Parashurama trat auf sie zu und fragte: „Wer hat Shivas Bogen zerbrochen?“ „Ich habe es getan“, sagte Rama. „Wenn dem so ist, lass uns sehen, ob du meinen Bogen spannen kannst.“ Mit diesen Worten gab er seinen Bogen in Ramas Hände. Mit seiner Linken spannte Rama diesen Bogen und bestückte ihn mit einem Pfeil. Als Parashurama das sah, entbot er Rama seinen respektvollen Gruß und ging seiner Wege. Voller Freude über den Sieg erreichten sie alle Ayodhya und beteiligten sich mit großer Freude und Begeisterung an den dortigen Festlichkeiten. Die Einwohner von Ayodhya veranstalteten ein Freudenfest.

Wie Lakshmanas Mutter Sumitra so war auch seine Ehefrau Urmila eine Frau mit großen Tugenden. Als Lakshmana zu ihr ging, um ihr mitzuteilen, er werde Rama begleiten und vierzehn Jahre im Wald verbringen, sagte sie: „Es ist dein größtes Glück. Du solltest Sita und Rama als deine Mutter und deinen Vater betrachten und ihnen dienen. In Ayodhya hast du Kausalya, Sumitra und Kaikeyi, aber im Wald hast du nur eine Mutter, und das ist Sita. Du solltest mich vergessen und Sita und Rama mit vollkommener Hingabe dienen.“ Lakshmana war glücklich, diese Worte Urmilas zu hören und sagte bei sich: „Was für eine tugendhafte Ehefrau ich habe!“

Nach Ramas, Lakshmanas und Sitas Aufbruch in den Wald und nach dem Tod Dasharathas kehrte Bharata nach Ayodhya zurück. Als ihm die Krone von Ayodhya angeboten wurde, verweigerte er die Annahme mit den Worten, dies wäre allein das Recht des ältesten Sohnes; deshalb werde er in den Wald gehen und Rama bitten, zurückzukommen und über Ayodhya zu herrschen. Als er in den Wald zog und Rama diese Bitte vortrug, erklärte dieser: „Wir müssen der Anweisung unseres Vaters folgen. Ansonsten ist unser Leben null und nichtig.“ Rama versprach Bharata, er werde nach der Zeitspanne der vierzehn Jahres seines Exils mit Sicherheit nach Ayodhya zurückkehren. Daraufhin bat Bharata Rama, ihm seine Sandalen zu geben, die er auf den Thron stellen und anbeten wollte. Bei seiner Rückkehr nach Ayodhya betrat Bharata den Palast nicht. Er lebte in einer kleinen Hütte und führte das Leben eines Entsagenden, genauso wie Rama im Wald.

Als Rama, Lakshmana und Sita während ihrer Reise in Pancavati weilten, kam Ravana in der Verkleidung eines Wandermönches und entführte Sita. Rama wurde großen Schwierigkeiten ausgesetzt, aber er meisterte sie alle lächelnd. Hanuman reiste nach Lanka auf der Suche nach Sita. Er konnte den Ozean mit der Kraft von Ramas göttlichem Namen überqueren. Tatsächlich kann man jede gewaltige Aufgabe vollbringen, indem man über Ramas Namen kontempliert. Es war die Kraft von Ramas Namen, welche die Affen die Brücke über das Meer bauen ließ, damit Rama und seine Armee Lanka erreichen konnten. Rama musste mit Ravana, dem König der Dämonen, kämpfen. Im Verlauf dieser Schlacht wurde Lakshmana von einem Geschoss getroffen und verlor das Bewusstsein. Rama war tief bekümmert und klagte: „Ich kann vielleicht wieder eine Frau wie Sita finden, aber einen Bruder wie Lakshmana kann ich nicht bekommen.“ Dann brachte Hanuman Sushena, den medizinischen Experten von Lanka, der sagte: „Es gibt eine Pflanze namens Sanjivini auf einem Berg im Himalaya-Gebiet. Wenn du diese Pflanze herbeibringst, kann Lakshmana wieder zum Leben erweckt werden.“ Hanuman wurde losgeschickt, die Sanjivinipflanze zu holen, um Lakshmana wieder zum Leben zu erwecken. Hanuman wusste nicht, woran er diese besondere Pflanze erkennen sollte, deshalb hob er den gesamten Berg, auf dem die Pflanze wuchs, und setzte ihn vor Rama ab. Mit Hilfe der Pflanze wurde Lakshmana wiederbelebt. Da umarmte Rama ihn und sagte: „Lakshmana, ohne dich ist mein Leben sinnlos. Du bist immer bei mir gewesen und hast mich auf vielerlei Weise beschützt. Nichts in dieser Welt ist mir lieber als du. Du bist wahrhaftig mein Leben selbst.“ Rama tötete Ravana schließlich und rettete Sita aus dessen Gefängnis.

Mittlerweile waren die vierzehn Jahre von Ramas Exil vorüber. Als das Ende dieser Zeit herannahte und Bharata keinerlei Zeichen von Ramas Rückkehr nach Ayodhya wahrnehmen konnte, machte er sich bereit, sein Leben aufzugeben und wollte sich auf dem Scheiterhaufen opfern. Da Rama diese Situation vorhergesehen hatte, schickte er Hanuman voraus, um Bharata zu benachrichtigen, dass Rama sich auf dem Weg zurück nach Ayodhya befinde. Bharata war überglücklich, als er diese gute Nachricht vernahm. Alle Einwohner von Ayodhya ebenso wie Bharata und die gesamte Familie warteten sehnsüchtig auf Ramas Ankunft in Ayodhya. Als Rama, Lakshmana und Sita aus dem Pushpaka-Vimana stiegen, bereiteten Bharata und alle Einwohner von Ayodhya ihnen ein herzliches Willkommen. Bald nach Ramas Ankunft in Ayodhya wurden Vorbereitungen für seine Krönung getroffen. Die Einwohner von Ayodhya waren begeistert, dass Rama ihr König werden würde.

Die Studenten sangen soeben folgendes Lied: „Verehre auf immer die Lotusfüße von Rama, Kausalyas Sohn, die Sita so lieb sind, die von Bharata verehrt werden und am Wohnsitz des höchsten Friedens sind; die Füße, denen Lakshmana und Hanuman dienten und welche Ahalya erlösten.“

Lakshmana war überglücklich, als er Ramas freundliche Worte hörte. Rama liebte Lakshmana sehr, mehr als irgendjemanden sonst. Genauso liebte Lakshmana Rama sehr. Er handelte niemals Ramas Anweisungen zuwider. In der Tat hegten alle Brüder – Rama, Lakshmana, Bharata und Shatrughna – große Liebe zueinander. Sie herrschten in großer Einigkeit über Ayodhya. Es war nicht Rama allein, der das gesamte Königreich verwaltete; alle seine Brüder halfen ihm dabei, das Königreich zu regieren.

Das Ramayana lehrt uns viele Lektionen in Moral und Ethik. Tatsächlich sind alle Charaktere dieses großen Epos großartige Vorbilder, denen die Menschheit folgen sollte. Süßer als Zucker, geschmackvoller als Joghurt, ja, süßer als Honig, ist Ramas Name. Gibt es etwas Größeres als Ramas Namen? Wir sollten diese Wahrheit verstehen und uns tagein tagaus an seinen Namen erinnern.

Große Epen wie das Ramayana und das Mahabharata lehren uns viele moralische und ethische Werte. Wahrheit ist der höchste dieser Werte.Es gibt kein größeres Dharma, als an der Wahrheit festzuhalten. Dharma wird aus Wahrheit geboren, und aus Dharma geht Friede hervor, und aus Frieden Liebe. Wo Liebe ist, kann kein Hass sein. Wer Liebe hat, wird Gewaltlosigkeit üben. Wahrheit, rechtes Handeln, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit (sathya, dharma, shanti, prema und ahimsa) sind die fünf menschlichen Grundwerte. Wer diese menschlichen Werte praktiziert, ist ein Mensch im wahren Sinne des Wortes. Selbst wenn es jemandem an einem dieser Werte mangelt, kann man ihn nicht einen vollkommenen Menschen nennen. Deshalb sollten wir alle fünf Werte entwickeln. Leider finden wir, wenn wir das gegenwärtige Szenario betrachten, nirgendwo Wahrheit, und wir hören nicht einmal das Wort Dharma. Deshalb wird der Mensch heutzutage von Friedlosigkeit geplagt. Die Menschen wollen Frieden (peace), aber was sie erhalten, ist nur Aufruhr (pieces)! Durch den Mangel an Frieden ist Liebe im Menschen nicht zu finden. Deshalb sollten wir Frieden entwickeln. Nur dann wird sich Liebe in uns entfalten. Wenn Liebe in uns Wurzeln schlägt, werden wir keine Feinde haben. Dann werden alle unsere Freunde werden. Deshalb sollte der Mensch Liebe entwickeln und alle als seine Brüder und Schwestern betrachten. Das ist die Essenz des Ramayana.

Nur um dieses Prinzip der Liebe zu demonstrieren, habe ich das Wohnprojekt in Orissa durchgeführt. (Swami ließ Häuser für Menschen errichten, die in Orissa nach den Überschwemmungen obdachlos geworden sind; die Schlüssel wurden kurz vor Ramnavami den Betroffenen in einer Veranstaltung hier in Prashanti übergeben, Anm. d. Ü.). Wir sollten einander lieben und helfen. Die Katastrophe, die ihnen zugestoßen ist, kann jedem geschehen. Wenn ihr sie glücklich macht, werdet auch ihr glücklich sein. Deshalb sollten wir alle vereint sein.

Lasst uns alle zusammen sein, lasst uns alle gemeinsam wachsen, lasst uns alle vereint bleiben und gemeinsam in Intelligenz wachsen. Lasst uns zusammen in Freundschaft und Harmonie leben.

Nur wenn wir gemeinsam in Intelligenz wachsen, kann es Einheit geben. Wir sollten in Einheit leben und arbeiten. Niemand sollte irgendjemanden hassen. Falls irgendein Gedanke des Hasses einen Augenblick in euch aufkommt, solltet ihr ihn beiseite schieben und vom nächsten Moment an das Gefühl der Einheit entwickeln. Liebe allein vereint alle.

Prema mudita…

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust, Publications Division, herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. S. B., Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Kodaikanal, 29.04.2009

Die Schöpfung geht aus der Wahrheit hervor und mündet wieder in die Wahrheit ein. Gibt es irgendeinen Platz im Kosmos, wo die Wahrheit nicht existiert? Schaut diese reine, makellose Wahrheit.

Jeder wünscht sich Frieden und Glück. Niemand will Leiden und Schwierigkeiten. Ajit Popat erwähnte in seiner Rede, dass alle Verkörperungen Gottes sind. Gott ist eins. Es gibt keine zweite Wesenheit. Zu glauben, es gäbe eine zweite Wesenheit, ist Unwahrheit. Es gibt also keine zweite Wesenheit.

Angefangen von winzigen Ameisen, Mücken und Vögeln bis hin zu mächtigen Elefanten ist jedes Lebewesen Gottes Manifestation. Sogar die Bäume, Hügel und Berge sind Manifestationen Gottes. Da dies so ist, wie kann es dann eine zweite Wesenheit geben? Eine zweite Wesenheit ist bloß eure Einbildung und Illusion. Sie ist eure eigene Schöpfung. Denkt nur einmal nach, woher euer Körper gekommen ist. Ihr behauptet, er sei von euren Eltern gekommen. Nein, nein. Ihr seid nicht von euren Eltern gekommen. Ihr seid aus euch selbst gekommen. Es gibt nur eine Wesenheit. Wo ist die Existenz der zweiten?

Aber die Menschen setzen heutzutage ihr Vertrauen in die Vielfalt und nicht in die Einheit. Was bedeutet Einheit? Einheit ist nicht die Kombination von Vielen; es ist die Verwirklichung der Einheit. Wenn überall um euch herum Spiegel sind, seht ihr eure vielen Gestalten. All diese sind eure verschiedenen Formen. Aber das ist nicht die Wahrheit. Derjenige, der die Frage stellt, und derjenige, der sie beantwortet-, beide sind ein und derselbe. Alle sind eins. Gott ist in menschlicher Gestalt. Dieselbe Person erscheint in vielen Formen. Diese Formen als verschieden voneinander zu betrachten, ist ein Irrtum.

Wenn ich in das Mikrophon spreche, lauscht ihr meiner Stimme. Es gibt nur einen Redner, aber dieselbe Stimme wird von vielen Ohren gehört.Ich bin die einzige Wirklichkeit in allen Wesen. Es gibt nur eine Wahrheit, aber die Weisen nennen sie bei verschiedenen Namen. Am Himmel ist nur eine Sonne, aber wir sehen ihre Widerspiegelung in vielen Flüssen, Teichen und Gefäßen. Es gibt nur eine Sonne, aber wo immer Wasser ist, kann man ihr Spiegelbild sehen. Wenn ihr Wasser in einen Teller gießt, könnt ihr sogar in diesem Wasser die Widerspiegelung der Sonne sehen. Bedeutet das, dass die Sonne im Wasser ist? Nein, nein, es handelt sich nur um die Widerspiegelung der Sonne. Genauso gibt es nur einen Atman. Gedanken und Gefühlsbereich (mind), Intellekt, Unterbewusstsein und Egobewusstsein gleichen verschiedenen Gefäßen. Es gibt somit nur das eine Göttliche..

Alles ist Gott. Wenn ihr anders denkt, ist das nur eure Täuschung (mâyâ). Wenn oben die Sonne scheint, könnt ihr ihre Widerspiegelung in allen Wasserspeichern sehen. Sogar wenn das Wasser schmutzig ist, könnt ihr ihre Spiegelung sehen. Aber wenn das Wasser völlig verschmutzt ist, könnt ihr ihre Widerspiegelung selbstverständlich nicht sehen. Ebenso könnt ihr, wenn euer Herz rein und klar ist, die unmittelbare Manifestation Gottes darin schauen. Aber euer Herz ist unrein. Wenn ihr euer Herz gründlich reinigt, könnt ihr Gott sehr wohl schauen.

Gott wohnt allem inne. Angefangen vom neugeborenen Baby bis zum Erwachsenen und alten Menschen, Er ist in jedem gegenwärtig. Ein kleines Baby wächst heran und wird schließlich alt. Das Baby, die Frau und die alte Dame sind dieselbe Person. Aufgrund ihrer Denkweise sehen die Menschen viele verschiedene Formen.

Aber Gott hat keine verschiedenen Formen. Tatsächlich ist er formlos. Er hat jedoch viele Namen. Obwohl er viele Namen hat, entsprechen sie alle den vielen Widerspiegelungen desselben Gottes. Ihr könnt die Spiegelung der Sonne in fließendem ebenso wie in stehendem Gewässer sehen. In fließendem Wasser scheint die Spiegelung zu schwanken, aber in stehendem Wasser ist auch die Spiegelung beständig. Aufgrund eurer Täuschung entwickelt euer Geist (mind) Bindung an die Welt. Alles in dieser Welt ist bloß eine Projektion von Maya, der täuschenden Schöpfungskraft.

Hiranyakashipu fragte seinen Sohn Prahlada: „Wo ist Gott? Du rezitierst ständig ’Narayana, Narayana’. Wer ist Narayana?“ Prahlada antwortete: „Der Mensch selbst ist Narayana. Wo du auch hinschaust, du siehst nur Narayana. Er ist in mir, er ist in dir, er ist in allen anderen.“

Hiranyakashipu fragte daraufhin: „Ist er hier in dieser Säule?“ „ Er ist mit Sicherheit in ihr“, erwiderte Prahlada. Da nahm Hiranyakashipu eine Keule und zerschlug damit die Säule. Sogleich sah er die Manifestation des Gottes Vishnu. Deshalb, wo ihr auch hinschaut, Gott ist da. Aber Menschen wie Hiranyakashipu glauben nicht an Gott.

Obwohl in der Schöpfung völlige Einheit herrscht, betrachten wir sie vom Blickwinkel der Verschiedenheit. Wir sagen: „Er ist mein Vater, sie ist meine Mutter, sie ist meine ältere Schwester, sie ist meine jüngere Schwester.“ Auf der Grundlage von Formen entwickeln wir Beziehungen. Woher stammen diese Beziehungen? Nichts kann ohne das Einheitsprinzip existieren.

Hier ist ein Beispiel. Ein Hund kam in einen Raum voller Spiegel und sah in den Spiegeln viele Hunde. Als er so viele Hunde im Raum sah, bekam er es mit der Angst zu tun und hielt sie für eine Gefahr für sein Leben. Um der Situation zu entkommen, sprang er einen der Spiegel an, denn er hielt sein eigenes Spiegelbild darin für einen anderen Hund. Als er das tat, sah er den Hund im Spiegel ebenfalls hochspringen. Bei dem Vorgang zerbrach der Spiegel. Da glaubte der Hund, an dem Platz gäbe es keinen anderen Hund und rannte aus dem Raum. Er war sehr erleichtert, dass er sich vor so vielen anderen Hunden retten konnte. Aber wo waren diese vielen Hunde? Er sah sein eigenes Spiegelbild in vielen Spiegeln.

Dasselbe gilt für die Menschen von heute. Wenn man alle anderen Formen als die eigene Widerspiegelung im Spiegel der Welt betrachtet, wird man das Einheitsprinzip erkennen. Also gibt es keine gesonderten Wesenheiten wie Vater, Mutter, Brüder und Schwestern. Durch die eigene Täuschung entwickelt man jedoch weltliche Beziehungen und behauptet: „Sie ist meine Schwester, er ist mein Bruder, er ist mein Vater, sie ist meine Mutter.“ Dies sind alles bloß physische Beziehungen und nicht die Beziehungen auf der Grundlage eurer göttlichen Wirklichkeit. Versucht zu verstehen, dass derselbe Atman in allen gegenwärtig ist. Aber ihr entwickelt weltliche Beziehungen und vergesst dabei das Atmanprinzip.

Ihr behauptet: „Sie ist meine Ehefrau“, aber vor der Hochzeit wart ihr beide voneinander getrennt. Erst nach der Heirat sagt ihr „meine Frau, meine Frau“. Wie habt ihr diese Beziehung von Ehemann und Ehefrau entwickelt? Es beruht nur auf eurer Illusion. Aufgrund von Täuschung und Illusion begeht man viele Fehler und frönt vielen unerwünschten Aktivitäten.

Wo ihr hinschaut, dort ist Gott, und Gott ist Einer. Die Menschen sagen: „Er ist Rama, Er ist Krishna, Er ist Shiva, Er ist Vishnu.“ Was bedeutet das? Heißt das, dass Vishnu, Shiva, Rama und Krishna verschiedene Wesenheiten sind? Es sind die verschiedenen Namen desselben Gottes. Dank eurer eigenen Vorstellung erscheint Gott in einer bestimmten Gestalt vor euch. Wenn ihr über Krishnas Form kontempliert, so wie sie von Künstlern wie Ravi Varma dargestellt wurde, wird Gott sich in Gestalt Krishnas vor euch manifestieren. Ebenso wird Gott in Gestalt Ramas vor euch erscheinen.

Aber Gott ist weder Rama noch Krishna. Ihr allein seid Rama und Krishna. Die Formen von Rama und Krishna sind nichts als eure eigenen Widerspiegelungen. Wenn ihr sagt: „Ich will Rama“, manifestiert Gott sich in Ramas Gestalt vor euch. Entsprechend erscheint er, wenn ihr sagt: „Ich will Krishna“, in Gestalt Krishnas vor euch. All diese Formen sind nichts als eure eigenen Spiegelbilder.

Sowohl Leid als auch Glück befinden sich in der Welt. Wenn ihr in Schwierigkeit seid, klagt ihr: „Ach, warum hat Gott mir dieses Problem geschickt? Welche Sünde habe ich begangen?“ Wenn ihr jedoch Wohlstand erwerbt und glücklich seid, behauptet ihr: „Es ist mein gutes Los.“ Weder ist das eine euer Glück noch ist das andere schlecht. Wenn ihr gute Gedanken habt, werdet ihr gute Ergebnisse haben. Wenn ihr jedoch schlechte Gedanken habt, werden die Folgen schlecht sein. Gutes und Schlechtes kommen nicht von außen.

Alles ist Gott. Wenn die Leute einen Skorpion erblicken, haben sie Angst, er könne sie stechen. Aber tatsächlich ist Gott sogar in diesem Skorpion. Es gibt kein Wesen, dem Gott nicht innewohnt. Aber ihr müsst euch von eurer Täuschung befreien.

Die Menschen haben zu viele Wünsche. Diese übermäßigen Wünsche sind die Ursache der Täuschung. Die Menschen sollten deshalb ihre Wünsche reduzieren. Wie sollte man das tun?

Alle Wünsche sind vom Geist (mind) geschaffen, der sich willkürlich verhält. Gedanken (mind) sind die Ursache von Bindung und Befreiung des Menschen. Ihr solltet euch anstrengen, dem Weg der Befreiung zu folgen. Dann wird kein Raum für Täuschung sein.

Die Menschen sind jedoch voller Wünsche, und die Ursache aller Wünsche ist der Geist (mind; Gedanken und Vorstellungen). Beherrscht deshalb zuallererst euren Geist. Wenn ihr das tut, werdet ihr nicht einmal einen einzigen Wunsch haben. Deshalb heißt es: Weniger Gepäck schafft mehr Bequemlichkeit und macht das Reisen zu einem Vergnügen. Gott wird sich nur dann über euch freuen, wenn ihr das Gepäck eurer Wünsche reduziert. Mehr Wünsche werden zu einer großen Lebensbürde. Mit weniger Gepäck werdet ihr glücklicher sein.

Wenn man unverheiratet ist, denkt man: „Was ich besitze, mit dem kann ich zurechtkommen. Sogar wenn ich manchmal hungern sollte, macht es mir nichts aus.“ Aber wenn man verheiratet ist und Kinder hat, trägt man eine so große Sorgenlast. Woher sind Frau und Kinder gekommen? Sie sind aus derselben Quelle gekommen wie ihr. Ihr haltet jemanden für eure Ehefrau, weil ihr Bindung an sie entwickelt habt. Könnt ihr jede Frau eure Ehefrau nennen? Nein, nein. Wenn ihr das sagen würdet, würde man euch schlagen. Ihr dürft so nicht reden. Die Beziehung von Ehefrau und Ehemann ist nur eine Verbindung von Körper zu Körper. Diese physische Beziehung ist die Ursache vieler Schwierigkeiten.

Eine Person mit Geld wird als reicher Mann bezeichnet. Aber die gleiche Person wird Bettler genannt werden, wenn sie ihr ganzes Geld verliert. Solange ihr wohlhabend seid, geltet ihr als etwas Höherstehendes (bigger). Wenn ihr arm seid, werdet ihr wie ein Bettler (beggar) behandelt. Das heißt, die gleiche Person ist etwas Größeres und ebenso ein Bettler.

Entwickelt Gleichmut, und alles wird gut für euch werden. Selbst wenn euch jemand schlägt, solltet ihr denken: „Die Person, die mich schlägt, ist niemand anderes als Gott. Gott hat mich geschlagen, weil in mir ein Fehler ist. Dieser Körper hat einen Fehler begangen und muss deshalb bestraft werden.“

Was wir auch tun, es wird als Reaktion, Widerspiegelung und Echo auf uns zurückkommen. Alles, was wir erfahren, ist das Ergebnis unserer eigenen Handlungen. Es wurde nicht von Gott gegeben. Gott gibt den Menschen nichts als Glückseligkeit, Ananda. Nachdem ihr Glückseligkeit erfahren habt, kritisiert nicht den Einen, der sie euch gegeben hat. Glück und Leid sind die Widerspiegelung eurer eigenen Handlungen. Wenn Gott euch liebt, heißt das, dass Gott sich selber liebt.

Gott hat keine Eigenschaften. Gott hat keine schlechten Eigenschaften wie Zorn, Hass, Eifersucht und Heuchelei, noch wurden diese schlechten Eigenschaften euch von Gott gegeben. Sie sind alle eure eigene Schöpfung. Befreit euch deshalb von eurer Täuschung. Wenn ihr unnötig Sorgen entwickelt, indem ihr denkt: „Ich habe dieses nicht, ich habe jenes nicht“, täuscht ihr euch selbst. Reduziert eure Wünsche. Dann werdet ihr nicht zu viel Gepäck tragen müssen. Nur dann könnt ihr glücklich sein.

Wenn ihr wahre Liebe zu Gott habt, dann denkt immer an ihn. Wenn euch Rama gefällt, dann kontempliert über Rama. Wenn Krishna die Gottheit eurer Wahl ist, dann denkt entsprechend an ihn. Aber denkt immer daran, dass Rama und Krishna nicht außen sind. Rama ist in eurem Herzen, Krishna ist in eurem Herzen. Welche Form ihr auch für Rama haltet, kontempliert mit geschlossenen Augen über diese Form, und ihr werdet mit Sicherheit diese Form schauen. Letztendlich werdet ihr erkennen: „Aufgrund meiner Täuschung betrachtete ich Rama und Krishna als von mir getrennt. Tatsächlich bin ich Rama, bin ich Krishna.“

Wenn ihr euch auf Rama besinnt, dann seht ihr diese Form als Widerspiegelung eurer Gedanken. Wenn ihr entsprechend an Krishna denkt, seht ihr Krishnas Gestalt. Ihr empfindet, aufgrund eurer Täuschung, Rama und Krishna als von euch verschieden. Wer hat Rama gesehen? Wer hat Krishna gesehen? Künstler wie Ravi Varma malten Bilder von Rama und Krishna anhand der Beschreibungen, die in den heiligen Schriften gegeben wurden. Dies sind nur Bilder; sie enthüllen nicht die Wahrheit.

Jeder kann Gott den Namen seiner Wahl geben, wie Rama, Krishna, Govinda usw., und an einen bestimmten Namen und eine bestimmte Form denken. Daran ist nichts falsch. Ich fordere euch nicht auf, diese Praxis aufzugeben. Aber ihr solltet die unerschütterliche Überzeugung hegen: „Ich bin Gott. Mein Atman ist Gott.“ Der Atman hat keine Form. Er hat nur einen Namen. Der Atman leuchtet in einem jeden wie die Sonne. Er kann nur in einem Herzen gesehen werden, welches rein ist. In einem unreinen Herzen könnt ihr ihn nicht sehen.

Viele Avatare kamen, um diese Wahrheit zu verbreiten. Göttliche Inkarnationen kommen nicht um ihrer selbst willen, sondern um allen die Kenntnis der Wahrheit zu vermitteln. Folgt ihren Lehren und versteht das Prinzip des Atman.

Der Vedanta verkündet, dass der Atman die einzige Realität ist. Aus Wasser entstehen Wellen. Ohne Wasser kann es keine Wellen geben. Ebenso kann es ohne den Atman keine Form geben. Ihr solltet über den Atman kontemplieren und das Mantra „Om namo Narayanaya, Om namo Narayanaya, Om namo Narayanaya“ rezitieren. Falls ihr nicht in der Lage seid, das gesamte Mantra zu rezitieren, genügt es, Om zu rezitieren, denn alles ist im Om enthalten. Das Wort Om kennzeichnet den Urlaut (pranava). Die Upanischaden beschreiben ihn als den Atman.

Die Taittiriya-Upanischad befasst sich ausführlich mit dem Prinzip des Atman. Das Ramayana, das Bhagavatam und das Mahabharata enthüllen durch die Geschichten der Avatare dieselbe Wahrheit. Alles befindet sich in euch. Nichts ist außen. Die gesamte Schöpfung ist eins. Befreit euch von eurer Täuschung und versucht, die Wahrheit hinter Namen und Formen zu erfassen.

Name und Form sind untrennbar. Ihr rezitiert: „Sairam, sairam, sairam …“ Der Name Sairam wurde mir gegeben. Ich bin nicht mit diesem Namen geboren. Entsprechend wurden die Namen Rama und Krishna diesen von ihren Eltern gegeben. Sie wurden nicht mit diesen Namen geboren. Kam Rama und verkündete: „Ich bin Rama?“ Nein, nein. Er war Dasharathas Sohn, und ihm wurde der Name Rama gegeben.

Was bedeutet das Wort Dasharatha? Es kennzeichnet das Gefährt des menschlichen Körpers mit seinen zehn Sinnen (dasha bedeutet zehn, ratha Wagen, Anm. d. Ü.). Habt Kontrolle über eure Sinne. Wenn ihr eure Sinne vollkommen beherrscht, besteht keine Notwendigkeit für irgendetwas anderes. Ihr vergesst sogar euch selbst. Ihr vergesst sogar euren physischen Körper.

Es ist der Geist (mind), der den Körper und die Sinne beherrscht. Der Körper und die Sinne sind vergänglich. Sogar der Geist ist der Auslöschung unterworfen. Wir sagen „Geist, Geist, Geist (mind)“. Wo ist der Gedanken- und Gefühlsbereich? Welche Form hat er? Er ist formlos. Der Bereich der Gedanken und Gefühle (mind) ist selbst eine Illusion. Denkt auf diese Weise nach und erkennt, dass Gott eins ist. Dies ist die einzige Wahrheit. Alles andere ist Täuschung.

Ihr seht im Kino viele Szenen auf der Leinwand. Ihr seht, wie Sita mit Rama verheiratet wird, wie Ravana Sita entführt, wie Rama einen Krieg gegen Ravana führt und dass viele Freunde von Rama am Krieg teilnehmen. Aber dies sind bloß Bilder. Es findet nicht in Wirklichkeit statt.

Es gibt nicht viele Menschen. Alle sind eins. Es gibt nur eine Wahrheit …Wenn ihr der Wahrheit (satya) folgt, wird Dharma daraus hervorgehen. Wenn Wahrheit und Dharma zusammenkommen, wird Friede sich manifestieren. Wo Friede ist, ist Glückseligkeit. Licht wird dann erzeugt, wenn negative und positive Pole zusammenkommen.

Liebe geht aus Frieden hervor. Jemand ohne Frieden kann keine Liebe haben. Wenn Liebe sich in uns manifestiert, betrachten wir jeden als uns zugehörig. Alle sind Formen von uns selbst. Alle sind eins. Seid zu jedem gleich. Bemüht euch, diese Wahrheit zu erkennen.

Wenn der Wind weht, werden die trockenen Blätter weggeweht, nicht aber die grünen. Sie verbleiben an den Ästen. Eure Menschlichkeit sollte nicht dem trockenen Blatt gleichen, welches vom Wind weggeweht wird.

Alles ist ein göttliches Mysterium.

Gott Ramas Geschichte ist erstaunlich. Sie reinigt das Leben der Menschen in allen drei Welten. Sie gleicht der Sichel, welche die Schlingpflanzen der weltlichen Bindung durchtrennt. Sie ist wie ein guter Freund, der euch in Zeiten der Not hilft. Sie ist ein Zufluchtsort für die Weisen und Seher, die im Wald Askese durchführen.

Gestattet eurem Geist nicht, wie ein Hund zu werden, der von seinem eigenen Spiegelbild getäuscht wird. Der Hund lässt sich täuschen, indem er seine Widerspiegelung in den vielen Spiegeln für viele Hunde hält. Es gibt nicht viele Hunde. Ihr mögt einen Hund als Hund betrachten, aber Gott ist auch in ihm. Ohne Schwingung, Vibration, kann nicht einmal ein Hund leben. Um was für eine Schwingung handelt es sich? Es ist die Lebensschwingung. Aufgrund dieses Lebensprinzips frisst der Hund und läuft umher.

Macht keinerlei Unterschiede, wie: „Er ist ein Außenseiter, er ist reich, er ist ein Bettler“. Alle sind eins. Seht in allem die Einheit. Nur dann werdet ihr beständige, wahre Hingabe haben. Ansonsten werdet ihr Höhen und Tiefen erleben und eure Hingabe wird jeden Moment schwanken.

Viele Leute halten sich für Devotees. Solange sie an Gott glauben, bleibt ihre Hingabe beständig. Wenn ihre Hingabe schwankt, schwankt auch ihr Geist. Wahrer Glaube schwankt unter keinerlei Umständen. Komme was mag, eure Hingabe sollte nicht schwanken, sogar wenn ihr in Stücke zerhackt werdet. Das ist feste, unerschütterliche, makellose Hingabe. Entwickelt eine solch beständige und selbstlose Hingabe.

Jesus lehrte das Gleiche. Gott ist einer. Ihr müsst euer individuelles Ego durchkreuzen, um Ihn zu erreichen. Das ist es, was das Kreuz symbolisiert.

Gebt niemals euren Glauben auf. Haltet unerschütterlich an ihm fest. Dann werdet ihr mit Sicherheit eure wahre Identität erkennen. Der Mensch wird geboren, um Menschlichkeit zu etablieren, und nicht, um sie zu zerstören. Entwickelt die menschlichen Eigenschaften der Wahrheit, des Dharma, der Liebe und Gewaltlosigkeit. Wenn Wahrheit sich mit Dharma verbindet, werden Frieden und Liebe geboren. Die Liebe vereint alles. Würdet ihr euren Sohn in einem Wutanfall töten? Nein, nein. Ihr würdet ihn schelten, ihm jedoch keinen Schaden zufügen. Betrachtet alle Frauen als eure Mütter und Schwestern.

Duldsamkeit ist die wahre Schönheit in diesem heiligen Land Bharat. Von allen Ritualen ist Festhalten an der Wahrheit die größte Askese. Das Gefühl der Liebe zur eigenen Mutter ist das nektargleiche Empfinden in diesem Land.

Entwickelt allen Frauen gegenüber diese heiligen Gefühle. Erst wenn ihr eine Frau heiratet, nennt ihr sie eure Ehefrau. Ansonsten sind alle Frauen wie eure Mütter und Schwestern. Entsprechend sind alle Männer wie eure Brüder. Gott ist einer. Er ist der einzige Mann (purusha). Es gibt keinen Mann außer ihm.

Einst kamen die Gopikas zu Krishnas Haus, um ihn zu besuchen. Als sie das Haus betreten wollten, hielt der Wächter sie ab und sagte, Frauen sei der Zutritt nicht gestattet. Daraufhin fragten die Gopikas ihn: „Wie kommt es dann, dass du hier bist?“ Dieser antwortete: „Ich bin ein Mann“. Da antworteten die Gopikas: „Du kannst dich nicht als Mann bezeichnen, nur weil du männliche Kleidung trägst. Die fünf Elemente und die fünf Lebensprinzipien sind in dir und uns die gleichen. Nur weil du männliche Kleidung trägst und wir weibliche, können wir eine Unterschied machen, aber in dir und uns ist das eine Göttliche gegenwärtig. Tatsächlich ist allein Krishna der Purusha, alle anderen sind weiblich.“

Diese Gleichheit und Einigkeit sind heutzutage in der Welt ausgelöscht. Durch die mangelnde Einheit sind wir unfähig, das Göttliche wahrzunehmen. Als Folge davon wächst Hass. Die Welt ist heutzutage im Griff von Schwierigkeiten und Streit, weil die Liebe fehlt. Heutzutage hat der Mensch sogar seine Menschlichkeit vergessen.

Begreift als Erstes, dass ihr im Grunde göttlich seid. Wenn ihr sagt: „Ich bin eine Person und Er ist Gott“, dann bewahrt ihr Dualität. Wo zwei Wesenheiten sind, findet auch noch eine dritte Platz, und das ist der Geist mit seinen Gedanken und Gefühlen (mind). Das wird euren völligen Untergang herbeiführen.

Der Ehemann sollte als Ehemann und die Ehefrau als Ehefrau behandelt werden. Alle sollten ihre Pflicht erfüllen. Im Englischen bezieht sich Pflicht (duty) auf eine bestimmte Arbeit. Die Pflicht eines Menschen besteht nicht nur darin, irgendeine Arbeit zu verrichten. Unter Pflicht ist selbstloses Handeln (nishkâmakarma) zu verstehen.

Eine selbstsüchtige Person ist schlimmer als ein Fisch. Fisch ist besser als Selbstsucht (Wortspiel: „fish – selfish“). Gebt deshalb Selbstsucht niemals Raum. Ihr könnt das Selbst nur dann erkennen, wenn ihr die Selbstsucht aufgebt. Wenn ihr ein Sklave eurer Sinne werdet, werdet ihr immer selbstsüchtig bleiben. Gebt deshalb Selbstsucht auf. Helft allen.

Wie ich an Ramas Geburtstag sagte: „Gott ist eins“. In der Welt ist scheinbare Vielfalt. Tatsächlich ist der Mensch Gott selbst. Entwickelt Glauben an diese Wahrheit. Lasst euren Glauben nicht einmal ein wenig schwanken. Wenn ihr euren Glauben verliert, verliert ihr Gott. Was euch auch zustoßen mag, werdet niemals selbstsüchtig. Wenn ihr euch auf diese Weise verhaltet, werdet ihr eure göttliche Natur erkennen. Dann werdet ihr nicht der Täuschung unterliegen, Rama, Krishna, Shiva und Vishnu wären voneinander verschieden.

Namen wie Rama und Krishna werden von uns gegeben. Tatsächlich werden alle Namen von uns gegeben. Jeder ist aus Gott geboren. Gott ist einer, nicht zwei. Bemüht euch von heute an, mit allen Unterscheidungen aufzuhören. Wenn ihr Gott liebt, verehrt ihn und folgt ihm. Das ist das Hauptziel und der wahre Sinn eures Lebens.

 

Übersetzungsvorlage: Offizielle Aschramwebsite. Übersetzung ins Deutsche Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Gurupûrnimâ, Teil 1, 6.07.2009

Der Guru ist Brahma, der Guru ist Vishnu, der Guru ist Maheshvara (Shiva). Der Guru ist wahrhaft das höchste Göttliche (Brahman). Wir verneigen uns ehrfurchtsvoll vor dem Guru.

Brahma, Vishnu und Shiva sind die drei verschiedenen Namen und Formen derselben Göttlichkeit. Alle sind eins, sei zu jedem gleich.Obwohl die Namen und Formen des physischen Körpers unterschiedlich sind, ist die Göttlichkeit in allen Wesen Eine allein. Brahma ist der Schöpfer, Vishnu der Erhalter und Shiva der Zerstörer. Dennoch repräsentieren alle drei Aspekte die eine Göttlichkeit. Der eine Gott wird, wenn er im erschaffenden Aspekt wirkt, Brahma genannt, während er die Lebewesen beschützt und erhält, Vishnu, und schließlich, im Vorgang des Auflösens, Shiva. Um die Verwirrung zu vermeiden, die dadurch entsteht, dass der Göttlichkeit verschiedene Namen und Formen zugeschrieben werden, wird Gott Atman oder das absolute Brahman genannt (die namenlose, formlose, eigenschaftslose Göttlichkeit). Der eine Atman durchdringt alle Lebewesen.

Religionen sind verschieden, der Weg ist derselbe. Kleider sind verschieden, Baumwolle ist eine. Lebewesen sind verschieden, der Atman ist Einer. Nationalität und Lebensstil sind verschieden, die Geburt als Mensch ist dieselbe.

Jeder Mensch muss drei Eigenschaften entwickeln: Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft. Da die Furcht vor Sünde fehlt, mangelt es der Gesellschaft gegenwärtig an Moral. Liebe ist der bindende Faktor, welcher die Menschen vereint. Wo Liebe ist, dort wird die Gesellschaft vereint sein. Ohne Moral verdient man es nicht, Mensch genannt zu werden. Deshalb ist Moral für alles wichtig. Obwohl Gott seine Liebe über alle ergießt, ist es der Mensch, der die kostbare Eigenschaft der Furcht vor Sünde verloren hat. Der Mensch begeht heutzutage zahlreiche Sünden im Glauben, Gott sei gütig und werde seine Sünden letztlich vergeben; mit dem Ergebnis, dass er immer mehr sündhafte Handlungen begeht. Er hat diesbezüglich eine Art Selbstgefälligkeit entwickelt und glaubt, er könne der Bestrafung entkommen. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Obwohl Gott mitfühlend ist und all seine sündigen Handlungen vergeben kann, muss der Mensch zwangsläufig für seine Sünden zahlen. Deshalb muss jeder Mensch diese drei Eigenschaften: Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft entwickeln. Ohne Furcht vor Sünde wird in der Gesellschaft keine Moral sein.

Die Menschen verhalten sich höchst unverantwortlich, und führen, mit ungezügeltem Ego, verschiedene unerwünschte Handlungen durch. Sie fürchten die Sünde nicht. Sie denken nicht einmal einen Augenblick über die Folgen ihrer Handlungen nach. Man muss sich deshalb davor hüten, Schlechtes zu sehen, zu sprechen und zu tun. Ansonsten werden die Folgen dieser schlimmen Handlungen, wenn nicht heute, dann später, auf diese Person zurückkommen. Es ist auch möglich, dass die Folgen all dieser sündigen Handlungen alle auf einen Schlag auf diese Person zurückkommen. Wenn man wirklich am Wohlergehen der Gesellschaft interessiert ist, muss man für die Entwicklung der Moral in der Gesellschaft tätig sein. Wem es an Moral mangelt, der ist überhaupt kein Mensch, sondern wahrhaft ein Tier.

Die Unwahrheit zu sprechen, Anderen Unrecht zuzufügen und unrechte Handlungen und üble Dinge zu begehen, ist sehr schlimm. Man muss sein Leben so führen, dass man den drei Prinzipien der Liebe zu Gott, der Furcht vor Sünde und der Moral in der Gesellschaft folgt. Es heißt, jemand, der keine Moral in sich trägt, ist schlimmer als ein Affe. In der Tat ist ein Affe besser als so eine Person. Niemand wird einen Menschen respektieren, der in dieser Welt unmoralische Handlungen begeht. Nur ein Mensch, der moralischen Prinzipien folgt, wird sich die Achtung eines jeden erwerben. Sogar Leute, die versuchen, einer solchen Person zu schaden, werden von anderen mit der Warnung abgehalten werden: „Er ist ein guter Mensch. Lass ihn in Ruhe.“ Menschen, denen es an Moral fehlt, werden in der Gesellschaft mehr als Hunde verachtet. Deshalb muss man Moral entwickeln und zu allen Zeiten sein Leben mit moralischen Prinzipien führen.

Es gibt drei spirituelle Disziplinen, durch die Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft entwickelt werden können. Es sind Hingabe an Gott (bhakti), Weisheit (jnâna) und Losgelöstheit (vairâgya). Karma, Handlung, ist eine natürliche, wesentliche Eigenschaft des physischen Körpers. Nur wenn der Körper gute Handlungen durchführt, wird der Geist gut funktionieren. Wenn der Geist gesund ist, kann Liebe zu Gott entwickelt werden. Auf diese Weise sind Hingabe, Weisheit und Losgelöstheit mit Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft verknüpft. Sie sind den drei Flügeln eines Ventilators vergleichbar. Nur wenn sich die drei Flügel bewegen, bekommen wir erfrischende Luft; ansonsten fühlen wir uns unbehaglich.

Die Menschen stellen heutzutage in Frage, warum wir Liebe zu Gott entwickeln sollen. Liebe zu Gott befähigt einen, Furcht vor Sünde zu entwickeln, was wiederum die Moral in der Gesellschaft entwickeln wird. Jeder muss zwischen Gut und Böse, Tugend und Sünde unterscheiden. Nach dieser Analyse muss man versuchen, nur Gutes zu tun. Sei gut, tue Gutes, sieh Gutes, das ist der Weg zu Gott. Ohne diese drei wird jede beliebige Anzahl Rituale, Gottesdienst, Namensrezitation und Askese sinnlos sein. Die neun Formen der Hingabe lauten: Zuhören, Singen, sich auf Gott besinnen, seinen Lotosfüßen dienen, Verneigung, Anbetung, Dienstbereitschaft, Freundschaft und Selbsthingabe. Der erste Schritt ist Zuhören. Danach muss man hinterfragen, ob das Gehörte gut oder schlecht ist. Wenn ihr glaubt, der Vorschlag sei schlecht, und er euch deshalb nicht gefällt, wie könnt ihr ihn dann umsetzen? Es ist heutzutage möglich, dass die eigene Arbeit erledigt wird, indem man die Unwahrheit spricht und durch falsche, unrechte Mittel einen Sieg über andere erringt. Deshalb muss man die Heiligkeit oder das andere jeder eigenen Handlung hinterfragen. Man sollte hinsichtlich der Folgen, die sich daraus ergeben, nicht selbstgefällig sein; denn früher oder später wird die Folge einer sündhaften Handlung eintreten. Es kann jederzeit, jetzt oder etwas später, geschehen. Ihr solltet deshalb bereit sein, mit einem reinen Geist nur gute, edle Handlungen durchzuführen. Reinheit des Gewissens ist, mehr als alles andere, von höchster Bedeutung. Das ist die Natur des Atman (âtmatattva).

Niemand kann begreifen, was Atman ist. Da es vielerlei Körper und Gestalten gibt, müssen einige Namen gegeben werden, damit man zwischen ihnen unterscheiden kann. Atman oder Brahman haben jedoch, im Gegensatz zu den physischen Körpern, weder Geburt noch Tod, und deshalb kann niemand sie als dieses oder jenes identifizieren. Atman, obwohl jenseits des Fassungsvermögens, ist als „ewig, rein, erleuchtet, frei und die Verkörperung der Heiligkeit“ beschrieben worden. Er ist makellos und der ewige, letzte Wohnsitz. Es gibt nur einen Atman, der allen Wesen innewohnt. Das ist die wesentliche Natur des Atman.

Ein kleines Beispiel: Wenn ihr hundert mit Wasser gefüllte Gefäße in einer monderleuchteten Nacht unter den Himmel stellt, werdet ihr den einen Mond in jedem dieser Gefäße gespiegelt sehen. Der Körper gleicht einem Gefäß. Er kann jederzeit zugrunde gehen. Wohin geht dann der Mond (Atman)? Er geht nirgendwohin. Er ist da. Weil jedoch kein Wasser (Körper) da ist, wird er im Wasser nicht widergespiegelt. Auf dieselbe Weise ist der Atman in jedem Menschen gegenwärtig.

Jemand ohne guten Charakter wird keine Moral haben. Jemand ohne Moral verdient es nicht, Mensch genannt zu werden. Wir müssen uns Ehre und Achtung in der Gesellschaft verdienen. Jedoch stoßen wir heute auf niemanden, den ein guter Ruf kümmert. Die Menschen sind aber sehr daran interessiert, wer reich und wer arm ist. Geld kommt und geht, aber Moral kommt und wächst, lautet das Sprichwort. Es ist deshalb nicht korrekt, nach Reichtum, Macht, und derlei anderen weltlichen Dingen zu streben. All diese Besitztümer sind vergänglich. Auch wenn ihr mit aller Kraft versucht, an ihnen festzuhalten, entgleiten sie euch, sogar ohne dass ihr es merkt. Der Atman jedoch ist ewig. Für Atman gibt es kein Kommen und Gehen. Er bleibt immer ein ewiger Zeuge für alles, was in der Welt geschieht. Wir müssen Vertrauen in diesen ewigen Atman entwickeln. Jene, die Glauben an das Atmanprinzip entwickeln, werden durch Ungerechtigkeit und falsche und schlechte Praktiken nicht verstört werden.

Die Menschen sagen „mein Körper, meine Sinne, mein Verstand, mein Intellekt“ usw., aber „du“ bist keines von diesen. Ihr behauptet zum Beispiel: „Dies ist mein Buch.“ Dieses Buch befindet sich in diesem Augenblick in euren Händen. Im nächsten Moment will jemand es anschauen, und es gerät in dessen Hände. Entsprechend haltet ihr etwas Geld in euren Händen. Etwas später geht es in die Hände von jemand anderem über. Es kommt und geht einfach. Aber Moral kommt und wächst. Moral hat keine Form. Wenn jemand die Gesellschaft und die Welt verbessern will, muss zuerst im Einzelnen Moral entwickelt werden. Heutzutage treten viele politische Parteien in den Vordergrund, mit der Behauptung, sie werden die Gesellschaft verbessern. Sie schlagen vor, die Gesellschaft zu transformieren. Aber es misslingt ihnen ständig, denn was sie versuchen ist, Wählerstimmen für ihre selbstsüchtigen Ziele zu sammeln. Ihnen liegt überhaupt nichts an der Gesellschaft. Wenn ihr die Gesellschaft transformieren wollt, muss euer Herz rein sein. Zuerst der Einzelne, dann die Gesellschaft. Damit der Einzelne transformiert wird, müssen Liebe zu Gott und Furcht vor Sünde da sein. Dann kommt Moral in der Gesellschaft. Es sind die Einzelnen, die eine Gesellschaft bilden. Deshalb: Wo Einheit unter den Menschen entwickelt wird, dort werden Reinheit und Göttlichkeit sein. Einheit, Reinheit und Göttlichkeit können nicht durch bloße Bildung erreicht werden.

Angenommen, ihr setzt euch zur Meditation hin und schließt eure Augen. Der Verstand wandert jedoch überall hin. Ihr versucht, ihn zum Ausgangspunkt zurückzubringen. Es ist alles eine Übung. Nur wenn der schwankende Geist in die Ruhe gebracht wird, ist Meditation möglich. Dieser Vorgang, den Geist stetig zu machen, wird Konzentration genannt. Meditation ist nur im Anschluss an Konzentration möglich. Die richtige Reihenfolge ist Konzentration, Kontemplation und Meditation. Wenn jemand behauptet, er würde meditieren, sobald er sich hinsetzt, sollte man es nicht glauben. Das ist eine künstliche Übung, nicht Meditation. Wirkliche Meditation besteht darin, sich selbst völlig zu vergessen. Es ist das vollkommene Vergessen des Gefühls der Identifizierung mit dem Körper (dehâtmabhâva). Man muss die Bindung an die Sinne völlig aufgeben. Nur dann wird der Geist stetig sein.

Es gab einmal einen Vater mit vier Söhnen. Jeder der Söhne wollte einem anderen Beruf folgen, um Geld zu verdienen. Ein Sohn wollte ein Geschäft beginnen. Ein anderer wollte einen kleinen Lebensmittelladen aufmachen. Der dritte Sohn wollte eine Anstellung und der vierte wieder einen anderen Beruf. Obwohl Geld verdienen das gemeinsame Ziel war, wollte jeder einen anderen Pfad einschlagen. Es ist letztlich das Mittel, durch das Geld verdient wird, was zum Ansammeln von Tugend oder Sünde führt. Die Menschen begehen eine Sünde und wissen dabei noch nicht einmal, dass sie es tun. Die Sünden, die die Menschen begehen, werden nicht aufhören, sie zu verfolgen.

Vor einiger Zeit gab es im Staat Orissa schwere Überflutungen. Sie verwüsteten zahlreiche Dörfer in vier Distrikten. Die Häuser, Bäume, Ernten auf den Feldern und sogar Tiere und einige Menschen wurden durch das hereinflutende Wasser weggerissen. Hunderte von Dörfern wurden überschwemmt, und die Menschen waren obdachlos. Der Zorn der Natur versetzte sie in Angst und Schrecken. Da schickte ich ein Telegramm: „Macht euch keine Sorgen. Seid glücklich. Ich werde euch Häuser bauen.“ Die Einwohner von Orissa kamen in einem Sonderzug, um mich zu sehen. Die Regierung war da, Ministerpräsidenten und Parlamentsmitglieder waren da, von denen erwartet wurde, dass sie ihnen in der Stunde der Not zu Hilfe kommen und Beistand leisten. Aber niemand bot sich an. Ich schickte sofort einhundert Millionen Rupien (ein crore ist zehn Millionen, A. d. Ü.) und traf Vorkehrungen für die Verteilung von Hilfsmaterial und die Errichtung von festen Häusern für die Betroffenen. Ich bin nicht daran interessiert, Geld anzuhäufen. Ich will nur eure Liebe. Seid glücklich. Entwickelt eure Moral und Liebe zu Gott. Wenn ihr Liebe entwickelt, wird diese Liebe selbst die dämonischen Eigenschaften in euch vertreiben.

Ehe der Krieg zwischen Rama und Râvana begann, drang Hanuman, im Zuge seiner Mission, Sitas Aufenthaltsort zu finden, in Lanka ein. Als er Sita gefunden hatte, machte er sich auf den Rückweg, um Rama die Nachricht zu überbringen. Er wurde von den Dämonen gefangen und an den Hof Râvanas gebracht. Râvana war erzürnt, als er Hanuman erblickte, der auf seinem Rückweg den schönen Ashokahain zerstört hatte. Râvana fragte Hanuman: „Wer bist du? Wie kannst du es wagen, in diese uneinnehmbare Stadt Lanka einzudringen?“ Er unterschätzte Hanumans Kraft und verspottete ihn, indem er ihn als gewöhnlichen Affen ansprach. Hanuman erwiderte im selben Tonfall, wie ein Gleichgestellter, und erklärte Râvana: „Der Herr, der die Ohren und die Nase deiner Schwester abschlagen ließ, hat mich gesandt.“ Râvana war sehr wütend, da niemand es wagte, in so unwürdiger Manier mit ihm zu sprechen. Tatsächlich benutzte Hanuman die gleiche Sprache wie Râvana. Râvana war beleidigt. Hanuman kümmerte das nicht im Geringsten, denn er rezitierte ständig Ramas Namen, der ihm den Mut und die Kraft gab, jeglicher Situation zu begegnen. Râvana konnte Hanumans Dreistigkeit und Arroganz nicht tolerieren; deshalb gab er den Befehl, Hanumans Schwanz solle mit in Öl getauchten Tüchern umwickelt und dann angezündet werden. Sofort wurden die in Öl getränkten Tücher um Hanumans Schwanz gewickelt und angezündet. Hanuman hielt nicht still. Mit dem brennenden Schwanz sprang er von einem Gebäude zum anderen und setzte so die gesamte Stadt in Brand. Schöne und prächtige, mit kostbaren Steinen verzierte Gebäude, gingen im Nu in Flammen auf. Sogar Mandodarîs (Râvanas Ehefrau) Palast brannte lichterloh. Sie kam heraus. Die Menschen rannten Hals über Kopf hierhin und dorthin. Kein einziges Gebäude blieb von den lodernden Flammen verschont. Hanuman gab Mandodarî den Rat: „Mutter, die von deinem Ehemann begangene Sünde ist die Ursache für dieses zerstörerische Feuer und den daraus folgenden Verlust von so vielen Leben und so viel Besitz. Bitte sage deinem Ehemann, er solle in Zukunft nicht solch schreckliche Sünden begehen. Wenn du deinen Ehemann auf diese Weise retten kannst, rettest du dadurch dich selbst und die Sippe der Dämonen.“

 Die Menschen müssen die Folgen ihrer Handlungen erleiden. Gott ist nur ein Zeuge. Ob gut oder schlecht, man erhält die Frucht seiner Handlungen. Deshalb muss man vor allen Dingen Moral entwickeln, die darauf beruht, dass man zuerst menschliche Eigenschaften entwickelt. Damit der Mensch menschliche Eigenschaften entwickelt, sollte er Gott lieben. Auf diese

Weise sind Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft voneinander abhängig. Wenn in der Gesellschaft Moral herrscht, werden alle Menschen sicher sein.

Einen wichtigen Gesichtspunkt muss man in diesem Zusammenhang bedenken. Ihr könnt eure Handlungen vielleicht vor der Gesellschaft verstecken, aber der allgegenwärtige Gott weiß alles. Ihr werdet die Folgen eurer Handlungen erleiden müssen. Es ist ein unwandelbares Gesetz. Wenn ihr anderen helfen könnt, ist das gut. Ansonsten verhaltet euch einfach still. Schadet anderen nicht. Begeht keinen Fehler in Gedanke, Wort und Tat. Manchmal erhaltet ihr vielleicht das Ergebnis eurer Handlungen nicht sofort. Es braucht etwas Zeit. Aber das Ergebnis wird sicherlich eintreten.

Die Menschen studieren spirituelle Texte wie die Bhagavadgita, aber sie versagen darin, ihre eigene innere Natur zu verwirklichen .Die Upanischaden rufen einen dazu auf: „Lieber Sohn, versuche, zuerst dein eigenes Wesen zu erkennen. Erkenne dich selbst! Wenn dir das gelingt, kennst du auch alles andere.“ Die Erkenntnis des Selbst umfasst die Erkenntnis: „Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht der Verstand, ich bin nicht der Intellekt“ usw. Der denkende Geist gleicht einem Tuch, das aus zusammengewobenen Fäden besteht. Wie lange wird dieses Tuch halten? So lange die Fäden intakt sind. Sobald ihr die Fäden herauszieht, verliert das Tuch seine Form. Oder aber es wird, wenn ihr es ins Feuer werft, zu Asche verbrannt. Die Menschen sagen: „Soundso ist meine Ehefrau, soundso mein Kind, soundso mein Schwiegersohn, soundso mein Sohn“, usw. Diese Beziehungen sind bloß eine Illusion. Wer sind alle diese Menschen? Alle sind Gottes Eigentum. Alles in dieser Welt ist Gottes Eigentum; niemand besitzt irgendein Recht, welcher Art auch immer. Die Menschen streiten miteinander um Rechte und verschwenden so ihre Zeit. Verschwendete Zeit ist verschwendetes Leben. Tatsächlich ist es nicht Zeit, die wir verschwenden; wir verschwenden unser kostbares Leben.

Zum Abschluss möchte ich noch einmal betonen, dass man Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft kultivieren sollte. Diese sind wertvoller Besitz, den ihr immer behüten müsst. Wenn ihr diese Werte schützt und bewahrt, werden sie wiederum euch beschützen.

Ihr denkt, ihr müsst das Brahmanprinzip heute verwirklichen. Tatsächlich hat das Göttliche weder Name noch Form. Es isteigenschaftslos, makellos, der ewige Wohnsitz, ewig, rein, erleuchtet, frei und die Verkörperung der Heiligkeit.

Die Balvikaskinder aus Tamil Nadu warten darauf, ein kulturelles Programm zu präsentieren. Schaut dieses Programm an. Ich werde morgen mit meiner Rede fortfahren.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust herausgegebenen gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Gurupûrnimâ,Teil 2, 7.07.2009

Verkörperungen des göttlichen Selbst!

Heute Morgen war keine Zeit, um über diese Menschen zu sprechen (An diesem Morgen wurden in einer feierlichen Veranstaltung in Sai Babas Anwesenheit langjährige Mitarbeiter in Swamis Institutionen, die jetzt aus ihrem Dienst ausscheiden, geehrt. A. d. Ü.). Seit unser Krankenhaus (das Super Speciality Hospital in Puttaparthi, A. d. Ü.) seine Tätigkeit aufnahm, hat Appa Rao dort ständig als Rechnungsprüfer gearbeitet. Vierzehn Jahre lang arbeitete er hart, Tag und Nacht. Ich bin mit seiner Arbeit zufrieden. Er kam mit der alleinigen Absicht hierher, selbstlosen Dienst zu leisten, und aus keinem anderen Motiv. Das Super Speciality Hospital befand sich in seinen Anfangsstadien, und deshalb gab es Tag und Nacht jede Menge Arbeit. Er musste sich allein um alles kümmern: die Pakete mit Medizin in Empfang nehmen, sie überprüfen und aufschreiben. Obwohl er nicht aus dem medizinischen Bereich kam, arbeitete er unermüdlich, und kümmerte sich zusätzlich noch um Patienten. Er ist äußerst gewissenhaft im Überprüfen aller Details. Er hat zur vollen Zufriedenheit gearbeitet. Diese ganzen vierzehn Jahre lang hat er nie nach etwas verlangt. Er hat nicht einmal einen Paisa angenommen. Heutzutage verdient jedermann im Krankenhaus zwanzig bis dreißigtausend Rupien, aber er hat kein Geld genommen. Er musste täglich viele Male die Treppen auf und absteigen, während er sich um Lager, Patienten, Krankenschwestern und außerdem um die Ärzte kümmerte. Er hat sich, ganz auf sich gestellt, um so viele Dinge gekümmert und sich niemals bei mir beklagt. Er hat sich angepasst. Seine Arbeit war niemals unzureichend. Ich selbst pflegte ihn hin und wieder zu sehen, um mich nach seiner Arbeit zu erkundigen. Wir sollten einem so ergebenen Mitarbeiter unseren Dank ausdrücken. Mit viel Mitgefühl sagte ich zu ihm: „Appa Rao, die Anzahl der Patienten, die zu unserem Krankenhaus kommen, ist jetzt um Tausende gestiegen. Geistig bist du natürlich sehr wach, aber körperlich bist du schwach. Ruhe dich deshalb zuhause aus. Du bist gekommen, um Swami zu dienen. In deinem Dienst lag keinerlei Mangel.“

Auch seine Frau stützte ihn und kümmerte sich zuhause gut um ihn; sie sorgte sehr gewissenhaft für sein Essen und andere Bedürfnisse. Er ist es nicht gewohnt, draußen zu essen. Deshalb schickte sie ihm, wenn nötig, sein Essen zum Krankenhaus. Appa Rao hat sich außerdem in vielerlei Hinsicht um Arme gekümmert. Bei vielen Herzoperationen hat er den Armen geholfen, und solchen Herzpatienten sogar nach ihrer Entlassung kostenlose Arzneien nach Hause geschickt. Er arbeitete sehr hart. Sein Einsatz rührte mein Herz. Wie können wir so eine Person, die so hart gearbeitet hat, entlassen? Jeder, auch die Studenten, suchte seine Hilfe. Ich sage oft zu unseren Studenten: „Hilf immer, verletze nie.“

Wir nehmen von niemandem auch nur einen Paisa für unsere medizinischen Dienstleistungen. Unser Krankenhaus gibt immer und nimmt nie. Er leistete Seva in dem Empfinden: „Dies ist mein Krankenhaus, es ist das Krankenhaus von meinem Swami.“ Er betrachtete das Krankenhaus als sein eigenes und diente ihm selbstlos. Auch wenn ich körperlich abwesend war, half ich ihm bei allem, was er tat. Da dies unser erstes Super Speciality Hospital war, musste er sehr hart für dessen Entwicklung arbeiten. Später wurde ein weiteres Super Speciality Hospital in Bangalore errichtet. Hier in unserem Krankenhaus gibt es auch eine orthopädische Abteilung. Appa Rao hat sich um all dies gekümmert. Mir gefiel seine Arbeit. Zuvor arbeitete er für die Regierung. Auch da leistete er gute Dienste. Weil er seine ganze Erfahrung zum Wohle unseres Krankenhauses einsetzte, sind wir heute hier zusammengekommen, um ihn zu ehren.

 Sein jüngerer Bruder Murthy ist Elektroingenieur. Er arbeitet ebenfalls bei uns. Wann immer ein Elektrizitätsproblem auftaucht, wird er angerufen, und er kümmert sich sofort darum. Selbst nachts ist er stets bereit, Dienst zu leisten. Der jüngste Bruder Lakshminarasimhan arbeitete in unserer Universität als Registrator. Auch er wird älter und braucht ein wenig Ruhe. Er hat nicht geheiratet und ist deshalb nicht gebunden. Er hat sich völlig unserer

Universität gewidmet. Zuerst schloss er sich den Sevadals an und erarbeitete sich dann einen Doktor der Philosophie in der Absicht, an unserem College mitzuarbeiten. Diese drei Brüder haben guten Dienst geleistet. Sie waren für uns sehr hilfreich, trotz der vielen Schwierigkeiten, denen sie zu begegnen hatten.

Nanjundaiah ist Kontrolleur der Prüfungen gewesen. Er ist sehr freundlich zu allen Studenten gewesen. Er hat Tag und Nacht gearbeitet, um die Prüfungsergebnisse rechtzeitig zu veröffentlichen. Er ruhte niemals aus, nicht einmal für eine Weile. Sogar wenn er Fieber hatte, befasste er sich mit der Korrektur von Papieren. Alle verließen sich auf ihn. Er musste große Mühe auf sich nehmen, um die Ergebnisse an die Colleges in Anantapur und Bangalore zu schicken. Wir waren sehr besorgt über die Schwierigkeiten, die er zu überwinden hatte. Seine Frau hat sich zuhause ebenfalls gut um ihn gekümmert, ihm rechtzeitig Essen zubereitet und gewissenhaft für seine anderen Bedürfnisse gesorgt.

Die Universität ist jetzt sehr groß geworden. Wir erhalten mehr Bewerbungen als andere Einrichtungen. Vom großen Beamten bis zum kleinen Angestellten, hegen in Indien alle große Achtung für unsere Institutionen. Ob es sich um das Krankenhaus oder die Universität handelt, für die in unseren Institutionen geleisteten Dienste wird kein Geld genommen. Wir kennen nur Geben. In den Sai-Organisationen gibt es nur Geben und kein Nehmen. Wir ernannten kürzlich ein Komitee, um die Wirkungsweise des Krankenhauses zu überwachen und für die notwendige Hilfe und Führung zu sorgen. Wir haben auch neue Apparaturen angeschafft. Wir haben sogar notwendige Ausrüstungen aus dem Ausland importiert. Wir haben eine Vielfalt Bücher in unserem Bestand. Die Universität hat viele Doktoren der Philosophie hervorgebracht. Auch in diesem Jahr erhielten 14 Forscher Ph.D. (Doktor der Philosophie) Abschlüsse.

Die Studenten haben großes Vertrauen in diese zwei Personen. Beide sind uns in Bezug auf die Krankenhausdienstleistungen und Bildungsaktivitäten sehr hilfreich gewesen. Die gesamte Verantwortung lag auf ihren Schultern. Sie schickten mir regelmäßig Briefe, wenn ich nicht hier war. Ich pflegte jedes Detail mit ihnen zu besprechen. Ich erkundigte mich bei Nanjundaiah nach den Prüfungsergebnissen. Sie waren immer gut. Wir haben jetzt beschlossen, die beiden nicht länger mit diesen Aufgaben zu belasten. Heute danke ich ihnen und segne sie. Diese zwei stechen hervor unter jenen, die sich sehr um unsere Institutionen bemüht haben. Deshalb ist Swami, wo immer sie sind, stets bei ihnen und führt und beschützt sie. Sie kamen nur um Swamis willen hierher. Deshalb will ich ihnen Wohnungen geben und sie hier behalten. Genauso wie sie sich um die Patienten und Studenten kümmerten, will ich, dass sie beide auch in Zukunft die notwendige Führung geben und den Neuankömmlingen in den jeweiligen Bereichen helfen. Von diesen beiden ist viel zu lernen. Was leistet diese Organisation für die Gesellschaft? Wie läuft es? Welche Verantwortung tragen sie diesbezüglich? Diese Details sollten den Neuankömmlingen vermittelt und ihnen die nötige Begeisterung und Motivation eingeprägt werden.

Die Universität wurde zuerst nur mit unteren Studienabschlüssen begonnen. Jetzt sind Studien bis zur Ebene des Doktors der Philosophie möglich. Unsere Universität und Krankenhäuser werden jetzt als die besten in Indien angesehen. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ihr viel zu diesem Ruf und Ruhm beigetragen habt. Ihr gehört immer zu mir. Ihr habt nie gemeint, ihr würdet für das Krankenhaus oder die Universität arbeiten. Ihr habt mit dem Empfinden gearbeitet: „Es ist unseres, es ist von unserem Swami.“ Aus diesem Grund erhielten wir alle ersten Preise für die Colleges und einen herausragenden Ruf für unsere Krankenhäuser. Sogar diese Information wurde nur durch Zeitungen bekannt; wir haben es niemals auf irgendeine Weise öffentlich verkündet. Unsere Krankenhäuser und Universität sind in der Tat sehr

berühmt geworden. Die Studenten haben von solchen Menschen viel gelernt und sind zu großen Höhen aufgestiegen. Viele von ihnen, die Doktoren der Philosophie sind, sind hier angestellt worden, um diese Institutionen zu führen. Jetzt sind zusätzlich zu den herkömmlichen Fakultäten wie B. Com., B. Sc., M. Com., M. Sc. , Ph. D., zahlreiche neue Fachrichtungen eingeführt worden. Es gibt viele würdige Studenten, die an anderen Schulen und Universitäten keine Zulassung finden können, und die mit großer Hoffnung nach uns um Hilfe Ausschau halten. Ich wies unsere Behörden an, auch solche Studenten aufzunehmen. Wir haben keinerlei selbstsüchtiges Motiv. Es ist nur in Rücksicht auf die Not der Eltern. Sie haben uns die Verantwortung übergeben, uns um das Wohlergehen und den Fortschritt ihrer Kinder zu kümmern.

Beiden, Appa Rao und Nanjundaiah, muss die Aufgabe übertragen werden, mit wachsamen Augen über die Angelegenheiten dieser Institutionen zu wachen. In anderen Institutionen müssen Neuzugänge Geld zahlen und Bescheinigungen in Empfang nehmen. Aber unsere Krankenhäuser und Universität haben solche Dinge niemals zugelassen. Hier ist alles kostenlos, kostenlos, kostenlos. Die Leute fragen sich, wie wir, mit so vielen Neuzulassungen, diese Institutionen managen können, ohne auch nur einen Paisa zu nehmen? Sie kommen, wenn wir sie aufnehmen, nur in ihrer Kleidung. Wir geben allen Zutritt, eingeschlossen jenen, die nur mittelmäßige Noten haben, und entwickeln sie zu erstklassigen Studenten.

In anderen Krankenhäusern müssen Patienten Tausende (genau genommen Hunderttausende, A. d. Ü.) Rupien für Herzoperationen ausgeben. Aber wir berechnen ihnen nicht einmal einen Paisa. Für uns sind Liebe und Hingabe wichtig, und nichts anderes. Von Liebe zu Liebe, von Herz zu Herz. Nur das suchen wir. Es gibt ihnen allen große Freude. Viele Patienten kommen aus Nepal und Bhutan zur kostenlosen Behandlung. Bei diesem Unterfangen müssen auch die Studenten den Ärzten und anderen Angestellten die nötige Hilfe erweisen. Unser Krankenhaus und die Institute sind seit zwanzig Jahren auf diese Weise gefördert worden. Diese Richtung muss auch in Zukunft beibehalten werden. Ohne von irgendjemandem etwas zu erbitten, haben wir für jedes Institut Festanlagen in der Größenordnung von 200 bis 300 Millionen Rupien gemacht (20 bis 30 crore; ein crore sind zehn Millionen, A. d. Ü.), und die Institutionen werden von den Zinsen aus diesen Festanlagen getragen. Ich habe diesbezüglich die notwendigen Vorkehrungen getroffen. Wir zahlen die gleichen Gehälter wie die Regierung. Die Studenten in unseren Instituten oder die Patienten in unseren Krankenhäusern brauchen sich um nichts zu sorgen. Wir kümmern uns um alles.

Ihr müsst euch bemühen, jeden glücklich zu machen. Macht eure Eltern glücklich. Helft euren Eltern. Eltern werden, wenn sie nicht genug Geld haben, ins Altersheim gebracht. Das ist nicht richtig. Ihr müsst euren alten Eltern die notwendige Unterstützung verschaffen. Es ist eure eigene Verantwortung, euch um eure Eltern zu kümmern. Auch wenn Swami sich um eure Ausbildung und andere Bedürfnisse kümmert, ist der Aspekt der Fürsorge für eure Eltern eure eigene Verantwortung. Die Eltern sollten nicht in Altersheime geschickt werden. Ihr müsst sie bei euch behalten und ihnen dienen. Ihr müsst hart arbeiten und euch gut um sie kümmern. Ihr braucht für sie keine speziellen Speisen zubereiten. Es genügt, wenn ihr ihnen geben könnt, was ihr selber esst.

Sobald sie die Prüfungen bestehen und einen Abschluss erhalten, machen sie sich auf die Suche nach Anstellungen.

Wenn alle Frauen sich draußen Anstellungen suchen, Wer wird sich dann um ihre Haushaltspflichten kümmern? Wenn sie hinausgehen, um die Kinder anderer zu unterrichten,

Wer wird dann ihre eigenen Kinder lehren? Wenn Ehemann und Ehefrau ins Büro gehen, Wer kümmert sich dann um ihre Kinder?

Manche Menschen werden um das häusliche Essen gebracht, weil niemand zu Hause ist, um Essen zu kochen. Also essen sie, was immer sie erhalten, und verderben auf diese Weise ihre Gesundheit. Für eine Frau, die in einem Amt oder Büro angestellt ist, gibt es kein Glück. Diese Frauen verbringen ihre Zeit in irgendwelchen Klubs. Sie nehmen keinerlei Rücksicht auf ihre Kinder zu Hause und darauf, dass sie rechtzeitig Essen bekommen. Man sollte der Fürsorge für die Kinder Priorität einräumen.

Ein Beamter ruft zuhause an und sagt dem Koch: „Wir haben heute zu Hause eine Teeparty geplant. Triff alle Vorkehrungen für die Party.“ Aber im Haus sind weder Tee, noch Zucker, noch Zutaten, um Chapatis oder Pakodas zuzubereiten. Das sind die zu Hause vorherrschenden Zustände. Darüber hinaus wird die Gesundheit der Kinder durch unregelmäßige Essgewohnheiten und Mangel an elterlicher Fürsorge verdorben. Sie trinken verseuchtes Wasser und verderben ihre Gesundheit, weil niemand zu Hause ist, der sie anleitet. Warum sollte die Ehefrau draußen arbeiten gehen? Wenn sie zur Schule geht, um andere Kinder zu unterrichten, wer wird ihre eigenen Kinder lehren? Also ist es eure Pflicht, euch um eure Kinder zu kümmern. Wenn ihr eure eigenen Kinder unterrichten könnt und sie gut aufzieht, kommt das dem Verdienen eines guten Gehalts gleich. Es tut einem leid, den Zustand einer Frau zu sehen, der es nicht gelingt, sich um ihren Mann und ihre Kinder zu kümmern. Es genügt, wenn ihr in der Lage seid, euren Kindern rechtzeitig gutes Essen zu geben und euch um ihre Gesundheit zu kümmern. Wenn ihr Stellungen annehmt und eure Kinder zu Hause lasst, wird euer gesamtes Einkommen für Köche, Babysitter und Putzfrauen verbraucht. Der Haushalt wird schlecht geführt. Was ihr für den Koch, die Aufsicht und andere ausgebt, wird am Ende mehr sein als das, was ihr verdient. Ihr könnt so viel Geld sparen, wenn ihr eure Arbeit selber macht. Diese Lebensweise müssen alle Frauen annehmen.

Auch die Kinder sollten lernen, zu Hause die notwendige Hilfe zu leisten. Sobald ihr nach Hause kommt, findet heraus, was da ist und was nicht. Was wird sofort gebraucht? Wenn nicht genug Wasser da ist, sollte der Junge nicht still sein. Er sollte sofort mit einem Behälter loseilen und Wasser von der verfügbaren Quelle holen. Er sollte nicht das Gefühl haben: „Ich bin gebildet. Warum sollte ich Wasser tragen?“ Familienleben beinhaltet derlei häusliche Pflichten. Die Studenten müssen lernen, wie sie die Eltern glücklich machen können. Die Pflicht der Eltern liegt darin, sich um ihre Kinder zu kümmern. Das ist die Erziehung, die für jeden wesentlich ist. Nachdem man den Titel eines Doktors der Philosophie erhalten hat, muss man nicht weit weg gehen, um tausend Rupien extra zu verdienen. Wenn ihr euch um eure Kinder kümmert und euren Eltern dient, ist das bereits ein großer Reichtum. Heutzutage werden Eltern wie Dienstboten behandelt. Es genügt, wenn ihr euch um eure Eltern, eure Kinder und die Familie kümmert. Das ist wahre Bildung. Erstklassig abzuschneiden und um eine Anstellung zu ringen, ist kein weises Handeln. Welche Anstellung ihr auch annehmt, ihr müsst euren Eltern helfen. Das ist es, was ihr lernen müsst.

Die Studenten müssen Menschen wie Appa Rao nacheifern. Hilf immer, verletze nie. Dies sind die guten Eigenschaften, die ihr im Sri Sathya Sai College lernen solltet. Wann immer ein armer Mensch zu euch kommt, müsst ihr ihn zuerst speisen, und, falls notwendig, sogar eure eigene Mahlzeit opfern. Statt einen Klub aufzusuchen und dort Geld auszugeben, ist es besser, dieses Geld für die Armen zu verwenden. Es ist notwendig, dass ihr gute Eigenschaften und Gewohnheiten lernt, damit ihr die Gesellschaft verbessern könnt.

 

Als Erstes müsst ihr Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft entwickeln. Schlechte Eigenschaften müssen eingedämmt und Ethik muss in der Gesellschaft gefördert werden. Wenn die Moral verloren geht, was nützt dann jegliches Ausmaß an sozialem Dienst, den ihr leistet? Dies sind die Lektionen, die ihr lernen müsst. Wenn ihr dem Weg der Älteren wie diesen folgt, könnt ihr im Leben unglaubliche Freude und Gutes ernten. Dasselbe gilt auch für die Mädchen. Ihr müsst von den Eltern die Aspekte des Dienens lernen und sie in die Tat umsetzen. Wenn ihr eure Eltern glücklich macht, werden eure Kinder euch glücklich machen. Was ist unter Moral zu verstehen? Es bedeutet nicht nur, Geld zu verdienen und auf der Bank anzulegen. Ihr müsst es vermeiden, euren Eltern Umstände zu bereiten. Wenn ihr Liebe zu Gott habt, werdet ihr Furcht vor Sünde haben. Nachdem ihr Moral erlangt habt, könnt ihr dazu übergehen, der Gesellschaft im Allgemeinen zu dienen. Wenn ihr unfähig seid, Gottes Liebe zu erlangen, wie könnt ihr dann erwarten, die Liebe der Menschen zu gewinnen? Ihr müsst euch einen solchen Ruf in der Gesellschaft erwerben, dass die Menschen von euch als einer guten, hilfsbereiten Person sprechen. Ihr müsst von euren Eltern lernen, wie man hilft.

Als Erstes geht es darum, Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft zu entwickeln. Wie kann Moral erlangt werden, während man sich in sündhaften Handlungen ergeht? Wenn ihr Älteren begegnet, dann respektiert sie immer und dient ihnen. Heute ehre ich solch gute Menschen, damit ihr versuchen werdet, sie nachzuahmen. Das ist es, was mir Glück bereitet. Kümmert euch zuerst um eure Kinder zu Hause und macht eure Eltern glücklich. Wie könnt ihr glücklich sein, während eure Eltern unglücklich sind? Wenn ihr heute eure Eltern liebt, werdet ihr morgen von euren Kindern geliebt werden. Ihr könnt nur dann gebildet genannt werden, wenn ihr diese zwei Dinge lernt. Ihr mögt hohe Abschlüsse erlangen, aber wer wird euch lieben, wenn ihr eure Eltern nicht liebt? Die Gesellschaft wird euch lieben, wenn ihr euch gut um eure Eltern kümmert. Bringt erst euer Haus in Ordnung, und denkt dann über den Fortschritt der Gesellschaft nach. In dieser Absicht ehre ich heute diese erfahrenen Älteren. Ihr solltet eine Lektion daraus lernen und den Fußstapfen der Älteren folgen.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust herausgegebenen gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Ansprache am 20.07.2009

Verkörperungen der Liebe!

Alle fragen: „Swami, wo ist der Atman?“ Sie verstehen nicht, was der Atman ist. Die Upanischaden haben sich ausführlich mit dem Prinzip des Atman befasst. Leider sind die Menschen heutzutage nicht fähig, die Lehren der Upanischaden richtig zu interpretieren. Die Lehren der Bhagavadgita, des Ramayana und des Bhagavatam haben ihren Ursprung in den Upanischaden. Unsere Weisen führten in den alten Zeiten intensive Askese durch, um die Natur des Atman zu erfassen. Schließlich verkündeten sie, dass der Atman die ursprüngliche Basis von allem im Universum ist. Wenn der Atman einen physischen Körper annimmt, bleibt er, als das ewige, unwandelbare Prinzip bestehen, während sich der Körper von Geburt bis zum Tod ständig verändert. Der Atman ist die Quelle und Nahrung für alles. Er kennt weder Geburt noch Tod.

Die Menschen feiern voller Begeisterung verschiedene Feste. Sie feiern zum Beispiel das Mahashivarâtrifest. Bedeutet es, dass Gott Shiva an diesem Tag geboren wurde? Nein. Der Name Shiva bedeutet Segen, Glück. Das Shivaprinzip ist allgegenwärtig. Es bedeutet:

Mit Händen, Füßen, Augen, Kopf, Mund und Ohren, die alles durchdringen, erfüllt Er das gesamte Universum.

Was auch immer von den Augen gesehen und von den Ohren gehört wird, sogar die Worte, die gesprochen werden – alles ist Brahman. Es gibt nichts in diesem Universum, was nicht Brahman wäre. Aus diesem Grund wird Brahman beschrieben als:

die Verkörperung des Klangs, des Beweglichen und Unbeweglichen,  des Lichts, der Sprache, der ewigen Glückseligkeit, der Vollkommenheit,  der Täuschung und des Wohlstands.

Niemand kann behaupten: „Dies ist Brahman und jenes nicht“. Zum Beispiel ist dieses Taschentuch ebenfalls Brahman. Woraus entstand dieses Taschentuch? Es besteht aus Fäden. Die Fäden wiederum sind aus Baumwolle entstanden. Weil die Fäden miteinander verwoben sind, hat es die Gestalt eines Tuches angenommen. Das aus Baumwollfäden gewobene Tuch kann zu einem Dhoti oder Sari oder Hemd verarbeitet werden.

Manche Menschen behaupten, der denkende Geist (manas, mind) sei der Ursprung des gesamten Universums. Das ist nicht wahr. Selbst der Geist hat einen Ursprung, von dem er abhängig ist. Der Verstand ist zweifellos sehr stark und mächtig, aber selbst so ein Verstand ist nur aus dem Atman hervorgegangen. Der Geist lenkt alle Aktivitäten in der physischen Welt. Er ist sehr unstet und ändert sich ständig, weswegen er „affenartig“ (monkeymind) genannt wird. Der Atman ist die Quelle und die Nahrung für Körper, Geist, Intellekt, Gemüt (citta, auch: Psyche, Geist), Unterscheidungsvermögen (viveka), Einsicht (vijnâna) und höhere Weisheit (sujnâna). Alle sind allein aus dem Atman hervorgegangen. Sie alle nehmen zu einer bestimmten Zeit eine bestimmte Gestalt an, z.B. im Leben eines Menschen als Kleinkind, Kind, Junge, junger Mann und alte Person. Diese verschiedenen Formen in verschiedenen Lebensstadien haben keine unabhängige Existenz. Es ist ein Übergang von einem Stadium ins andere. Der Atman ist jedoch die Quelle und Nahrung für all diese Wesenheiten. Er ist das grundlegende Prinzip.

Um dieses grundlegende Prinzip zu verstehen, haben die Menschen ihm verschiedene Namen gegeben. Manche nannten es Om, den Urklang. Andere nannten es Tattvamasi – Das bist Du. Wieder andere nannten es Brahman. Manche gaben ihm Namen wie Rama, Krishna, Allah, Ishvara, Jesus usw. Diese verschiedenen Namen und Formen wurden nur zum Zweck der Identifizierung gegeben. Das Göttliche hat jedoch keinen Namen und keine Form. Die Gott zugeschriebenen Namen und Formen gründen sich auf die eigene Vorliebe für einen bestimmten Namen oder eine bestimmte Form. Manche Menschen wollen Gott als Venkateshvara anbeten und ihn in dieser Form erkennen. Wer erschuf diese Form? Es ist der menschliche Geist, der Gott in jener Form verbildlichte. Nehmt als Beispiel Maler, wie den berühmten Ravi Varma, der Gott in verschiedenen Formen wie Rama, Krishna usw. darstellte. Diese wurden alle von Menschenhand geschaffen, sie sind jedoch keine Originale. Ihr könnt Gott als Rama, Krishna oder Shiva anbeten und ihn in dieser Form erkennen. Doch grundsätzlich ist Gott Einer und Einer allein. Er ist das formlose, namenlose und eigenschaftslose Göttliche (Brahman). Diese grundlegende Wahrheit ist in dem Lehrsatz: Gott ist der Eine ohne ein Zweites, erklärt worden.

Dennoch werden verschiedene Menschen zu verschiedenen Zeiten durch Namen und Formen getäuscht. Man kann sagen, es ist alles ihre Einbildung. Tatsächlich ist genau diese Einbildung die Wurzel aller Schwierigkeiten in der Welt. Obwohl Namen und Formen verschieden sind, ist Gott Einer allein.

Ihr denkt, soundso ist schlecht und er sieht böse aus. Wenn ihr hingegen denkt, er ist ein guter Mensch, wird er wirklich gut erscheinen. Es ist euer Gefühl ihm gegenüber, das den ganzen Unterschied zwischen gut und böse ausmacht. Dies alles ist aus euren Gedanken hervorgegangen, deren Ursprung der Geist (mind) ist. Deshalb müsst ihr die Dinge so nehmen, wie sie sind.

Ihr glaubt, ihr meditiert über eine bestimmte Form oder ein bestimmtes Objekt. In Wirklichkeit ist es aber keine Meditation. Die Form oder das Objekt, über das ihr angeblich meditiert, kann sich später verändern. Deshalb ist es nicht Meditation im wahren Sinn. Ebenso wenig ist es Konzentration. Es ist bloß Kontemplation, für eine gewisse Zeitspanne. Wenn sich das Objekt nach regelmäßiger Praxis stabilisiert, dann könnt ihr meditieren. Es ist niemandem möglich, zu meditieren, sobald er sich zur Meditation hinsetzt. Niemandem ist dieser Versuch jemals gelungen. Die Leute behaupten, sie würden meditieren; aber es ist künstlich. Künstliche Meditation ist wirklich schlecht. Es gibt drei Schritte bei dem Vorgang: Konzentration, Kontemplation und Meditation. Es ist ein allmählicher Vorgang, der durch systematische, regelmäßige Übung erreicht wird. Dieser Yoga des Praktizierens und der Friede, den derjenige dadurch erhält, ist in der Bhagavadgita wunderschön folgendermaßen erläutert worden:

Besser, in der Tat, als Praxis ist Weisheit (jnâna). Besser als Weisheit ist Meditation über Gott. Besser jedoch als Meditation ist Freiwerden von dem Wunsch nach den Früchten der Handlungen. Denn darauf folgt sogleich Friede.

Ein neugeborenes Kind wird nicht sofort ein Erwachsener. Es wächst allmählich zum Erwachsenen heran. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass sich das, was ihr euch wünscht, erfüllen wird. Wenn dies so wäre, würde kein Mensch sich noch anstrengen, und die menschliche Existenz hätte keinen Sinn. Konzentriert euch deshalb vor allen Dingen auf das Ich-Prinzip. Kontempliert ständig über den Lehrsatz: Ich bin Atman. Du und Atman seid einer allein, nicht zwei verschiedene Wesenheiten.

Heute führt jede Handlung eines Menschen zu Verwirrung, welche wiederum zu Depression führt. Was ist die Ursache für diese Folge von Ereignissen? Eure eigene unstete Natur. Tatsächlich erfährt die gesamte Umwelt Veränderungen. In Wasser, Luft, Wolken und sogar in der Nahrung finden Veränderungen statt. Wenn sich alles um euch herum verändert, wird das natürlich einen Einfluss auf euch haben. Auch euer Geist verändert sich in Übereinstimmung mit den Veränderungen um euch herum. Es gibt nur ein unwandelbares Prinzip – das ist beständige integrierte Bewusstheit (prajnâna).

Die Upanischaden verkünden: prajnânam brahma – Brahman ist höchstes Bewusstsein. Wenn ihr diesen Zustand erreichen wollt, müsst ihr das Gefühl der Einheit entwickeln. Obwohl sich die Körper unterscheiden, ein Atman allein wohnt in allen Lebewesen. Die menschlichen Körper sind wie Gefäße, und der Geist (mind) darin ist das Wasser. Der eine Mond wird in allen Gefäßen widergespiegelt. Überall ist nur Reaktion, Widerspiegelung und Echo.

 Liebe Kinder!

Ihr werdet das Atmanprinzip nicht verstehen können. Atman ist nicht bloß ein Wort, das aus zwei Silben besteht. Es bedeutet, das Empfinden der Einheit zu entwickeln. Alle sind eins, sei zu jedem gleich. Wie könnt ihr Vertrauen in diese Maxime entwickeln? Ein kleines Beispiel: Ihr verrichtet eine bestimmte Arbeit, und euer Nachbar hat eine andere Arbeit getan. Obwohl ihr beide verschiedene Aufgaben ausgeführt habt, ist die Umgebung, in der ihr eure Arbeit tut, dieselbe. Der Atman ist das Bewusstsein, das alles durchdringt. Dieses alles durchdringende Prinzip ist Wahrheit.

Die Schöpfung geht aus der Wahrheit hervor und mündet in die Wahrheit ein. Gibt es im Kosmos eine Stelle, wo Wahrheit nicht existiert? Schaut diese reine, makellose Wahrheit.

Das gesamte Universum ist von Wahrheit erfüllt. Sie ist oben, unten und auf allen Seiten. Diese Wahrheit ist der Atman. Sie ist ewig und unwandelbar. Das Epos Bhagavatam fordert uns dazu auf, die Wahrheit zu sprechen und liebevoll und sanft zu sprechen. Sprich die Wahrheit, sprich angenehm und sprich keine unangenehme Wahrheit. Wahrheit ist die Quelle und Nahrung für alles im Universum. Wo Wahrheit ist, ist Dharma. Wo Wahrheit und Dharma zusammenkommen, ist das Ergebnis Friede. Wo Friede ist, dort können weder Zorn, Aufruhr, Neid, Eifersucht noch Hochmut sein. Ein solcher Friede, frei von diesen schlechten Eigenschaften, verwandelt sich selbst in reine Liebe.

Einst drang Hanuman in die Stadt Lanka ein, auf der Suche nach Sita, die von Ravana entführt und dort in Gefangenschaft gehalten wurde. In jeder Straße und in jedem Gebäude suchte er nach Sita, aber er konnte sie nicht finden. Stattdessen fand er die Dämonenfrauen in beschämenden Körperhaltungen. Er entschied bei sich, dass Sita eine edle Dame sei und nicht auf eine solche Ebene herabsinken würde. Unfähig, Sita irgendwo zu finden, klagte Hanuman: „Ich habe in jedem Haus und sogar in Blumengärten nach ihr gesucht. Ich sehne mich, sie zu sehen“.

Dann begab er sich in den Ashokahain und fand Sita, die unter einem Baum saß. Er war überglücklich, und fing vor lauter Freude an, die fruchttragenden Bäume auszureißen und den schönen Garten zu verwüsten. Dieses dreiste Gebaren Hanumans versetzte die Dämonen in Wut und er wurde in Fesseln an Ravanas Hof gebracht. Am königlichen Hof des Dämonenkönigs Ravana begann er einen Streit mit ihm darüber, ob seine abscheuliche Tat Sita zu entführen, richtig gewesen sei. Er sprach zu Ravana auf äußerst demütigende Weise. Ravana konnte Hanumans dreistes, hochmütiges Verhalten nicht tolerieren. Er wurde sehr zornig und warnte Hanuman: „Du Affe! Niemand, nicht einmal ein König, wagte es, mich in so beleidigender Weise anzusprechen. Ich werde dafür sorgen, dass dir sofort das Maul gestopft wird!“ Hanuman erwiderte: „Du bist ein Dämon, ich hingegen bin der Diener eines Herrschers über die vierzehn Welten. Du kannst mir nichts anhaben.“

Ravana konnte seine Wut nicht länger bezähmen und befahl, dass Hanumans Schwanz mit in Öl getränkten Tüchern umwickelt und angezündet werde. Sofort brachten die Dämonen ein paar alte Tücher, wickelten sie um seinen Schwanz, gossen Öl darüber und zündeten den Schwanz an. Da sprang Hanuman mit dem brennenden Schwanz von einem Gebäude zum anderen und setzte alle Gebäude in Lanka in Brand. Sehr bald breiteten sich die Flammen überallhin aus, die ganze Stadt stand in Flammen. Alle Bewohner liefen in großer Panik auf die Straßen. Sie wunderten sich und diskutierten miteinander: „Wer ist dieser Affe? Woher ist er gekommen? Wer hat ihn geschickt? Unsere ganze Stadt brennt. Wohin können wir jetzt gehen?“ Nicht einmal Mandodaris Palast blieb verschont. Die gesamte Stadt, einschließlich

der Gebäude und persönlichen Besitztümer der Einwohner, wurde zu Asche verbrannt. Nur ein Haus in Lanka, das von Vibhishana, wurde verschont. Auf diese Weise mussten die Einwohner von Lanka für ihre Sünden zahlen. Das Gesetz von Karma ist unveränderbar und unausweichlich. Die Menschen müssen die Konsequenzen ihrer üblen Taten erleiden. Was immer man tut, ob Gutes oder Schlechtes, wird auf einen zurückfallen.

Wenn der Mensch aus dem Mutterleib hervorkommt, findet sich keine Girlande um seinen Hals. Da sind weder Schmuckstücke aus Perlen noch glitzernder Goldschmuck. Da sind keine Halsketten, verziert mit kostbaren Steinen wie Smaragden und Diamanten. Aber eine Girlande hängt um seinen Hals. Brahma bindet die Konsequenzen seiner vergangenen Taten zu einer schweren Girlande zusammen und hängt sie ihm zum Zeitpunkt seiner Geburt um den Hals.

Auf diese Weise verfolgen uns die Auswirkungen unserer vergangenen Handlungen. Angenommen, ihr habt zu Hause Pakoda gegessen, dann werdet ihr nach einiger Zeit nur nach Pakoda aufstoßen. Entsprechend erhaltet ihr nur die Folgen eurer vergangenen Handlungen.

Deshalb sollten eure Handlungen immer gut sein. Damit man immer gute Handlungen durchführt, muss man Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft kultivieren. Wenn man diese drei entwickeln kann, wird man fähig sein, von schlechten Handlungen Abstand zu nehmen. Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und die Moral in der Gesellschaft sind alle miteinander verknüpft. Das eine folgt auf das andere. Die Wiederholung des Gottesnamens hilft einem, diese edlen Eigenschaften zu kultivieren. Aus diesem Grund ermahne ich euch wiederholt, unaufhörlich den Gottesnamen zu rezitieren. Namasmarana ist das Mittel, mit dessen Hilfe man das Meer der weltlichen Existenz überqueren kann.

Um das Atmanprinzip zu verwirklichen, muss man allein im Atman seine Zuflucht nehmen. Sobald ihr das Atmanprinzip verwirklicht, werdet ihr selbst Atman werden. Ihr müsst ständig über die Aussage der Upanischaden: Aham brahmâsmi – Ich bin Brahman, kontemplieren. Ihr müsst euch erinnern: „Ich bin nicht ein Mensch, ich bin nicht ein Dämon, ich bin der Atman.“

Ich wünsche, dass die Studenten nach und nach loses Geschwätz und unnötige Aktivitäten aufgeben. Eure Worte sollten gut sein, eure Sichtweise sollte gut sein, eure Gedanken sollten ebenfalls gut sein. Nur wenn eure Gedanken, Worte und Taten gut und in vollkommener Harmonie sind, werdet ihr ein guter Mensch werden. Die heiligen Schriften wie das Ramayana, das Mahabharata und die Bhagavadgita lehren das gleiche. Entwickelt als Erstes Liebe zu Gott. Wenn ihr nur Liebe zu Gott habt, ist das so, als ob ihr alles hättet.

Wenn ihr das Atmanprinzip erreichen wollt, müsst ihr euch ständig auf den Atman besinnen. Wenn ihr das Atmanprinzip erfahrt, werdet ihr selber Brahman werden. Um diese Erfahrung zu erlangen, sollte man regelmäßig praktizieren. Selbst um kleine Dinge im täglichen Leben zu erhalten, braucht es soviel Übung. Ohne Praxis kann man nichts im Leben erreichen, und ihr werdet Fehler machen.

Lernt vor allen Dingen, wie wahre Menschen zu leben, indem ihr euch ständig erinnert: „Ich bin ein Mensch, ich bin kein Tier, ich bin keine Bestie.“ Von der menschlichen Ebene müsst ihr zur Ebene des Göttlichen aufsteigen. Ihr solltet nicht zur Ebene eines Tieres oder Raubtieres degenerieren. Tatsächlich kommen alle Avatare nur, um die Bewusstseinsebene der Menschen auf die des Göttlichen zu erheben, nur, um Menschen in göttliche Wesen zu transformieren.

Wenn ihr Gottes Anweisungen gewissenhaft befolgt und euch mit Handlungen befasst, die ihn erfreuen, werdet ihr mit Sicherheit, wahrhaftig, Gott. Es ist keine schwierige Aufgabe. Beständiges Praktizieren wird euch befähigen, euer Ziel zu erreichen. Wenn ihr jedoch schlechten Menschen folgt, werdet ihr ebenfalls schlecht werden. „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich werde dir sagen, was du bist“, lautet das Sprichwort. So wie euer Umgang ist, so werdet ihr werden.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust, Publications Division, herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Vinayakacaturthi, 26.08.2009

Bharat ist das Mutterland vieler edler Seelen, die in allen Kontinenten der Welt Ruhm und Ehre erlangten. Dies ist das Land tapferer Menschen, welche die Fremdherrschaft überwanden und Unabhängigkeit erreichten. Dies ist das Land,  das sich in Musik, Literatur und anderen Künsten hervortat. Da ihr in diesem großen Land Bharat geboren seid, ist es eure heilige Aufgabe, oh Jungen und Mädchen, sein reiches kulturelles Erbe zu schützen.

Die Kinder von Bharat haben das Fest Vinayakacaturthi auf prächtige Weise gefeiert. Es war für alle ein frohes Ereignis.

Verkörperungen der Liebe! Liebe Studenten!

Wer ist Vinayaka? Diesen Aspekt muss man als Erstes verstehen. Vinayaka ist der Herr des Universums. Er hat keinen Führer über sich, sondern er selbst ist der Führer aller. Er ist der Herr des Universums. Einen solchen Herrn zu vergessen, ist das Missgeschick des Menschen.

Die Nahrung, die der Gott Vinayaka zu sich nimmt, ist heilig und rein. Sie enthält gar kein Öl. Neun Getreidesorten werden in Wasser eingeweicht und dann gemahlen. Danach wird dieser Teig zu Kudumulus geformt und in Dampf gegart. Dies ist die Nahrung, die Vinayaka geopfert wird. Sie wird auch Undrallu genannt. Da sie gedämpft wird und praktisch kein Öl enthält, ist sie äußerst gesund.

Vinayaka ist allgegenwärtig. Er teilt sich durch sein Schweigen mit. Selbst seine Anweisungen übermittelt er durch stille Kommunikation. Seine Handlungen sind subtil. Wo man auch hinschaut, findet man ihn, wie er seine Devotees segnet und auf den rechten Pfad führt. Der allgegenwärtige Gott Vinayaka kann von allen verehrt werden, unabhängig von Religion, Nation und Region, denen man vielleicht angehört. Er ist der Herr der Bildung und des guten Verhaltens, und deshalb kann jeder Mensch, der an guter Bildung und gutem Verhalten interessiert ist, ihn anbeten und seinen Segen suchen. Es ist eine falsche Vorstellung, Gott Vinayaka auf das Hindu-Pantheon der Götter in Bharat zu begrenzen. Es ist nicht richtig. Er ist wahrhaft der Herr des Universums und sein Führer. Aus diesem Grund wird er Vinayaka genannt (der, der keinen Führer über sich hat). Die Kontemplation über einen solchen Gott wird all unsere Sünden zerstören. Tatsächlich ist Vinayaka unser wahrer Lebensatem. Es ist reine Unwissenheit, diesen großen Herrn des Universums als eine bloße Statue, hergestellt aus irgendeinem tönernen Material oder Metall, zu verehren.

Vinayaka ist euer Führer, der euch auf den rechten Weg leitet. Deshalb müsst ihr das Gefühl und Bewusstsein entwickeln, dass Vinayaka in und bei euch ist und euch unablässig auf dem Weg zu Gott führt. Gestern brachten die Studenten die Statuen von Vinayaka, auf wunderschön geschmückten Wagen in einer Prozession in diese Halle. Später wurden sie zur Versenkung zum Wasser gebracht. Was ist die innere Bedeutung dieses Rituals? Warum werden die Statuen Vinayakas im Wasser versenkt? Die Versenkungszeremonie erinnert uns an Vinayakas allgegenwärtige Natur, denn wenn die Statuen im Fluss versenkt sind, lösen sie sich im Wasser auf und breiten sich überall hin aus. Wenn ihr zum Beispiel Zucker mit Wasser verrührt, vermischt sich der Zucker mit dem Wasser und breitet sich überall hin aus. Entsprechend enthüllt Vinayaka, der bisher in der Form einer Statue verehrt wurde, seine wahre Natur der Allgegenwart, nachdem er ins Wasser eingegangen ist. Vinayaka beschützt seine Kinder ständig. Er ist immer bei ihnen. Tatsächlich sind Kinder das Eigentum Vinayakas. Jeder Mensch sollte seinem Beispiel nacheifern. Die Kinder sollten niemals ihre Eltern vergessen, denn ihr ganzes Leben, ihre Erziehung und Bildung sind das Geschenk ihrer Eltern. Vinayaka verleiht seinen Kindern, die ihn anbeten, Siddhi (Erfolg, Erfüllung) und Buddhi (Unterscheidungsvermögen, höhere Intuition, Intellekt). Wenn der Intellekt (buddhi) eines Menschen ausgeprägt ist, fließt ihm alles zu.

Vinayaka hat einen Rüssel, den er zum Atmen, Trinken und Essen benutzt. Wenn man das Wesen Vinayakas auf rechte Weise erforscht, dann wird offensichtlich, dass er allgegenwärtig ist. Er ist der Ursprung. Aus diesem Grund wird Vinayaka angebetet, bevor man irgendeine Arbeit beginnt. Sogar die Nahrung, die man zu sich nimmt, wird zuerst ihm dargebracht. Unter den Bharatiyas ist es Tradition, Vinayaka anzubeten, ehe man auch nur eine kleine Arbeit beginnt. Ihr habt vielleicht gemerkt, dass die Musiker zu Beginn ihres Konzertes ein Gebet an Vinayaka singen. Auch unsere Studenten beginnen ihre Bhajans mit einem Gebet an Vinayaka. Tatsächlich ist Vinayaka der Führer eures Lebens, der euch führt und durch euer Leben geleitet. Es genügt nicht, ihn nur an einem Festtag wie Vinayakachaviti zu verehren. So etwas wie ein besonderer Tag zur Verehrung des Herrn, wie Chaviti (der vierte Tag nach Neumond), Ashtami (der achte Tag), Navami (der neunte Tag) existiert nicht. Denkt immer, jederzeit, unter allen Umständen an Gott – so lautet die Anweisung. Da es den Menschen vielleicht nicht möglich ist, an allen Tagen Vinayaka ausgiebig anzubeten, sind drei, fünf oder zehn Tage, je nach Umständen, vorgesehen.

Die Vinayaka angebotene Nahrung ist gesund, einfach und leicht zu kochen. Vinayaka wird mit einem großen Bauch dargestellt. Obwohl ihm eine Vielfalt an Speisen angeboten wird, nimmt er nichts davon. Die Hingabe der Menschen ist seine Nahrung. Das Wesen des Göttlichen ist es, immer zu geben, aber keinerlei Gegenleistung von seinen Devotees anzunehmen. Vinayaka ist der Ursprung und Erhalter aller Lebensformen. Er kontrolliert das Leben und Schicksal aller Wesen. Tatsächlich wird das gesamte Universum von Vinayaka erhalten. Läge die Kontrolle nicht in den Händen Vinayakas, gäbe es nur Zerstörung (vinâshana).

Es ist eine Tatsache, dass die Menschen ohne Luft nicht leben können. Sie ist das Lebensprinzip nicht nur der Menschen, sondern aller Lebewesen. Vinayaka durchdringt dieses Lebensprinzip. Er ist die Verkörperung unseres Atems. Er ist wahrhaft das So ’ham-Prinzip. Der Vorgang des Atmens besteht aus drei Teilen: Einatmen (pûraka), Halten des Atems (kumbhaka) und Ausatmen (recaka). Das Regulieren dieser drei Vorgänge wird Pranayama genannt. Das Einatmen, Halten und Ausatmen der Luft muss so geregelt werden, dass jeder Vorgang die gleiche Zeit in Anspruch nimmt und die gesamte Übung auf natürliche Weise, ohne irgendeine Anstrengung, vollzogen wird. Nur dann ist Meditation möglich. Vinayaka ist die über Pranayama herrschende Gottheit. Er verleiht den Menschen Bildung (vidyâ) und Erfolg (siddhi, auch: Erfüllung, Vollendung, Befreiung). Aus diesem Grund wird er als Siddhi Vinayaka gepriesen. Diese beiden sind für den Menschen von höchster Bedeutung. Da es niemanden gibt, der dieses Geheimnis erläutert, feiern die Menschen das Vinayakacaturthi-Fest auf oberflächliche Weise, ohne seine tiefere Bedeutung zu erkennen.

Es ist in Bharat üblich, dass Elefanten die zeremoniellen Prozessionen in jedem Tempel anführen. Wir sollten die Bedeutung davon erkennen. Von allen wilden Tieren ist der Elefant das größte. Sobald ein Elefant einen bestimmten Pfad entlang geht, werden die Fußstapfen aller anderen wilden Tiere, inklusive die eines Löwen oder Tigers, durch jene des Elefanten ausgelöscht. Der durch einen Elefanten sogar in einem dichten Wald geschlagene Pfad konnte in früheren Zeiten durch Fahrzeuge wie Streitwagen oder in modernen Zeiten wie Auto oder Bus genutzt werden. Aus diesem Grund wurde im Tretayuga die Hochzeitsprozession von Rama durch eine Elefantentruppe angeführt. Die Szene dieser zeremoniellen Prozession wurde wunderschön beschrieben:

Geführt von Streitwagen, Elefanten und Pferden, gefolgt von Dasharathas gesamter Armee, dem älteren Weisen Vishwamitra, begleitet auch von Kaiser Dasharatha und seinen Ministern, bewegte sich Ramas Hochzeitsprozession vorwärts. Welch wunderbarer Anblick!

Der Elefant ist ein so majestätisches Tier, dass sein Trompeten den Lärm aller anderen Tiere, inklusive dem Hund, zum Schweigen bringen kann. Der Ruf eines Elefanten ist sehr majestätisch und kraftvoll. Vinayaka hat das Gesicht eines solch majestätischen und heiligen Tieres. Leider erkennt der Mensch nicht die Größe und Bedeutung seiner Form, und verehrt sein Idol in oberflächlicher, routinemäßiger Weise. Nicht nur Vinayaka, sondern alle dem Göttlichen zugeschriebenen physischen Formen, vermitteln eine tiefere spirituelle Bedeutung. Allerdings ist Gott nicht auf eine bloße physische Form beschränkt. Das Göttliche kennt weder Geburt noch Tod, denn es transzendiert die physische Gestalt. Wer zum Beispiel ist Brahman? Es ist nicht die vierköpfige göttliche Gestalt, die üblicherweise mit dem Schöpfungsakt verbunden wird. Brahman ist das transzendentale Prinzip, das Name, Form und Attribute überschreitet. Der Urklang Aum ist namenlos und formlos, ebenso wie der Vorgang des Einatmens und Ausatmens, der So ’ham genannt wird. Brahman hat weder Geburt und Tod noch Anfang und Ende. Er ist das ewige, transzendentale Prinzip, welches das gesamte Universum durchdringt.

Weder Geburt noch Tod für Ihn, den ewigen Einen. Weder Anfang noch Mitte noch Ende für Ihn, den Ur-Einen. Weder wird Er geboren, noch stirbt Er, noch wird Er getötet. Der allgegenwärtige Atman ist überall, als der Zeuge von allem.

Ihr solltet dieses Göttliche niemals vergessen. Das eine göttliche Prinzip ist in jedem Menschen, nein, sogar in jedem Lebewesen, gegenwärtig. Tatsächlich ist das Göttliche als das Prinzip der Einheit in der Vielfalt zu verstehen. Einheit ist Brahman.

Liebe Studenten,

es ist reine Illusion, das Göttliche auf eine Gestalt wie Rama, Krishna, Vinayaka usw. zu beschränken. Wenn ihr richtig nachforscht, wird offensichtlich, dass die physischen Formen des Göttlichen eine Schöpfung des Menschen sind. Sie werden aus der eigenen Einbildung geboren. Es ist niemandem jemals gelungen, das namenlose, formlose und eigenschaftslose Göttliche zu schauen.

Zum Beispiel gab der Künstler Ravi Varma dem Göttlichen in seinen Werken verschiedene Gestalten, basierend auf seiner Vorstellung und den in den Epen und spirituellen Texten enthaltenen Beschreibungen. Aber niemand konnte jemals Gott in physischer Gestalt schauen. Dennoch hat die physische Form eine tiefere Bedeutung, denn die physische Form kann nicht ohne eine Bedeutung existieren. Man sollte die physische Form niemals vergessen, denn nur aus der physischen Form verbreitet sich Moral. Die physische Form erhält und verbreitet, durch ihr eigenes persönliches Vorbild, Moral in der Welt. Dadurch gewinnt Moral Kraft in der Welt.

Es machte mich sehr glücklich, die Begeisterung der Studenten beim Feiern der Vinayaka-Nimajjanam-Zeremonie zu sehen. Ich bin glücklich, dass die Studenten in der Lage waren, das Vinayaka-Prinzip wenigstens in gewissem Ausmaß zu begreifen. Niemand kann das wahre Wesen des Göttlichen verstehen, ohne den Geist hinter den verschiedenen spirituellen Aktivitäten zu erfassen. Man muss verstehen, wer Vinayaka ist, im wahren Sinn. Wenn ihr erkennt, dass er der allgegenwärtige Führer ist, dann könnt ihr seine göttliche Natur erfassen. Ihr müsst die verschiedenen Feste im rechten Verständnis ihrer spirituellen Bedeutung feiern.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust, Publications Division, herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. S. B., Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 Das Fest Vinayakacaturthi oder Ganeshcaturthi, zu Ehren des elefantenköpfigen Gottes Ganesha, wurde am 23. August gefeiert. Vom Beginn dieses Festtages an werden die Statuen 3, 5 oder 10 Tage lang angebetet und dann nach feierlicher Prozession im Wasser versenkt. In Prasanthi Nilayam fand diese Prozession bereits am 25.8. statt, und die Studenten und Mitarbeiter brachten ihre Ganeshas in farbenfroher Prozession erst zum Darshanplatz für Swamis Segen und danach in einer Prozession zur nächsten Wasserstelle. Der Phantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt…Ganesha im Flugzeug, Ganesha auf der Weltkugel, Ganesha im Sonnenwagen …Am 26.8. hielt Sai Baba dann seine Ansprache. Anm. d. Übers.

 

Konferenz über Ethik und Finanzwelt, 29.08.2009

Der Körper besteht aus den fünf Elementen und muss früher oder später vergehen, aber der innere Bewohner kennt weder Geburt noch Tod. Der Innewohnende hat keinerlei Bindung, er ist der ewige Zeuge. Tatsächlich ist der innere Bewohner, in der Form des Atman, wahrlich Gott selbst.

Der Innewohnende hat keine Bindungen. Er wird auch Atman oder Brahman genannt.

Verkörperungen der Liebe!

Die Menschen beten Gott auf verschiedene Weise an und entwickeln Glauben an ihn. Jedoch hat Gott weder Name noch Form. Er ist Einer und Einer allein. Dennoch geben die Menschen ihm verschiedene Namen wie Rama, Krishna, Allah, Jesus usw. Dies sind alles individuelle Vorstellungen, aber Gott hat keinen bestimmten Namen. Gott ist Einer.Es gibt nur eine Wahrheit, doch die Weisen nennen sie bei verschiedenen Namen. Der eine Gott wird mit verschiedenen Namen und Formen bezeichnet und angebetet. Diese Gott zugeschriebenen Formen sind das Ergebnis der eigenen Einbildung und spiegeln wider, wie sie in manchen Gemälden dargestellt werden. Tatsächlich gibt es niemanden, der Gott jemals geschaut hat. In welcher Form auch immer man über Gott kontempliert, in dieser Form wird er sich manifestieren. Gott ist Einer, nicht zwei!

Jedes Individuum spricht von sich als „ich, ich, ich“. Dieses Ich bezieht sich auf das individuelle Ego, geboren aus der Bindung an den Körper. Wenn dieses Körperempfinden beseitigt (das Ich durchkreuzt) ist, wird man der Innewohnende. Ihr werdet wahrhaftig Gott. Das Göttliche transzendiert Name und Form. Seit undenklichen Zeiten kontemplierten die Menschen über das transzendentale Göttliche, verehrten es, dienten ihm und sehnten sich nach ihm.

Die Menschen haben viele Wünsche in dieser materiellen Welt. Kaiser Dharmaraja hatte nur eine Leidenschaft, und das war das Würfelspiel. Er liebte dieses Spiel sehr. Die Kauravas bemerkten diese Schwäche Dharmarajas und und taten sich zusammen, um ihm eine Falle zu stellen und diese Schwäche auszunutzen. Ihr Onkel mütterlicherseits, Shakuni, stachelte sie an und gab ihnen den Rat: „Macht euch auf und ladet Dharmaraja zu einem Würfelspiel ein“. Shakuni war Experte in diesem Spiel und konnte seine Gegner durch falsches Spielen leicht besiegen. Duryodhana und seine Brüder waren auf der einen Seite, Dharmaraja auf der anderen. Die in diesem Spiel benutzten Würfel waren manipuliert, so dass sie bei jedem Spiel einen Sieg erringen konnten, und als Folge davon verlor Dharmaraja jedes Spiel. Er verlor sein Reich, seine Brüder, sich selbst und sogar Draupadi. Die Kauravas annektierten sein Reich und rissen die Herrschaft über Dharmarajas Brüder und seine Ehefrau Draupadi an sich. Sie zerrten Draupadi zum königlichen Hof. Da stellte Draupadi den ehrwürdigen Mitgliedern und Älteren in der Versammlung die Frage, ob Dharmaraja zuerst sich selbst verspielt hatte und sie danach verlor oder umgekehrt. Falls Dharmaraja sich selbst zuerst verpfändet hatte und das Spiel verlor, hatte er nicht das Recht, Draupadi zu verpfänden. Darüber hinaus war Draupadi nicht nur Dharmarajas Ehefrau, sondern die aller fünf Brüder. Hatten sie ihre Einwilligung gegeben, dass Dharmaraja Pancali (Ehefrau von fünf Brüdern) bei diesem Würfelspiel verpfändete? Niemand in dieser erhabenen Versammlung wagte es, die von Draupadi erhobenen subtilen Gesichtspunkte zu beantworten. Keiner machte den Mund auf.

In seiner Jugendzeit suchte Dronacarya eines Tages König Drupada auf und bat um das Geschenk einer Kuh. Als der König diese Gabe verweigerte, verließ Dronacarya in seinem Zorn Pancala, mitsamt seinem Besitz und Frau und Kind. Als er Richtung Hastinapura wanderte, traf er die Pandava- und Kauravakinder, die auf einem Feld in der Nähe eines Brunnen spielten. Als Dronacarya sich den Kindern näherte, die um den Brunnen herumstanden, fragte er sie: „Liebe Kinder, was ist geschehen? Warum steht ihr alle so um den Brunnen herum? Was ist passiert?“ Die Kinder erwiderten einstimmig: „Swami, unser Ball ist in diesen Brunnen gefallen“. Da beruhigte Dronacarya sie und sagte: „Macht euch keine Sorgen, ich werde den Ball herausholen“. Mit diesen Worten spannte er einen Pfeil und schoss ihn auf den Ball. Der Pfeil blieb im Ball stecken. Dann schoss Dronacarya einen weiteren Pfeil ab, der im ersten Pfeil stecken blieb. Auf diese Weise schoss er nacheinander eine Reihe von Pfeilen ab, zog schließlich, mithilfe dieser „Stange“ aus Pfeilen, den Ball heraus und übergab ihn den Kindern. Als sie dieses wunderbare Kunststück Dronacaryas sahen, fielen sie ihm zu Füßen. Sie erkannten, dass sie endlich jemanden gefunden hatten, der Experte im Bogenschießen war. Sie überbrachten Bhishma diese Nachricht, der Dronacarya zum Lehrer sowohl der Kauravas als auch der Pandavas ernannte.

Von den Kindern erlernte vor allem Arjuna die Kunst des Bogenschießens schnell und wurde in kurzer Zeit Experte, wodurch er sich Dronacaryas Zuneigung und Bewunderung erwarb. Tatsächlich machte er seinen Guru durch seine Fähigkeiten stolz und berühmt. Dies erzeugte in Ashvatthama, Dronacaryas Sohn, Eifersucht. Von da an hegte dieser einen Groll gegen die

Pandavas, vor allem gegen Arjuna. Im Mahabharatakrieg schloss er sich den Kauravas an und kämpfte gegen die Pandavas. Eines Nachts schlich er sich heimlich in das Lager der Pandavas und ermordete, im Schutz der Dunkelheit, gnadenlos die jungen Kinder der Pandavas (upapândavas). Als er gerade entkommen wollte, erwischte Arjuna ihn und zerrte ihn vor Draupadi. Statt zornig zu werden und den Übeltäter zu verfluchen und eine Strafe über ihn zu verhängen, fiel Draupadi Ashvatthama, dem Sohn des von ihrem Ehemann höchst verehrten Guru, zu Füßen und rief aus:

Zu Füßen deines Vaters Dronacarya lernten meine Ehemänner ihr ganzes Wissen. Ist es, recht von dir, als Sohn von Dronacarya meine unschuldigen Kinder zu töten? Wie konntest du es übers Herz bringen, sie zu töten, die unbewaffnet und jung waren, ruhig schliefen, keinerlei Feindschaft gegen dich hegten und nichts Böses gegen dich planten?

Als Draupadi Ashvatthama so anflehte, konnte Bhima das nicht ertragen. Berstend vor Wut brüllte er:

Diese Draupadi ist eine dumme Frau, denn sie bittet um die Freiheit dieses Jämmerlings. Sie ist nicht wütend auf den Mörder ihrer Söhne. Dieser Mörder ist kein Brahmane – lass ihn nicht frei, töte ihn! Wenn du das nicht tust, werde ich selber ihn mit meiner kraftvollen Faust zerschmettern!

Asvatthama zitterte hilflos vor Angst. Wuterfüllt wollte Arjuna Ashvatthama gerade angreifen, als Draupadi beide Hände erhob und Arjuna folgendermaßen anflehte:

Oh Phalguna! Es ist nicht recht, einen Menschen zu töten, der Angst hat oder seinen Mut verlor, der schläft oder berauscht ist, der Zuflucht sucht oder weiblich ist. Du solltest Ashvatthama nicht töten, denn er ist der Sohn deines Lehrers.

Dann fiel Draupadîi ihm zu Füßen und argumentierte: „Arjuna, werden meine Söhne zum Leben erweckt, indem du Ashvatthama tötest? Seine Mutter würde denselben Schmerz wie ich erleben. Du hast die Veden und Schriften studiert – wie kommt es, dass du nicht fähig bist, Gleichmut zu bewahren?“

So flehte Draupadi Arjuna an, Ashvatthama seine grausame Tat zu vergeben. Arjuna erwiderte: „Du hinderst mich daran, mein Gelübde zu erfüllen.“ Draupadi entgegnete: „Sein Haupt zu scheren und das Kronjuwel von seinem Kopf zu entfernen, kommt seiner Tötung gleich“. Da gab Arjuna ihren Bitten nach, schor ihm, als Zeichen der Strafe, den Kopf, nahm sein Kronjuwel und ließ ihn frei. „Es ist nutzlos, über das Vergangene nachzugrübeln. Vorbei ist vorbei; vergiss die Vergangenheit“, war der Rat, den Draupadi Arjuna gab. Auf Draupadis Rat unterdrückte Arjuna seine Emotion.

Soeben erwähnte ein Volkswirtschaftler, der an der Konferenz teilnahm, das Thema Ethik und Finanzwesen. Arjuna folgte der Ethik und verschonte, den Verlust der Upapandavas vergessend, Ashvatthamas Leben. Das Leben eines Mitmenschen zu retten ist weitaus bedeutender als das Ansammeln von Reichtum. Zahlreiche derartige Vorfälle des Edelmuts sind im Mahabharata und Bhagavatam zu finden. Es gibt viele edle Frauen wie Draupadi. Sie war großherzig und hatte einen edlen Charakter. Nur aufgrund solcher Frauen hat das Land Bharat von Zeitalter zu Zeitalter große Fortschritte gemacht und die Vorrangstellung von heute erreicht. Leider haben die Bharatiyas ihre ruhmreiche Vergangenheit vergessen. Sie gleichen derzeit einem machtvollen Elefanten, der sich seiner innewohnenden Kraft nicht bewusst ist.

Im äußerst heiligen Land Bharat ist Toleranz unsere herausragende Charaktereigenschaft. Was ist die wahre Schönheit eines Menschen? Es ist nicht die Schönheit des physischen Körpers. Es ist die Eigenschaft der Toleranz, die dem Einzelnen wahre Schönheit verleiht. Unsere indische Kultur misst der Haltung der Toleranz höchste Bedeutung bei. Dies ist seit altersher unsere Tradition gewesen. Man muss deshalb die eigene reiche Tradition der Reinheit und Toleranz bewahren. Derjenige ist ein wahrer Bharatiya, der diese zwei Qualitäten schützt und bewahrt. Derjenige ist kein Mensch, dem es an Moral mangelt. Geld kommt und geht, aber Moral kommt und wächst. Deshalb muss man seine Moral bewahren. Das ist die wahre Qualität eines Bharatiyas. Nur jemand, der einen edlen Charakter hat, hat das Recht, Bharatiya genannt zu werden. So wie ein Elefant sich seiner inneren Kraft nicht bewusst ist und sich demütig den Anweisungen des Elefantenhüters unterwirft, ebenso vergessen die Bharatiyas ihre innewohnende Kraft und Reinheit und imitieren die westliche Kultur. Obwohl sie große Kraft haben und die Veden, Upanischaden und Schriften gemeistert haben, ahmen sie, ihre eigene Größe vergessend, die westliche Kultur nach. Das ziemt sich nicht für Menschen einer so großen Nation. Ihr müsst die Größe eurer Kultur erkennen und eurem Gewissen folgen. Leider folgen die Menschen heute nicht ihrem Gewissen. Das geschieht nicht aus Unwissenheit (ignorance), sondern aus Naivität (innocence)! Wenn ihr weiterhin die westliche Kultur imitiert, wird eure eigene Kraft nach und nach abnehmen.

Deshalb, ahmt andere nicht nach. Übt Zurückhaltung. Zum Beispiel greift der Löwe nur dann ein Tier an, wenn er hungrig ist. Er streunt nicht herum und tötet jedes Tier, das ihm über den Weg läuft. So hat sogar ein Raubtier wie der Löwe die Fähigkeit, sich zurückzuhalten. Es ist deshalb für jeden Menschen notwendig, Zurückhaltung zu üben und gewisse Grenzen einzuhalten. Grenzenloses Ego, Zorn und Verlangen werden euch nur in die Irre führen. Ihr müsst euren Geist von einer solchen Situation abwenden und dem edlen Weg folgen, damit ihr anderen nicht schadet und auch nicht selber dabei leidet. Ihr solltet eure Stärke und Macht nicht unüberlegt einsetzen. Ihr könnt sehen, wie die modernen Kinder uneingeschränkte Freiheit genießen. Freiheit ist zweifellos gut und zulässig, aber sie sollte sich in Grenzen halten. Der Versuch, Geld anzuhäufen und überschlau zu sein, wird euch nur in Gefahr bringen.

Ihr habt sicherlich in den Zeitungen gelesen, dass Amerika in großem Ausmaß Geld und Ressourcen verschwendete, indem es Krieg gegen Iran, Irak und andere Nationen führte. Was hat Amerika daraus gewonnen? Heute hat sich die amerikanische Wirtschaft abgeschwächt und das Land befindet sich in einer Rezession. Das alles hat seine Ursache in unangemessener Nutzung von Ressourcen. Nehmt Gott Ishvara (Shiva) als Beispiel. Er ist kraftvoll und allmächtig. Dennoch nutzt er seine alldurchdringende Kraft nur soweit wie nötig. Er benutzt seine Kraft nicht unüberlegt. Man muss seinem Beispiel nacheifern und darf die eigene Kraft und die eigenen Ressourcen nur im benötigten Ausmaß benutzen. Verschwendet nicht eure Gedanken, denn das macht euren Geist unruhig und schwankend. (Swami zeigt sein Taschentuch). Was ist dies? Ein Tuch. Es ist nicht nur ein Tuch, sondern ein Bündel Fäden; nicht einmal das – es ist bloß Baumwolle. Ohne Baumwolle kann es keine Fäden und ohne Fäden kann es kein Tuch geben. Genauso ist der Geist nichts als ein Bündel (eine Ansammlung) von Gedanken. Haltet deshalb eure Gedanken in Zaum. Selbst der Reichtum, den ihr erwerbt, und die Nahrung, die ihr esst, müssen sich in bestimmten Grenzen halten. Nahrung ist Gott, verschwendet sie nicht.

Ihr solltet anderen helfen, und andere niemals verletzen. Hilf immer, verletze nie. Dies sind einige der Richtlinien für ein sinnvolles Leben, die ihr befolgen müsst. Derjenige ist gesegnet, der sich selbst so verhält, dass er andere nicht verletzt noch selber verletzt wird. Ihr müsst diese Fähigkeiten lernen, die nicht in den Lehrbüchern zu finden sind. Jedes Mal, wenn euch

ein Gedanke kommt, analysiert ihn: „Ist er gut oder schlecht?“ Wenn ihr das Gefühl habt, dass er schlecht ist, gestattet ihm nicht, anzudauern. Lasst ihn einfach vorbeiziehen. Wenn es ein guter Gedanke ist, dann setzt ihn in die Tat um, so dass ihr und ebenso andere davon profitieren.

In der Konferenz, die gestern und heute stattfand, wurde über bestimmte Richtlinien für das wirksame Funktionieren der Banken im Land diskutiert. Welche Handlungen ihr auch ausführt, sie müssen im Geist der Selbstverbesserung geschehen. Habt nicht den Eindruck, ihr würdet der Organisation dienen; ihr dient durch eure aufrichtigen Bemühungen eher euch selbst. Gebt Ego und Hochmut keinerlei Raum.

Wenn ihr eure Ersparnisse in der Bank anlegt, ist es nicht die Bank sondern ihr, die davon profitiert, denn das Geld wird zu euch zurückkommen. In gleicher Weise werdet ihr von dem Guten profitieren, das ihr anderen tut. Ihr tut es, damit ihr selbst ein gutes Leben habt. Wenn ihr euch einen guten Ruf in der Gesellschaft erwerben wollt, dann solltet ihr folgende drei Prinzipien kultivieren: Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft. Wenn ihr die Moral in der Gesellschaft fördert, werden die Menschen sich um euch sammeln und euch als guten Menschen behandeln. Entwickelt vor allem Liebe zu Gott. Als nächstes kommt Furcht vor Sünde. Nur wenn ihr diese Eigenschaft entwickelt, werdet ihr ein Mensch mit Charakter werden. Wenn ihr einen edlen Charakter habt, wird die gesamte Gesellschaft euch lieben. Niemand wird euch hassen. Bewahrt einen guten Charakter und liebt alle. Liebe ist überall, und Gott ist überall. Deshalb, liebt alle. Je mehr ihr andere liebt, desto höher wird euer Ansehen in der Gesellschaft steigen.

Wenn ihr einen Fehler oder eine böse Tat begeht, werden andere versuchen, euch zu imitieren. Deshalb: Seid gut, tut Gutes und seht Gutes. Das ist der Weg zu Gott. Nur wenn ihr euch so verhaltet, werdet ihr euch einen guten Namen in der Gesellschaft machen. Ihr könnt diese Dinge nicht aus einem Lehrbuch lernen. Es ist keine Textinformation. Es steht mit der Reinheit des Herzens in Verbindung. Diese Heiligkeit solltet ihr entwickeln. Leider gibt es heute überall nur Geheimnisse, aber keine Heiligkeit (Swamis Wortspiel im Englischen: secret – sacredness). Das ist nicht gut. Wenn ihr eine Zigarette raucht, wird auch euer Freund zu euch kommen und sagen: „Hallo, du bist ein guter Junge. Gib mir auch eine Zigarette.“ So wie euer Umgang, so wird euer Verhalten sein. Sage mir, mit wem du zusammen bist, und ich werde dir sagen, was du bist.Wenn euer Umgang schlecht ist, werdet ihr ein schlechter Mensch werden. Wenn ihr gut seid, werden andere eurem Vorbild folgen und gut werden. Ihr könnt heute sehen, dass etliche Firmen ihren Betrieb schließen mussten. Was könnte die Ursache sein? Wenn eine Firma schmutzige Geschäftsmethoden anwendet, werden andere Firmen dasselbe tun. Es ist ein allgemeiner Umstand, dass schlechte Gewohnheiten sich schnell und leicht verbreiten. Ihr müsst deshalb vorsichtig sein und euch dafür einsetzen, dass Gutes geschieht. Beeilt euch nicht, schlechte Dinge nachzuahmen.

Eile erzeugt Verschwendung und Verschwendung erzeugt Sorge. Seid deshalb nicht in Eile.

Liebe Kinder,

ihr alle seid sehr jung. Beginnt schon in diesem Alter, gute Arbeit zu leisten. Seid anderen ein Vorbild. Dient der Gesellschaft. Es ist die Gesellschaft, die euch schützt. Noch bevor ihr mit sozialem Dienst beginnt, gibt es vier Personen, die ihr ehren und achten solltet. Es sind Mutter, Vater, Lehrer und Gott, in dieser Reihenfolge. Zuallererst ist die Mutter sehr wichtig. Ihr solltet sie glücklich machen. Wenn eure Mutter glücklich ist, wird euer ganzes Leben glücklich sein. Wenn ihr sie unglücklich macht, werdet ihr leiden. Macht sie deshalb zu allen

Zeiten glücklich und zufrieden. Das Glück der Mutter ist euer Glück. Sie wird euch immer beschützen. Die Mutter hat euch geboren und aufgezogen. Vielleicht schimpft sie mit euch und schlägt euch sogar, wenn sie wütend auf euch ist. Aber ihr Zorn ist nur vorübergehend. Ihr solltet euch das nicht zu Herzen nehmen. Der momentane Zorn wird nicht lange anhalten. Erkennt die Tatsache, dass Wut, Ego, Eifersucht usw. nur vergängliche Phasen sind. Sogar Lust ist vorübergehend. Sie sind alle vergänglich, und demzufolge kommen und gehen sie. Sie sind nicht von Dauer. Aber es gibt ein Prinzip, nämlich Atmatattva, das ewig ist.

Entwickelt Liebe zu allen. Liebe, Liebe. Liebe! Liebt alle und dient allen. Liebe ist euer einziger Besitz, der immer bleibt. Es gibt nichts Größeres als Liebe, und ihr braucht auch nichts Größeres. Stürzt euch in Seva (selbstloses Dienen) mit dem Gefühl: Dienen ist Gott, Dienen ist mein Leben. Dienen sollte nicht in der Erwartung einer Vergütung getan werden. Geld kommt und geht, aber Moral kommt und wächst. Freut euch nicht übermäßig, wenn ihr Geld bekommt und seid nicht niedergeschlagen, wenn ihr Geld verliert. Der Unterschied zwischen Geld und Moral besteht darin, dass Geld kommt und geht, wohingegen Moral kommt und wächst.

Liebe Kinder, heute ist ein sehr glücklicher Tag. Betet darum, dass Gelegenheiten wie diese sich wieder ergeben, wo immer ihr auch sein mögt.

Gott ist eure einzige Zuflucht, wo immer ihr auch seid, ob im Wald, am Himmel, in einer Stadt oder einem Dorf, hoch auf einem Berg oder mitten im tiefen Meer.

Gott ist immer bei euch, über euch, hinter euch. Er wird euch immer beschützen. Entwickelt diesen unerschütterlichen Glauben in eurem Herzen. Gottes Gnade ist nicht vergänglich. Sie wird immer bei euch sein. Ich weiß, ihr seid alle gute Kinder. Ihr solltet euch immer wie gute Kinder verhalten.

Bhagavan beendete seine Ansprache mit zwei Bhajans, „Hari bhajana bina…“ und „Subramanyam, Subramanyam…“

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust, Publications Division, herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. S. B., Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Onam, 2.09.2009

Der Mensch wird aufgrund von Karma geboren, wächst aufgrund von Karma heran und verlässt schließlich diese Welt aufgrund von Karma. Karma ist für den Menschen wahrhaftig die Form des Göttlichen. Nur aufgrund von Karma geschehen Glück und Leid in dieser Welt.

Verkörperungen der Liebe!

Liebe Devotees von Kerala! In alten Zeiten herrschte Kaiser Bali über den Staat Kerala. Er behandelte seine Untertanen wie seine eigene Familie und verschaffte ihnen alle Voraussetzungen für ein glückliches und bequemes Leben. Er entwickelte heilige Empfindungen in seinem Volk und schuf ein angemessenes Umfeld, um diese Empfindungen zu hegen und zu pflegen. Damit die Menschen den rechten Pfad einschlagen, und um ihnen ein Vorbild zu sein, begann er einst ein Yagna namens Vishwajit. Zahlreiche Leute kamen zusammen, um diesem Ereignis beizuwohnen. Kaiser Bali führte das Yagna in großem Stil durch, indem er Land und Geld stiftete und vielen Menschen zu diesem Anlass Geschenke überreichte. Während des Yagnas saß auch seine Familie mit ihm auf dem Yagna-Vedika (erhobener Platz an der Opferstätte).

Während alle dem großen Schauspiel zuschauten, betrat ein bezaubernder Junge, der einen kleinen Schirm aus Palmblättern hielt, die Opferstätte. Als er sich dem Altar näherte, erblickte ihn Balis Tochter Ratnamala. Sie war gefesselt von der Schönheit und dem Leuchten dieses bezaubernden Jungen. Sofort verlor sie sich in tiefer Kontemplation und dachte: „Wie segensreich wäre es, wenn ich ein Kind wie ihn hätte.“ Der Junge ging direkt zum Altar. Während alle ihm beglückt zuschauten, hieß Kaiser Bali ihn willkommen, wusch ehrfurchtsvoll seine Füße, offerierte eine Girlande und bat ihn, sich auf einen verzierten Sessel zu setzen. Dann fragte er den Jungen: „Wer bist du? Woher und in welcher Absicht bist du gekommen?“ Der Junge erwiderte: „Ich habe gehört, dass Kaiser Bali viele mildtätige Werke tut. Auch ich habe einen Wunsch, den ich gern erfüllt hätte.“ Da fragte der Kaiser: „Was wünschst du?“ Der Junge antwortete: „Ich brauche nicht viel. Ich wäre glücklich, wenn mir ein kleines Stück Land, drei Fuß groß, in Mildtätigkeit gegeben wird.“

Bali wunderte sich: „Was! Eine so geringe Bitte! Ich dachte, du würdest um irgendwelche großen Dinge bitten. Deine kleine Bitte überrascht mich. Ist das genug? Du darfst um mehr bitten!“ Der Junge erwiderte, es wäre ausreichend, wenn seine Bitte erfüllt würde. Dann bedeckte er mit einem Schritt die gesamte Erde und den Himmel mit dem zweiten und wartete darauf, den dritten Schritt zu setzen, aber für diesen Schritt war kein Raum übrig geblieben. Da sagte Bali zu dem Jungen: „Mein Lieber! Du hast mit einem Schritt die ganze Erde und mit dem zweiten den Himmel bedeckt, so dass jetzt kein Platz für den dritten Schritt verbleibt. Setze deshalb, falls du es wünschst, deinen Fuß auf meinen Kopf.“ Mit diesen Worten beugte er sein Haupt vor dem Jungen, der niemand anderer als Gott Vishnu in der Gestalt des Vamana-Avatars war. Sobald Vamana seinen Fuß auf Balis Haupt setzte, wurde Bali durch dessen Gewicht in die Unterwelt gestoßen. Auf diese Weise wurde er durch Vishnu befreit.

Die Bewohner von Balis Königreich waren sehr traurig über diese Entwicklung. Sie drückten ihre Gefühle der Verlassenheit folgendermaßen aus: „Oh Gott, unser Kaiser ist nicht mehr bei uns. Er pflegte uns wie seine Kinder zu behandeln. Er ist unser Beschützer. Wie können wir ohne ihn leben?“ Ihre Hilflosigkeit und Seelenqual über die Trennung von ihrem geliebten König waren sehr schmerzhaft. Das frohe Ereignis des in großem Stil gefeierten Yagnas kam zu einem abrupten Ende. Dies ist ein Beispiel für das Sprichwort: Freude ist ein Intervall zwischen zwei Leiden.

Als die Menschen so trauerten, verkündete Bali aus der Unterwelt: „Oh meine lieben Kinder, ihr seid mir alle sehr lieb. Ich werde mich immer um euer Wohlergehen kümmern, wo ich auch bin. Ich werde dafür sorgen, dass ihr keinerlei Schwierigkeit erfahrt. Ich werde euch beschützen. Ihr solltet nicht das Gefühl haben, ich sei fern von euch in einer anderen Welt. Jedes Jahr an diesem Tag werde ich kommen und euch besuchen. Feiert diesen Tag meines Kommens als Festtag. Wascht eure Haare, tragt neue Kleider und genießt an diesem Tag ein Festmahl mit einer Vielfalt von Speisen.“

Seitdem feiert das Volk von Kerala diesen Tag als Onamfest im Gedenken an ihren geliebten König und Beschützer Bali. Bali tat viel Gutes zum Nutzen der Menschen und machte sie

glücklich. Aus diesem Grund konnte das Volk die Trennung von ihrem geliebten König nicht ertragen. Auch heute noch ist Kerala ein Land der Fülle und des Wohlstands. Die Natur überschüttet das Volk von Kerala mit ihrer Fülle. Tatsächlich beginnen die Regenfälle in Kerala und verbreiten sich dann im gesamten Land. In Kerala herrscht kein Mangel an Getreide und Trinkwasser, die Gaben der Natur an die Einwohner von Kerala. Für gewöhnlich sorgen sich die Menschen in anderen Staaten über das Eintreffen des Monsuns: „Oh, die Regenfälle haben in Kerala noch nicht begonnen“, sagen sie dann.“ Es ist das Land, in dem der allgegenwärtige Gott als Gott Vamana inkarnierte. Auch wenn er sich an einem Ort inkarniert, ist er überall gegenwärtig.

Gott ist allgegenwärtig, auch wenn er gelegentlich in einer Form an einem Platz inkarniert. Gott ist nur Einer, nicht zwei, obwohl die Menschen sich mit verschiedenen Namen und Formen auf ihn beziehen.Es gibt nur eine Wahrheit, aber die Weisen geben ihr verschiedene Namen. Es ist nur unsere Illusion, Gott verschiedene Namen wie Rama, Krishna, Govinda, Allah, Jesus usw. zu geben. Es gibt nur eine Sonne, und sie erscheint in den verschiedenen Teilen der Welt zu unterschiedlichen Zeiten. Es ist jetzt neun Uhr morgens, doch in Amerika ist es Nacht. Genauso befindet sich der eine Gott in verschiedenen Menschen in verschiedenen Formen. Ihr solltet nicht glauben, Gott habe verschiedene Formen. Er ist jenseits von Namen und Formen. Gott ist Einer, aber er manifestiert sich als vielerlei Wesen. Das Göttliche ist überall und in jedem Land und in jedem Einzelnen gegenwärtig. Es ist allgegenwärtig. Da eure Wahrnehmung anders ist, schreibt ihr dem einen Gott verschiedene Namen und Formen zu.

Das Land Kerala ist das Geschenk Gottes. Die Einwohner von Kerala folgen sogar heute noch den Anweisungen des edlen Kaisers Bali, und deshalb hat der Staat sich in vielen Bereichen entwickelt. In Kerala herrscht kein Mangel an Nahrung und Annehmlichkeiten für ein glückliches Leben. Kaiser Bali versorgte das Volk mit allem Komfort, ehe er zu seinem Wohnort wegging. Es ist ein kleiner, dicht besiedelter Staat. Egal wie groß die Bevölkerung auch sein mag, die Menschen genießen in Kerala viele Vorteile, Freude und Glück. Selbstverständlich erfahren die Ziele und der Lebensstil der Menschen seit kurzem, durch den Einflusses des Kali-Zeitalters, Veränderungen. Doch der Kern ihres Herzens und ihrer Empfindungen verändert sich nicht. Sie folgen immer noch den vedischen Anweisungen: Sprich die Wahrheit und handle rechtschaffen. Sie respektieren die Älteren und dienen ihnen in Liebe und Zuneigung.

Was könnte der Grund dafür sein? Liebe zu Gott. Es ist ein Land, in dem sogar heute noch Liebe zu Gott existiert. Sie fürchten die Sünde. Jene, die Gott lieben, entwickeln natürlicherweise Furcht vor der Sünde. Folglich werden solche Menschen einen hohen Grad an Moral in der Gesellschaft vertreten, was sehr wichtig für das disziplinierte Funktionieren der Gesellschaft ist. So halten die Einwohner von Kerala gewissenhaft folgende drei Prinzipien ein: Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft. Sie respektieren die Älteren und geben ihnen die gebotene Anerkennung.

Man sollte Moral und Integrität besitzen. Dieselben Prinzipien sind in der vedischen Anweisung als heilig bewahrt worden: Sprich die Wahrheit und handle recht. Die Einwohner von Kerala folgen gewissenhaft diesen zwei Prinzipien in ihrem täglichen Leben. Es genügt nicht, das Onamfest mit viel religiöser Begeisterung und Hingabe zu feiern. Ihr müsst in eurer Lebensweise den Erwartungen des edlen Kaisers Bali gerecht werden. Es heißt: Verehre Mutter, Vater, Lehrer und Gast wie Gott. Als Erstes kommt in dieser Abfolge die Mutter. Sie bringt euch zur Welt, zieht euch auf und lehrt euch in euren prägenden Jahren, gut zu sein. Dann beginnt die Rolle des Vaters. Er ist euer zweiter Guru. Danach vermittelt der Lehrer euch Bildung, um euch zu befähigen, in der Welt euren Lebensunterhalt zu verdienen. Und schließlich übernimmt Gott dieFührung. So beginnt euer Leben in dieser physischen Welt mit eurer Mutter und gipfelt in Gott. Deshalb solltet ihr unter keinen Umständen eure Mutter vergessen. Ihr solltet eure Mutter mehr als alles andere lieben und ihr die notwendige Achtung erweisen. Ihr werdet entdecken, dass die Bewohner von Kerala die Älteren, vor allem die Mütter, sehr verehren. Sie helfen ihnen und kümmern sich gut um sie. Sie sorgen immer dafür, dass sie glücklich sind. Wie gesegnet ist das Volk von Kerala, einen Kaiser wie Bali zu haben, den Gott selbst nach Vaikuntha begleitete.

Was ist Onam? Es ist ein Tag, an dem die Leute ein ausgiebiges Bad nehmen, neue Kleider tragen und mit reinem Herzen zu Gott beten. Die Einwohner von Kerala bereiten eine Vielfalt an geschmackvollen Speisen zu, vor allem mit Bananen. Tatsächlich bereiten sie zwölf verschiedeneSpeisen mit der Bananenfrucht zu. Es ist eine einzigartige Feier. Sie bereiten diese Speisen mit reinem, liebendem Herzen zu und deshalb sind diese sehr schmackhaft. Sie bieten diese Gerichte zuerst aus vollem Herzen und mit viel Hingabe Gott an und essen sie dann mit ihrer Familie und Verwandten. Sie servieren diese Speisen eine nach der anderen. Sowohl das Kochen als auch das Servieren der Speisen geschieht mit reinem, liebevollem Herzen im wahren Geist derOnamfeierlichkeiten. Die Menschen dort halten ihr Haus rein und bewahren eine heilige Atmosphäre, damit Gott sich manifestiert. Sie betrachten es nicht nur als Haus, sondern also Tempel Gottes. Nur in Kerala gibt es solch eine heilige Atmosphäre. Wenn manche Leute Zweifel über das Onamfest haben, werden diese geklärt und das Fest wird in seinem wahren Geist gefeiert, als der Tag, an dem Kaiser Bali sein Volk von Vaikuntha aus segnete, wo er schließlich eintraf. Es ist für die Einwohner von Kerala eine spirituelle Übung, an diesem Tag der Worte von Kaiser Bali zu gedenken und ihr Leben dem entsprechend in einem Geist der Liebe und desDienens zu führen.

Liebt alle, dient allen! Für niemanden kann es eine größere Askese geben. Wem ihr auch begegnet, grüßt ihn achtungsvoll. Sogar wenn ihr eurem Feind begegnet, bietet ihm euren Gruß dar. Er wird mit Sicherheit eure edle Geste erwidern. Auf die Weise müssen die Menschen sich ingegenseitiger Liebe und Einheit verhalten. Nur solche Leute verdienen es, Menschen genannt zu werden. Sie sind tatsächlich Menschen mit Moral. Diese Moral müsst ihr heute zum Vorschein bringen. Liebe zu Gott bewegt einen dazu, Moral in der Gesellschaft zu entwickeln. Deshalb müsst ihr Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft fördern. Vergesst diese drei Prinzipien niemals. Jene, die keine Moral besitzen, sind keine Menschen. Kann eine Nation oder Rasse ohne Moral existieren? Nein! Ihr müsst außer Moral auch die Eigenschaften der Demut und des Gehorsams entwickeln. Dies war tatsächlich die Botschaft des Kaisers Bali an sein Volk. Wenn ihr diese Eigenschaften kultivieren und entwickeln könnt, wird euer Leben geheiligt sein.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust, Publications Division, herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. S. B., Prashanti Nilayam

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Dasara, 27.09.2009

Vor Äonen herrschte überall Dunkelheit. Es gab weder Menschen noch irgendwelche anderen Geschöpfe. Es war überall stockdunkel. Jahrelang gab es wolkenbruchartige Regenfälle, und als Folge dieser Fluten bildeten sich Ozeane und Berge erhoben sich. Nach und nach zeigten sich die Sterne am Himmel. Auch die Sonne schien und sandte ihre Strahlen auf die Erde. Die Meere und der Himmel wurden blau. Die Farbe blau deutet auf die unermessliche Weite der Meere und des Himmels hin. Gott ist ebenfalls unermesslich, und deshalb wird seine Erscheinungsform als blau dargestellt. Nach und nach entwickelten sich Wälder und Hügel, Insekten und Geschöpfe, Vögel und wilde Tiere auf der Erde. Millionen Geschöpfe verschiedener Art, sowie Menschen, begannen, die Erde zu bewohnen.

Vor vielen Jahren besuchte ich einmal Anantapur. Ich war damals sehr jung. Ich wohnte im Bungalow des Distriktkollektors. Er kam zu mir und fragte: „Swami! Hier ist viel Rotwild. Bitte nimm zwei Tiere mit und behalte sie in deinem Ashram.“ Das Prashanti-Nilayam-Gebäude war noch nicht errichtet. Ich nahm diese beiden Tiere mit und hielt sie zuerst in Bangalore. Nach und nach vermehrten sie sich sehr stark, bis es schließlich Hunderte waren. Sie hatten dort nicht genügend Auslauf. Deshalb wurden sie später nach Prashanti Nilayam gebracht und in einem gesonderten Wildpark gehalten. Auf diese Weise vervielfältigt sich Gottes Schöpfung täglich.

Es regnet draußen. Ich sehe, dass einige Frauen vom Regen durchnässt werden. Lasst diese Frauen herein. Auch die Männer. Es tut mir leid, dass so viele Devotees auf der Frauen- und Männerseite im Regen stehen, um Swamis Darshan zu haben und seine Ansprache zu hören.

Niemand kann das Mysterium von Gottes Handlungen ermessen.

Als ich die Mittelschule in Kamalapuram, einer Kleinstadt in der Nähe von Kadapa, einer Bezirkshauptstadt im gegenwärtigen Staat Andhra Pradesh, besuchte, war ich sehr jung und klein. Jedes Jahr wurde ein Dorfjahrmarkt in großem Stil in einem Ort namens Pushpagiri abgehalten, welcher zwischen Kamalapuram und Kadapa lag. Eines Tages sagte der Sportlehrer unserer Schule zu uns: „Nächste Woche wird in Pushpagiri ein großer Viehmarkt stattfinden. Viele Menschen aus dem ganzen Bezirk und den Nachbardörfern werden kommen, um an diesem Markt teilzunehmen. Wir müssen aus unserer Schule freiwillige Helfer schicken, um die Menschenmengen zu regulieren und um ihnen darüber hinaus manchen Dienst zu erweisen.“

Der Sportlehrer war auch unser Pfadfinderführer. Er bestand darauf, dass alle Jungen unserer Schule an dem Pfadfindercamp teilnehmen und den Menschen helfen, die den Markt besuchen. Zu mir sagte er außerdem: „Raju! Du musst der Führer dieses Pfadfindercamps sein.“ Ich protestierte und sagte: „Sir! Alle sind älter als ich. Wie kann ich die Aufsicht über diese Jungen übernehmen? Ich kann es nicht.“ Daraufhin unterstützten alle Jungen und Lehrer einstimmig die Idee, dass ich der Führer des Camps sein solle. Am nächsten Tag rief unser Sportlehrer alle Jungen herbei und gab die Anweisung, dass jeder von uns ein Khakihemd und weite Kniehosen zusammen mit einem Ledergürtel und einer Trillerpfeife tragen sollte. Er bestand auch darauf, dass alle Stiefel tragen sollten und einen Stock und eine Taschenlampe. Wie sollte ich all diese Dinge besorgen? Ich hatte nicht einmal einen Paisa in meiner Tasche.

Zwei meiner Klassenkameraden namens Ramesh und Suresh saßen mit mir zusammen auf einer Dreierbank in unserem Klassenzimmer, die beiden Jungen jeweils an meiner Seite. Ramesh war der Sohn eines wohlhabenden Steuerbeamten. Er war genauso groß wie ich. Er ging zu seinem Vater und bat ihn: „Vater! Mir gefällt die Khakikleidung sehr. Bitte lasse zwei Anzüge, Khakihemd und -hose, für mich anfertigen.“ Er verriet jedoch nicht, dass er vorhatte, den zweiten Anzug jemand anderem zu geben. Am nächsten Tag brachte er einen Anzug in einer Stofftasche und legte sie mit einer kleinen Notiz unter mein Pult. Er schrieb: „Raju! Du bist mein Bruder. Wenn du nichts dagegen hast, nimm bitte diesen Anzug. Gib ihn mir nicht zurück. Solltest du das tun, wäre ich sehr unglücklich und würde Selbstmord begehen.“ Es ist mein Grundsatz, dass ich von niemandem etwas annehme. Ich spürte sehr stark, dass eine Freundschaft zwischen zwei Menschen, die auf einer Ebene des Gebens und Nehmens beruht, nicht lange halten wird. Deshalb gab ich die Kleider mit einer Notiz zurück: „Wenn du und ich gute Freunde bleiben wollen, dann nimm diese Kleider zurück.“ Ramesh war buchstäblich in Tränen aufgelöst wegen meiner Hartnäckigkeit. Sehr widerwillig nahm er die Kleidung zurück.

Alle Jungen, die sich freiwillig für den Pfadfinderdienst gemeldet hatten, mussten am nächsten Tag nach Pushpagiri aufbrechen. Es war eine Reise von elf Meilen zu Fuß, weil in jenen Tagen keine Busse auf dieser Strecke verkehrten. Die Jungen steuerten jeder fünf Rupien für die Ausgaben in dieser Zeit bei. Aber ich hatte kein Geld, nicht einmal einen Paisa. Deshalb dachte ich mir einen Plan aus. Ich hielt meine Bücher immer in sehr guter und sauberer Verfassung. In jenen Tagen waren nur sehr wenige Jungen in der Lage, neue Bücher zu kaufen, wenn sie in eine höhere Klasse versetzt wurden. Deshalb pflegten sie die Lehrbücher gebraucht zu reduzierten Preisen zu kaufen. Ein armer Junge kam zu mir, um meine Lehrbücher zu kaufen. Sogar für niedrigere Klassen war der Lehrplan in Fächern wie Geschichte, Erdkunde, Sozialkunde usw. sehr umfangreich. Der Preis für meine Bücher ergab insgesamt 18 Rupien, und meine Bücher sahen wie neu aus. Der Junge konnte diese Summe nicht zahlen. Deshalb sagte ich zu ihm: „Sei nicht traurig, zahle mir einfach fünf Rupien und nimm die Bücher.“ Der Junge war sehr glücklich und bezahlte die Summe sofort.

In jenen Tagen waren Banknoten selten. Deshalb zahlte er die gesamte Summe in kleinen Münzen, eingewickelt in ein Stück Stoff. Das Tuch war so alt, dass es das Gewicht der Münzen nicht tragen konnte und zerriss. Die Münzen wurden unter großem Lärm überall im Zimmer verstreut. Als sie den Lärm hörte, kam die Hausherrin herbeigelaufen und fragte: „Woher hast du all dieses Geld? Hast du es aus meiner Kiste gestohlen?“ Sie begann, mich zurechtzuweisen. Ich erklärte ihr: „Nein, Mutter! Ich verkaufte meine Bücher diesem Jungen und er gab mir die Münzen.“ Der arme Junge, der diesen Vorfall miterlebte, sagte ihr: „Mutter! Ich selbst gab Raju diese Münzen als Bezahlung für seine Bücher, die ich ihm abkaufte.“ Die Frau schenkte seinen Worten keinen Glauben und bestrafte auch ihn. Sie nahm alle Münzen weg und ich stand ohne einen Paisa da.

Die Jungen, die an dem Pfadfindercamp teilnahmen, waren alle reich und gut gekleidet. Sie kamen zu unserem Haus, um mich abzuholen. Aufgrund der Umstände, in denen ich mich zu der Zeit befand, war ich nicht in der Lage, sie zu begleiten. Wenn ich ihnen sagen würde, ich hätte Fieber, würden sie ein Thermometer bringen und Fieber messen. Wenn ich behauptete, ich würde an irgendeiner Krankheit leiden, würden sie mich zu einem Arzt bringen und mich untersuchen lassen. Deshalb sagte ich zu ihnen: „Ich habe Magenschmerzen und kann euch heute nicht begleiten.“ Den Jungen tat es leid und widerstrebend brachen sie ohne mich zum Pfadfindercamp auf. Danach machte ich mich alleine in derselben Nacht im Mondlicht auf den Weg. Ich lief und lief und kam im Morgengrauen in Pushpagiri an. Ich war sehr müde, da ich elf Meilen am Stück gelaufen war. Ich war hungrig und durstig. Ich wollte meine Hände und meinen Mund waschen und hielt nach Wasser Ausschau. Nirgendwo in der Nähe gab es Wasser. Es gab in der Nähe ein Wasserbecken, um Kühe und Büffel in diesem Wasser zu baden. Das Wasser war sehr schmutzig. In meiner Hilflosigkeit wusch ich mein Gesicht mit diesem dreckigen Wasser und trank etwas davon, um meinen Durst zu stillen. Dann bemerkte ich, dass jemand dort an der Wasserstelle ein Paket Bidis (einfache Zigaretten) und eine Ein-Anna-Münze zurückgelassen hatte. Die Zigaretten waren natürlich von keinerlei Nutzen für mich, und deshalb warf ich sie weg. Ich nahm die Ein-Anna-Münze und wechselte sie in vier kleinere Münzen (Bottu) um. Als ich umkehrte, bemerkte ich einen Mann, der am

Straßenrand saß, Spielkarten auf einem Tuch ausgebreitet hatte und die Vorbeigehenden einlud, auf eine Karte zu wetten, indem er rief: „Kreuz, Pik, Karo“ usw. Er lud mich mit den Worten ein: „Raju! Du bist ein Glückspilz. Komm, komm! Setze einen Betrag auf irgendeine Karte deiner Wahl, und ich werde dir, falls du gewinnst, den doppelten Betrag geben.“ Es war zweifellos eine Art Glücksspiel, aber ich war zu der Zeit hilflos. Ich begann, jedes Mal eine Münze auf eine andere Karte zu setzen. Jedes Mal gewann ich die Wette und erhielt den doppelten Einsatz. Auf diese Weise spielte ich das Spiel, bis ich 16 Annas zusammenhatte. Da beschloss ich, dass es genug wäre, hörte mit dem Spiel auf und kehrte mit dem eingenommenen Geld zurück. Da ich hungrig war, kaufte ich für einen Bottu drei Dosas (salzige Pfannkuchen). Damals gab es Dosas zum Preis von einem Dammidi (1/3 Bottu). So kam ich mit zwei Bottus pro Tag zurecht, indem ich Dosas aß. Obwohl ich wie jeder andere Junge normal an den Hilfsaktivitäten teilnahm, war ich mir im tiefsten Herzen der Tatsache bewusst, dass Glücksspiel schlecht ist und ich es nicht hätte tun sollen. Ich kannte die Geschichte von Dharmaraja, der im Mahabharata alles, inklusive Frau, Brüder und Königreich, verlor.

Am Ende des Pfadfindercamps hatte ich einen Bottu übrig. Ich kaufte ein paar Süßigkeiten, Früchte, Blumen, Kumkum und ein paar Armreifen für meine Schwägerin. Seshamaraju, der ältere Bruder dieses Körpers, war auf einem Lehrerausbildungskurs gewesen und gerade zurückgekehrt. Sobald ich das Haus betrat, bemerkte ich, dass er mit Hilfe eines Holzlineals Linien in ein Notizbuch zeichnete. Er war sehr wütend darüber, dass seine Frau in meiner Abwesenheit drei Tage lang Wasser holen musste und deshalb sehr müde war. Als ich ihr die Süßigkeiten und Früchte, die ich von Pushpagiri brachte, anbot, warf sie diese zu Boden. Sie weigerte sich sogar, das Kumkum, das ein Segenszeichen ist, anzunehmen. Seshamaraju war nach diesem Vorfall wutentbrannt. Er nahm das Lineal und schlug mich auf den Unterarm; dabei zerbrach das Lineal in drei Stücke. Meine Hand schwoll an. Ich erzählte niemandem von diesem Vorfall. Ich selbst verband die geschwollene Hand mit einem nassen Tuch. Am nächsten Tag starb Seshamarajus Sohn. Seshamaraju schickte Vater ein Telegramm, sofort zu kommen. Damals gab es in Puttaparthi kein Postamt oder Telegrafenbüro. Die Telegramme wurden nach Bukkapatnam geschickt und von dort brachte sie ein Bote nach Puttaparthi. Der Vater dieses Körpers, Peddavenkamaraju, pflegte regelmäßig nach Bukkapatnam zu gehen, um auf dem Dorfmarkt die notwendigen Dinge einzukaufen. Er sah dort das Telegramm und eilte sofort nach Kamalapuram. Er sprach zuerst mit den Familienmitgliedern und erkundigte sich dann, warum meine Hand geschwollen und verbunden sei. Ich versuchte, den Vorfall als sehr unbedeutend herunterzuspielen und sagte ihm, ich hätte mich versehentlich im Haus an der Tür gestoßen und nichts Ernsthaftes wäre geschehen. Da mischte sich die Frau aus dem Nachbarhaus ein und informierte Venkamaraju: „Mein Herr! Das ist kein einzelner Vorfall. Dein älterer Sohn schlägt den Jungen täglich. Es schmerzt uns sehr, sein Leid mit anzuschauen.“

Seshamaraju war immer sehr wütend auf mich, denn seine Frau beklagte sich jeden Tag über mich und behauptete, ich hätte mich nicht um diese oder jene Arbeit usw. gekümmert. Zu meinen täglichen Pflichten in ihrem Haushalt gehörte es, heißes Wasser zum Waschen zuzubereiten, kleine Arbeiten im Haus zu verrichten und, als wichtigstes, zweimal täglich morgens und abends Wasser von einem Kanal zu holen, der in einiger Entfernung vom Haus war. Um alle diese Aufgaben erledigen und rechtzeitig in der Schule zu sein, musste ich sehr früh morgens, das heißt ungefähr um drei Uhr, aufstehen. Trotz dieses hektischen Tages war ich sehr froh darüber, dass die Leute im Dorf gute Menschen waren und mich sehr mochten. Täglich erkundigten sie sich voller Zuneigung nach meinem Wohlergehen. Sie mochten mein Singen sehr. Als ich nach Pushpagiri ging, um am Pfadfindercamp teilzunehmen, kam dieser geschäftige Ablauf zu einem Stillstand. Obwohl die Nachbarn mir gegenüber, dank meiner schweren Arbeit und meines guten Wesens, sehr rücksichtsvoll waren, konnten die Leute der Seshamaraju-Familie sich mit meiner Abwesenheit und der Unterbrechung der täglichen Routine nicht abfinden. Falls ich an irgend einem Tag das Wasser vom Kanal etwas später brachte, schrieen sie mich an. Selbstverständlich ignorierte ich dieses Geschrei und fuhr, wie üblich, geduldig mit meiner Aufgabe fort.

In dieser Nacht sagte mir der Vater Bescheid, dass er nach draußen müsste, um seine Notdurft zu verrichten. Es gab kein Licht und überall war es dunkel. In der einen Hand hielt ich eine kleine Kerosinlampe und in der anderen einen Wasserkrug und begleitete ihn zu einem abgelegenen Platz. Ich stellte diese Dinge auf den Boden und wollte zurückkehren, aber er hielt meine Hand fest und sagte in tiefem Schmerz zu mir: „Sathya! Habe ich dich jemals in all diesen Jahren geschlagen? Du musst durch diese Leute hier so viel leiden. Verlass dieses Haus. Komm! Lass uns am frühen Morgen zu unserem Dorf zurückkehren.“ Ich versuchte, ihn zu besänftigen, indem ich sagte: „Es ist nicht recht, wenn ich jetzt das Haus verlasse, insbesondere wo sie im Schmerz über den Tod ihres Sohnes versunken sind. Bitte gehe du voraus und ich werde später nachkommen.“ Daraufhin machte sich der Vater sehr widerwillig nach Puttaparthi auf. Zu Hause angekommen, erzählte er der Mutter von der dort herrschenden Lage. Sie konnte ihren Schmerz nicht zurückhalten und vergoss Tränen über meine Not. Sie sagte zum Vater: „Sathya ist ein sehr guter Junge. Ich schlage ihn nie. Jetzt erfahre ich, dass Seshamaraju ihn regelmäßig schlägt, weil er auf die Worte anderer hört. Ich kann das nicht länger ertragen. Wir können Sathya irgendwie großziehen, falls nötig sogar, indem wir Salz verkaufen. Er braucht für seine Erziehung nicht von anderen abhängig zu sein. Bitte geh und bring Sathya nach Hause zurück.“ Der Vater versuchte ihr klarzumachen, dass er dazu nicht in der Lage sei, aber sie bestand darauf. Deshalb gab er ein Telegramm auf: „Mutter ernsthaft erkrankt. Komm nach Puttaparthi.“ Da hatte ich keine andere Wahl, als nach Puttaparthi zurückzukehren.

In jenen Tagen gab es in Kamalapuram einen Händler namens Kotte Subbanna, der das berühmte Kindertonikum Bala Bhaskara verkaufte. Er gab uns etwas Geld für unsere Reise nach Puttaparthi, denn weder ich noch Vater hatten Geld bei uns. Unter großen Schwierigkeiten erreichten wir Anantapur. In Anantapur gab es eine Rechtsanwaltsfamilie, in der alle gute Menschen waren. Die gesamte Familie war Swami ergeben. Sie luden uns ein, in ihrem Haus zu Mittag zu essen.

Wir aßen in ihrem Haus zu Mittag und kehrten schließlich nach Puttaparthi zurück. Sobald wir unser Haus betraten, ergriff die Mutter meine Hand und fragte: „Sie ist noch geschwollen. Hast du auch Schmerzen?“ Dann trug sie auf der betroffenen Stelle verschiedene Hausmittel auf, unter anderem eine Paste aus Reishülsen, und machte eine Heißwasseranwendung. Die Arme! Sie versuchte ihr Bestes, mich aufzumuntern. Alle um mich herum weinten, als sie meine geschwollene Hand sahen. Ich sagte zu ihnen: „Kein Grund zur Sorge, alles ist verheilt.“ Von da an beschloss ich, auf Dauer in Puttaparthi zu bleiben. Seshamaraju kam in den Ferien auf Besuch. Vater und Mutter schalten ihn beide sehr mit den Worten: „Du nahmst diesen Jungen mit dir, um ihn auszubilden, hast ihn jedoch großer Qual ausgesetzt. Was für eine Art Ausbildung ist dies? Geh weg! Wir geben dir noch nicht einmal zu essen.“ Danach wurde Seshamaraju nach Uravakonda versetzt. Er nahm mich wieder mit sich, um mich dort in der Oberschule einzuschreiben. Dort gab es gute Lehrer, insbesondere Herr Tammiraju und einen anderen Mann namens H. S. Ramana, der uns Englischunterricht gab. Er mochte mich so sehr, dass er mich zu seinem Haus zu holen pflegte. Nicht nur diese beiden, sondern alle unsere Lehrer waren mir gegenüber sehr liebevoll, denn ich war ein guter Sänger mit einer melodischen Stimme. Eines Tages schickten sie mich während einer Veranstaltung auf die Bühne und forderten mich auf, ein Lied zu singen. Ich sang das folgende Lied:

Nehmt irgendein Gemüse eurer Wahl, nur einen Anna pro Maß. Nehmt Auberginen, sie sind sehr geschmackvoll. Der Brunnen war tief, und Wasser zu schöpfen schwer. Ebenso war es schwer, das Leben in Uravakonda zu vergessen.

Alle Lehrer lobten das Lied und beglückwünschten mich zum Singen dieses Liedes. Später baten sie mich, das tägliche Gebet in der Schulversammlung zu singen. Ich sang folgendermaßen:

In jedem Moment erklingt dein klarer, lauter Ruf –
deine großherzigen Worte vernehmend,
kommen die Hindus, Buddhisten, Jains, Parsen, Muslime und Christen
aus Ost und West zu deinem Thron
und formen eine Girlande der Liebe.
Heil dir, der die ganze Menschheit vereint!
Heil dir, der das Schicksal von Bharat kontrolliert!
Heil dir, heil dir!

Das war unser Gebetslied, welches ich täglich in der Schulversammlung sang. Die Lehrer unserer Schule standen während der Versammlung auf beiden Seiten neben mir und vergossen Freudentränen über meinen melodischen Gesang. Ich hatte eine sehr gute Stimme.

Eines Tages gab ich den Menschen um mich herum bekannt, es sei an der Zeit für mich, die Schule, ebenso wie das Haus, zu verlassen und mit meiner Mission zu beginnen, das Leiden der Menschheit zu lindern. Schon zuvor hatte ich meine wahre Natur mit den Worten enthüllt:

Wisset, dass ich wahrhaft Sai bin. Gebt eure weltlichen Beziehungen auf wie auch eure Versuche, mich zurückzuhalten. Weltliche Bindung kann mich nicht länger fesseln. Niemand, wie groß er auch sein mag, kann mich aufhalten.

Alle weinten laut, unfähig, die Trennung von mir zu ertragen. Unser Schuldirektor Lakshmipati gab an diesem Tag schulfrei. Alle, inklusive der Lehrer, Schüler und der Öffentlichkeit, waren sehr traurig über meine Entscheidung, sie zu verlassen.

Am nächsten Tag wurde ein Muslimjunge aufgefordert, auf die Bühne zu gehen, um das Gebetslied zu singen. Auch er war ein guter Sänger mit einer melodischen Stimme. Aber sobald er auf die Bühne ging, überwältigten ihn seine Gefühle und er weinte hemmungslos, unfähig, die Trennung von mir zu ertragen. Er setzte sich hin und sagte, er sei unfähig, das Gebet zu singen. Von da an wurde das tägliche Singen des Gebets eingestellt. Stattdessen sprach der Schulleiter ein paar Worte und beendete die Versammlung.

Von da an gab ich die Studien auf. Zu dem Zeitpunkt war ich erst in der achten Klasse, aber die Leute um mich herum staunten über meine Gelehrsamkeit und dachten, ich hätte einen Abschluss erlangt. Ich schrieb Gedichte und hielt mich von den Menschen fern. Ich bevorzugte es zu schweigen. Sogar wenn ich im Haus war, verhielt ich mich so. Ich nahm meine Mahlzeiten ein, ging nach draußen und setzte mich an die Sandufer des Chitravati-Flusses. In der Nähe des Flusses befindet sich ein Hügel, auf den ich ging und still saß. Etliche Menschen aus den Nachbardörfern und auch aus Uravakonda, einschließlich Kinder, hatten die Gewohnheit, diesen „Sai Baba“ zu besuchen. Subbamma kochte und gab ihnen Essen. Dies machte sie sehr glücklich, denn sie wusste, dass sie Swamis Klassenkameraden diente. Von da an hat sich die Zahl der Leute, die Swami besuchen, unaufhaltsam vermehrt.

Einmal kam der Maharaja von Mysore, Jayachamaraja Wodaya, in seinem Auto. Die Straße war nur bis Penukonda befahrbar. Deshalb reiste er in einem Ochsenkarren von Penukonda nach Karnatanagepalli und ging von dort zu Fuß nach Puttaparthi. Er bat mich inständig: „Swami! Warum setzt du dich so vielen Schwierigkeiten aus, indem du in Puttaparthi wohnst? Bitte komm nach Mysore. Ich werde ein großes Gebäude für dich bauen lassen.“ Ich sagte zu ihm: „Ein Baum muss an demselben Ort wachsen, wo er entstanden ist. Wenn er herausgerissen und woanders eingepflanzt wird, wird er nicht wachsen. Auch dieser Baum muss an dem Ort wachsen, an dem er geboren wurde.“ Der Maharaja war ein großer Devotee. Er pflegte täglich, morgens und abends, den Chamundeshvari-Tempel zu besuchen und ein Lied zu singen, das speziell zum Lobe der Göttin Chamundeshvari verfasst wurde.

Der Maharaja von Mysore besuchte Puttaparthi bei einem anderen Anlass wieder. Zu der Zeit war eine befahrbare Straße von Penukonda nach Bukkapatnam gebaut worden. Er rief den Gouverneur von Andhra Pradesh an und sagte: „Warum baust du nicht eine gute Straße, um Puttaparthi erreichbar zu machen? Wie viel Geld für alle möglichen Pläne verschwendet wird! Bitte triff Vorkehrungen, dass sofort eine gute Straße nach Puttaparthi gelegt wird.“ Der Gouverneur gab der Regierung die entsprechenden Anweisungen, und nach einer ausgedehnten Korrespondenz wurde schließlich ein Chefingenieur namens Tiruvannai Iyengar ausgesandt, um sich einen Überblick über das Projekt zu verschaffen. Es wurde geplant, eine Umgehungsstraße direkt zum Mandir zu bauen, ohne die Chitravatistraße zu berühren. Der Maharaja von Mysore bot an, die gesamten Ausgaben für das Projekt zu übernehmen. Bevor der Chefingenieur mit der Arbeit begann, verschaffte er sich, in einem Ochsenkarren reisend, einen Überblick über das Gebiet. Er fand heraus, dass der Fluss das Dorf auf drei Seiten umgab und nur die vierte Seite für den Bau einer Straße zur Verfügung stand. Er blieb drei bis vier Tage hier und erreichte den Mandir auf diesem Weg, auch in einem Ochsenkarren. Er bestätigte diese Route und gab schließlich Anweisungen, dort eine Teerstraße zu bauen, wobei ein großes Loch in einen Hügel gebohrt wurde, der den Weg blockierte.

Schließlich war eine direkte Straße fertig gestellt, um den Mandir in Puttaparthi zu erreichen, ohne mit dem Chitravatifluss in Berührung zu kommen. Als die Straße fertig war, begannen eine Reihe von Leuten, inklusive Rajas und Maharajas, mit ihren Familien Puttaparthi zu besuchen. Hervorzuheben unter ihnen waren die Rajas von Bobbili und Venkatagiri. Sie brachten Zelte mich sich und wohnten in diesen Zelten. Nach und nach vermehrte sich die Anzahl der Menschen, die Puttaparthi besuchten, enorm. Die Menschen in den umliegenden Dörfern begannen mit ihnen zu streiten und sagten: „Sollten nicht wir eine Gelegenheit haben, Swamis Darshan, Sparshan und Sambarshan (Gott sehen, ihn berühren und mit ihm sprechen) zu haben? Ist er nur für Rajas und Maharajas da?“ Ich besänftigte sie mit den Worten, dass alle meine Devotees sind und ich keinerlei Unterscheidung zwischen reich und arm mache. Später schufen die Rajas von Bobbili, Trivandrum und der jüngere Bruder des Rajas von Trivandrum, der ein Filmdirektor war, hier viele Annehmlichkeiten, wie Häuser für die besuchenden Devotees. Der frühere Ministerpräsident von Andhra Pradesh, der verstorbene Dr. Bezwada Gopala Reddy, errichtete in Puttaparthi ein Krankenhaus. Trotz seiner vielen Verpflichtungen als Ministerpräsident besuchte er Puttaparthi regelmäßig und tat dies bis zu seinem letzten Atemzug. Er wohnte jeder in Prashanti Nilayam stattfindenden Veranstaltung bei. Im Lauf der Zeit begannen Devotees aus ganz Indien und allen Teilen der Welt nach Prashanti Nilayam zu kommen.

Tatsächlich bin ich nicht herabgestiegen, um Ansprachen über eine bestimmte Form Gottes zu halten. Das Göttliche ist Eines allein, mit welchem Namen und welcher Form die Menschen es auch benennen. Das Ziel ist eines und Liebe ist eine, auch wenn die Namen und Formen verschieden sein mögen. Manche nennen das Göttliche Atman; andere Aum. Dennoch sind beide das gleiche. Die Namen Rama, Krishna, Govinda, Narayana und so weiter mögen verschieden sein, aber Gott ist Einer allein. Ihr könnt über irgendeinen Namen kontemplieren, aber Gott ist Einer allein.

Die Upanischaden rufen dazu auf: Verehre Mutter, Vater, Lehrer und Gast wie Gott. Respektiert zu allererst eure Mutter. Sie ist sehr wichtig.

Duldsamkeit ist die wahre Schönheit in diesem heiligen Land Bharat. Das nektargleiche Gefühl in diesem Land ist das Empfinden der Liebe zur eigenen Mutter.

Sogar wenn Muter und Sohn in einem Streit über Eigentum vor Gericht gehen, wird die Mutter zum Richter sagen: „Er ist mein Sohn“, und der Sohn wird sagen: „Sie ist meine Mutter.“ Demzufolge ist die Beziehung zwischen einer Person und ihren Eltern dauerhaft. Selbst nachdem der physische Körper zu existieren aufhört, existiert die mütterliche Verbindung. Eine Mutter ist eine Mutter. Deshalb kann es kein größeres, achtbareres und süßeres Gefühl geben als Mutterschaft.

Viele Leute schreiben mir Briefe, in denen sie mich als Mutter Sai ansprechen. Sie betrachten mich als ihre verehrte Mutter. Auch ich spreche euch als Kinder an.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Sadhana Trust, Publications Division, herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Convocation, 22.11.2009 (Zusammenkunft der Sri Sathya Sai Universität)

Ohne Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden und Liebe ist eure gesamte Bildung wertlos. Ohne Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden und Liebe sind all eure wohltätigen und gütigen Taten ohne Gewinn. Ohne Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden und Liebe haben eure ganzen Machtpositionen keinen Wert. Und ohne Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden und Liebe ist das Ergebnis all eurer guten Taten null und nichtig. Wahrheit, Dharma, Frieden und Liebe sind wahrhaft die Säulen des Gebäudes des Sanathana Dharma. Was sonst ist dieser Versammlung edler Seelen mitzuteilen? Trotz all seiner Bildung und Intelligenz wird ein törichter Mensch sein wahres Selbst nicht kennen und ein niedrig gesinnter Mensch wird seine schlechten Eigenschaften nicht aufgeben. Was bringt es, sich Wissen anzueignen, das nicht zur Unsterblichkeit führen kann? Erwerbt das Wissen, das euch unsterblich machen wird.

Die Menschen streben nach Bildung und erlangen in verschiedenen Fachrichtungen hohe Abschlüsse. Aber ihr Verhalten im täglichen Leben steht völlig im Widerspruch zu den erlernten Prinzipien. Trotz ihrer hohen akademischen Qualifikationen fehlt ihnen traurigerweise das Wissen über die Essenz von Bildung. Sie eignen sich nur weltliche, vergängliche und unwirkliche Bildung an.

Es gibt Millionen Studenten und hoch gebildete Menschen in der Welt. Sie machen alle Arten Abschlüsse von A bis Z. Aber was für einen Nutzen haben ihre Abschlüsse? Welchen Beitrag leisten sie zum Wohlergehen der Welt? Helfen sie den Armen und Hilflosen auch nur in geringem Umfang? Sie verdienen Millionen Rupien, ohne auch nur einen Paisa in Mildtätigkeit zu geben. Sie sind zu selbstsüchtig. Sie beherrschen ihre Wünsche überhaupt nicht. Jemand, der Herr über seine Wünsche ist, kann Wunder in der Welt bewirken. Die Menschen sind mit ihrem Einkommen überhaupt nicht zufrieden. Sie sammeln großen Reichtum an und verlangen dennoch nach mehr Einnahmen.

Die Veden verkünden: Unsterblichkeit wird nicht durch Handeln, Nachkommenschaft oder Wohlstand, sondern allein durch Opfer erlangt.Die Menschen streben nicht nach Unsterblichkeit. Wo man auch hinschaut und wem man begegnet, man findet nur Selbstsucht, Selbstsucht und Selbstsucht allein. Welchen Nutzen hat die Bildung solch selbstsüchtiger Menschen?

Man muss zweifellos Wissen erwerben und in der Welt aktiv sein, um ein angenehmes Leben zu führen. Man muss sich um die eigenen weltlichen Bedürfnisse und die der Familie, wie Nahrung, Kleidung und Unterkunft, kümmern Aber in welchem Ausmaß? Dies sind alles Aktivitäten, die man für sich selbst und die eigene Familie, nicht aber für andere, unternimmt.

Moderne Bildung erzeugt Selbstsucht. Sie dient dem Zweck, Waren und Dienstleistungen für den eigenen Komfort zu erwerben. Dies sind weltliche Freuden. Die Eigenschaften Lust (kama), Wut (krodha), Gier (lobha), Täuschung (moha), Stolz (mada) und Neid (matsarya) treiben die Bemühungen des Menschen in Richtung weltlicher Freuden. Weltliche Bildung trägt zweifellos dazu bei, sich Annehmlichkeiten und Freude in der äußeren Welt zu verschaffen, aber sie leistet keinerlei Beitrag zur inneren Glückseligkeit.

Nur die fünf menschlichen Werte Wahrheit, Dharma, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit verleihen innere Glückseligkeit. Ein Mensch, der diese fünf menschlichen Werte entwickelt, wird immer glücklich sein. Die fünf Handlungssinne verschaffen äußeres Vergnügen, die fünf menschlichen Werte hingegen schenken innere Glückseligkeit. Bildung hilft, verschiedene Möglichkeiten für äußere Freuden zu nutzen, innere Glückseligkeit kann jedoch nur durch Educare erlangt werden kann. Zwischen Bildung und Educare liegt ein himmelweiter Unterschied. Bildung beinhaltet das Lesen von Büchern, die von irgendjemandem geschrieben wurden, und das Anhören von Vorlesungen, die irgendjemand hält. Educare hingegen hat nichts mit Büchern zu tun. Educare hat überhaupt keine Form! Es ist Wahrheit, die formlos ist. Die Upanischaden geben die Anweisung: Sprich die Wahrheit und praktiziere Rechtschaffenheit. Die Wahrheit muss gesprochen und Rechtschaffenheit muss praktiziert werden. Heutzutage jedoch dozieren die Menschen über diese Werte, ohne ihnen zu folgen. Das ist nicht korrekt.

Liebe ist die eine Eigenschaft, die allen Menschen, nein, sogar Tieren, Vögeln, Raubtieren und Insekten gemeinsam ist. Jedes Lebewesen liebt seine Nachkommenschaft. Und Liebe ist göttlich. Gott manifestiert sich in jedem, der Liebe kultiviert. Nur die göttliche Qualität der Liebe rettet uns vor Leiden, Schwierigkeiten und Unglücksfällen. Leider entwickeln die Menschen nicht Liebe, sondern jagen vergänglichen Dingen nach.Liebe ist Gott, lebt in Liebe. Weltliche Besitztümer schenken vergängliche Freude, Liebe hingegen verleiht ewige Glückseligkeit. Wahre Liebe manifestiert sich aus der Tiefe des eigenen Herzens. Diese göttliche Liebe muss man erlangen. Wo ihr auch hingeht, welcher Aktivität ihr auch nachgeht, lasst euer Herz von Liebe erfüllt sein. Ein solcher Mensch wird mit Sicherheit geschützt sein, wo immer er sich aufhält, ob in der Stadt oder im Wald, am Himmel oder im tiefen Meer. Göttliche Liebe wird weder mehr noch weniger. Sie bleibt immer gleich.

Gott ist Einer ohne ein Zweites. Gott verschiedene Namen zuzuschreiben, wie Rama, Krishna, Govinda etc., beruht nur auf eurer Einbildung. Das, was weder geboren wird noch stirbt, ist Eines und Eines allein. Es hat keinen Anfang und kein Ende. Das ist Brahman. Deshalb müsst ihr, wann immer jemand euch fragt: „Wer bist du? Wie heißt du?“, antworten: „Ich bin Brahman – aham brahmasmi.“ Es gibt nichts Wirkliches und Ewiges außer Brahman. Deshalb sollte man seine Zeit nicht im Streben nach vergänglichen Dingen verschwenden. Was nützt es, solche Dinge zu erwerben? Weltliche Bildung ist zweifellos notwendig. Denkt jedoch immer daran, dass all das vergänglich ist.

Brahman ist das Eine ohne ein Zweites. Die Null erhält nur dann Wert, wenn sie nach der Zahl Eins platziert wird. Entsprechend wird die Null des weltlichen Lebens (samsara) nur dann Wert haben, wenn sie mit dem Einen verbunden wird, das Brahman ist. Aber wir jagen vergänglichen und flüchtigen Dingen nach und vergessen das Eine.

Wir glauben, die Eigenschaften der Wut, des Neids, der Eifersucht, des Stolzes usw. seien von Gott gegeben, aber das ist nicht wahr. Gott unterscheidet nicht zwischen Menschen, indem er einigen positive und anderen negative Eigenschaften gibt. All diese Unterschiede sind vom Menschen geschaffen. Gott hat nichts mit ihnen zu tun. Wenn unser Wunsch erfüllt wird, loben wir Gott, wenn jedoch etwas schief läuft, schreiben wir Gott unser Versagen zu und beschuldigen ihn. Gott ist bloß Zeuge von allem, was in der Welt geschieht, ob gut oder schlecht. Weder gibt er etwas noch nimmt er etwas. All unsere Leiden und Schwierigkeiten wurden von uns selbst geschaffen.

Die Gedanken, die aus unserem Geist (mind) fließen, werden durch Sprache (vak) ausgedrückt. Also ist der Geist die Quelle unserer Sprache. Dieser Geist hat seinen Ursprung in unserem Atem (Einatmen und Ausatmen). Deshalb ist Einatmen und Ausatmen (so ’ham) wahrhaft Gott, Brahman, und der Geist (mind) repräsentiert Vishnu.

Es heißt: Die Welt ist eine Projektion der Vorstellungskraft (mind). Unsere Sprache repräsentiert Shiva. Deshalb brauchen wir nicht an einem fernen Ort nach der Dreieinigkeit (Brahma, Vishnu und Shiva) zu suchen. Gott ist in uns, bei uns, über uns, unter uns und um uns herum. Tatsächlich seid ihr Gott. Euer Denken allein ist verantwortlich für eure Freude oder euer Leid. Wir glauben, diese werden uns von jemandem außerhalb auferlegt. Nein, all diese Erfahrungen fließen allein aus euch. Ihr seid für alles verantwortlich. Wenn ihr erkennt, dass diese Erfahrungen aus eurem eigenen Geist stammen, und denkt, dass ihr Gott seid, werdet ihr Gott werden. Wenn ihr euch jedoch mit der Welt identifiziert und glaubt, „Ich bin so und so“, werdet ihr von Gott getrennt bleiben.

Man sollte ausufernde Wünsche nicht kultivieren. Weniger Gepäck schafft mehr Bequemlichkeit und macht das Reisen zum Vergnügen.Reduziert deshalb das Gepäck eurer Wünsche. Es ist natürlich, dass die Menschen einige Wünsche haben, aber man muss erforschen, welcher dieser Wünsche gut für einen ist und welcher schädlich. Leider ist dieses Unterscheidungsvermögen heutzutage verloren gegangen. All diese Wünsche, die das Ergebnis von Lust, Zorn, Gier, Täuschung, Stolz und Neid sind, haben ihren Ursprung im Geist.

Wenn ihr ein Mädchen heiratet, entwickelt ihr zu Anfang Liebe zu ihr. Nach einiger Zeit empfindet ihr, falls sie aus irgendeinem Grund euren Wünschen zuwider handelt, Abneigung gegen sie. Euer Zorn und Hass werden euch schließlich in Schwierigkeiten bringen. Wenn ihr eure Wünsche und Erwartungen reduzieren könnt, werdet ihr in der Lage sein, ein glückliches Eheleben zu führen.

Auch die Studenten verhalten sich so. Während man ständig weitere Abschlüsse erlangt, verliert man, aufgrund von grenzenlosen Wünschen, seinen Frieden. Welche Erwartungen man im Streben nach höherer Bildung auch hegen mag, man muss das, was man im College oder an der Universität gelernt hat, in die Tat umsetzen. Lediglich eine Reihe von Abschlüssen zu erlangen, ohne das durch Bildung Erlernte in die Praxis umzusetzen, ist Verschwendung. Es hilft einem in keiner Hinsicht. Bildung ohne die Prinzipien von Bildung zu praktizieren, führt zu Verlust und Sorge. Deshalb ist Praktizieren (abhyasa) von höchster Bedeutung.

Angenommen, ihr führt ein Schauspiel auf. Ist es nicht wahr, dass ihr eine Reihe von Proben abhaltet, ehe ihr schließlich das Stück auf der Bühne aufführt? Es ist die Übung, die euch perfekt macht. Deshalb ist Praxis in all euren Unternehmungen, Lesen, Schreiben, Medizin, Operation usw., notwendig.

Die Gita verkündet:

Wissen ist in der Tat besser als Praxis. Besser als Wissen ist Meditation. Besser jedoch als Meditation ist es, dem Wunsch nach den Früchten der Handlung zu entsagen, denn darauf folgt unmittelbar Friede.

 Wo ist Friede? Friede befindet sich sehr wohl in uns. Es ist sinnlos, irgendwo in der äußeren Welt nach Frieden zu suchen. Wenn man Frieden erreichen will, muss man in sich selbst nach ihm suchen.

Ihr habt dieses ganze Wissen aus Büchern und von euren Lehrern erlernt. Das ist Buchwissen. Wenn ihr es in die Tat umsetzt, wird es praktisches Wissen, welches dauerhaft bei euch bleiben wird. Regenwasser ist rein. Wenn ihr ein Gefäß in den Regen stellt, könnt ihr das reine Wasser darin auffangen. Es gleicht destilliertem Wasser. Wenn ihr dieses Wasser trinkt, wird keinerlei Leiden euch heimsuchen. Wenn dasselbe Wasser mit anderen Substanzen vermischt wird, wird es verunreinigt. Auf dieselbe Weise wird der Geist, der immer rein ist, durch Wünsche verunreinigt. Deshalb solltet ihr euren Geist nicht verschmutzen, indem ihr Wünsche kultiviert. Haltet den Geist immer rein. Wann immer sich ein Wunsch in eurem Geist regt, schiebt ihn beiseite, um euren Geist von Unreinheit frei zu halten. Außer dem Lesen eurer Lehrbücher und dem Erlangen von Wissen solltet ihr euren Geist immer rein und frei von Verschmutzung halten. Das solltet ihr heute lernen.

Ihr mögt Gott anbeten oder auch nicht, aber ihr müsst eure Mutter und euren Vater achten, die verantwortlich für eure Geburt sind. Respektiert eure Mutter. Sorgt dafür, dass sie immer glücklich ist. Niemand kann die Liebe einer Mutter einschätzen oder beschreiben. Niemand kann diese Liebe verunreinigen. Wenn man in der Lage ist, die Liebe seiner Mutter zu gewinnen, kommt das dem Erlangen aller Abschlüsse gleich. Unsere Schriften schreiben uns vor, Mutter, Vater, Lehrer und Gott zu respektieren, in dieser Reihenfolge. Es ist zuallererst die Mutter, die euch gebar. Der Vater erzieht euch und führt euch auf den Weg eurer Entwicklung. Die Mutter ist das Fundament für das Gebäude eures Lebens, der Vater repräsentiert die Wand und der Guru ist das Dach. Und Gott ist schließlich euer Leben selbst. Deshalb müssen jene, die sich nach Gott sehnen, zuerst ihre Mutter lieben. Wenn ihr sie nur glücklich macht, werden euch alle anderen Glücksobjekte hinzu gegeben werden.

Heutzutage bringen die Menschen ihre alten Eltern ins Altersheim. Das ist nicht korrekt. Die Upanischaden ermahnen einen: Verehre die Mutter wie Gott! Verehre den Vater wie Gott! Verehre den Lehrer wie Gott! Wer seine Mutter im Stich lässt, ist kein Mensch. Es ist eure Mutter, die euch bis zu diesem Entwicklungsstadium aufgezogen hat. Deshalb solltet ihr eure Mutter lieben und ihr dienen, wenn sie krank wird. Ihr müsst das Gefühl entwickeln, dass das, was eure Mutter sagt, nur zu eurem Besten ist. Ihr sollet nicht zornig werden, wenn sie euch zurechtweist. Sogar ihr Zorn ist nur zu eurem Guten.

Einst machte Kucela, ein mittelloser Brahmane, sich auf, um seinen Jugendfreund Krishna zu besuchen. Er hatte Angst, dass die Wächter am Tor zu Krishnas Palast ihn vielleicht nicht einlassen würden. Aber Gott ist so mitfühlend, dass er niemanden im Stich lässt. Krishna kam selber auf ihn zu und fragte: „Mein lieber Freund Kucela, was willst du?“ Kucela antwortete: „Swami, ich will nichts. Ich bin glücklich, wenn ich deine Liebe und Gnade habe. O Herr, das genügt mir!“ Als Kucela, nachdem er sich von Krishna verabschiedet hatte, zu seinem Wohnort zurückkehrte, konnte er sein Haus nicht erkennen. Wo zuvor seine Hütte war, stand jetzt ein prachtvolles Gebäude. Seine Frau und seine Kinder liefen in prächtigen Gewändern umher und trugen glitzernde Schmuckstücke. Dies ist Gottes Liebesgabe. Deshalb: Wenn wir bloß in der Lage sind, Gottes Liebe zu gewinnen, wird uns alles andere hinzu gegeben werden. Entwickelt deshalb festen Glauben an Gott.

Ihr werdet im Leben nicht vorankommen, wenn ihr euch nicht von euren schlechten Eigenschaften befreit. Falls ihr Reichtum angehäuft und Machtstellungen erreicht habt, werden diese nicht von Dauer sein. Nicht Reichtum, sondern edle Eigenschaften, sind für einen Menschen wichtig. Entwickelt deshalb menschliche Eigenschaften. Ihr bezeichnet euch selbst als Mensch. Wie könnt ihr Mensch genannt werden, wenn keine Werte in euch sind? Nur wenn ihr edle Eigenschaften entwickelt, seid ihr berechtigt, Mensch genannt zu werden. Gott wird einen Menschen mit menschlichen Werten schützen, indem er ihn ständig behütet und leitet. Entwickelt deshalb menschliche Werte und verlangt nicht nach Geld.

Oft begegnen wir Menschen, die die Arbeitsstelle wechseln in der Hoffnung auf ein hohes Gehalt. Entwickelt nicht diesen Drang nach Geld. Geld kommt und geht, Moral kommt und wächst. Entwickelt Moral und Liebe zu Gott. Wenn ihr Liebe zu Gott entwickelt, werden die dämonischen Eigenschaften in euch beseitigt werden. Wenn die Menschen sich von den dämonischen Eigenschaften befreien, wird die Gesellschaft selbst sich in eine bessere Gesellschaft wandeln. Ihr werdet einen guten Ruf erhalten. Die Menschen werden euch loben: „Soundso ist ein guter Mensch. Leute wie ihn müssen wir haben.“ Wenn ihr so einen guten Ruf erlangen wollt, müsst ihr voll und ganz im Gebet an Gott vertieft sein. Das Gebet muss ständig in eurem Herzen tönen. Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in der Gesellschaft, dies sind die Eigenschaften, die ihr entwickeln müsst. Nur dann werdet ihr das Recht haben, ein guter Mensch genannt zu werden. Seid gut, tut Gutes und seht Gutes. Hegt niemals schlechte Gedanken. In eurem Alter ist es ziemlich verbreitet, dass euch schlechte Gedanken kommen, aber gebt ihnen keinen Raum in eurem Herzen. Schiebt sie einfach beiseite.

Ihr mögt jetzt ein Junge sein, aber nach ein paar Jahren werdet ihr ein alter Mann werden. Kind, Junge, Mann, Großvater, dies sind die verschiedenen Lebensstadien. Sie sind alle Teil derselben Person. Nur Bezeichnung und Körper ändern sich, aber der Einzelne ist einer. Entsprechend ist Gott Einer, egal, unter welchem Namen und in welcher Gestalt er angebetet wird. Die Gott zugeschriebenen Namen und Formen mögen sich unterscheiden, doch Gott ist Einer, entsprechend dem Sprichwort: Die Wahrheit ist eine, aber die Weisen geben ihr verschiedene Namen. Entwickelt vollkommenes Vertrauen in diese Maxime. Wo ihr auch seid und was ihr auch tut, denkt immer an Gott. Nur dann wird euer Leben fruchtbar sein. Mögt ihr alle gute Eigenschaften, gutes Verhalten, gute Gedanken und gute Gefühle entwickeln. Seid glücklich. Unsere Jungen sind immer gute Jungen.

Heute findet ihr, wo ihr auch hinschaut, Menschen, die ihre Zeit mit dem Anschauen von Kinofilmen, TV-Shows und dem Anhören von Filmschlagern verbringen. Darüber hinaus benutzt beinahe jeder, unabhängig von Geschlecht und Status in der Gesellschaft, Handys. Die Menschen verschwenden mit Telefongesprächen übers Mobiltelefon viel Zeit. Sie sprechen sogar mit Fremden. Aufgrund der starken Ausbreitung der Unterhaltungsmedien und der wahllosen Verwendung von Handys haben die Menschen ihren Wert verloren. Sehr oft bringen sich die Menschen, vor allem die jüngere Generation, aufgrund des Missbrauchs von Handys in ernsthafte Schwierigkeit. Meistens werden die Handys schlecht und nicht gut genutzt.

Ich möchte euch, vor allem den Jungen und Mädchen, raten, eure Mobiltelefonnummer niemandem zu geben, denn wenn ihr das tut, setzt ihr euch großer Gefahr aus. Versucht, den Gebrauch von Handys zu vermeiden. Wenn ihr eines kauft, gebt eure Nummer nicht unüberlegt anderen. Manche Leute reden stundenlang ohne Pause über das Mobiltelefon. Das ist völlig falsch. Wenn ihr das tut, sündigt ihr. Wenn ihr erst einmal eure Handynummer anderen gebt, werden sie euch zurückrufen. Anfangs werdet ihr euch freuen. Später werden sie häufig mit euch sprechen, und auf die Weise werden unnötige Kontakte entwickelt. Diese werden euch schließlich in die Irre führen und euer Leben verderben. Anfangs stellen sie sich mit den Worten vor: „Ich bin dein Freund.“ Die Freundschaft wird sich nach und nach zu einer Beziehung entwickeln. Ihr werdet getäuscht und schließlich in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Gebt deshalb derlei unnötigen Kontakten keinen Raum.

Verbringt eure Zeit immer in der Besinnung auf den göttlichen Namen oder mit dem Lesen guter Bücher. Heute ist der Convocation-Tag. Manche von euch werden, da sie ihre Abschlüsse erlangt haben, in die äußere Welt treten. Sorgt dafür, dass eure Verbindung mit der Außenwelt gut ist. Möglicherweise geschehen von heute an bedeutende Veränderungen im Leben der meisten Studenten. Ich wünsche, dass ihr alle einen guten Ruf erwerbt, für euch selbst, eure Eltern und das Institut, an dem ihr studiert habt. Auch Samuel Sandweiss hat euch in seiner Convocationansprache dasselbe erklärt. Er sprach über seine göttlichen Erfahrungen. Der Rat dieser Älteren muss eurem Herzen eingeprägt sein. Sie sprechen immer gute Worte. Ich bin sehr glücklich. Es ist mir nicht möglich, persönlich mit euch allen zu sprechen. Deshalb hielt ich eine Ansprache, die für alle gilt. Unsere Studenten sind alle gut, verglichen mit jenen in anderen Instituten. Sorgt dafür, dass dieser gute Ruf erhalten bleibt. Ich bin sehr glücklich.

(Bhagavan wollte, dass alle Studenten ein Lied singen. Die Studenten sangen im Chor das Lied „Ham ko tum se pyar kitna…).

Euer Lied hat mich außerordentlich glücklich gemacht.

Übersetzung der vom Aschram herausgegebenen, gedruckten Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Weihnachten, 25.12.2009

Die Sonne scheint heiter und friedvoll, die Tage sind kürzer geworden und es weht ein kühler Wind.

Diese festliche Jahreszeit bringt den Menschen Wohlstand, denn die Kornkammern der Bauern sind im Überfluss mit dem frisch geernteten Getreide gefüllt. Nicht nur die Bauern, sondern die Menschen im Allgemeinen sind glücklich und genießen diese Jahreszeit.

Die Menschen schreiben Gott ihr Glück und ihr Wohlergehen zu. Wo ist Gott? Gott ist überall. Er ist allgegenwärtig – er ist in dir, über dir, unter dir und um dich herum. Er hat weder einen bestimmten Namen noch eine bestimmte Form, noch hat er Geburt oder Tod. Nur wenn es eine Geburt gibt, kommt auch der Tod! Also wird Gott weder geboren noch stirbt er. Er ist in jedem Lebewesen als die Verkörperung des göttlichen Atman gegenwärtig. Der Mensch ist heutzutage unfähig, dieses atmische Prinzip zu erkennen.

Bharat ist ein heiliges Land. Es war die Geburtsstätte vieler edler Seelen und tugendhafter Frauen.

Dieses Land Bharat war die Geburtsstätte vieler edler Frauen, wie Savitri, die ihren verstorbenen Ehemann ins Leben zurückholte; Candramati, die ein ungestümes Feuer mit der Macht der Wahrheit auslöschte; Sita, die ihre Keuschheit bewies, indem sie unversehrt aus dem lodernden Feuer hervorkam; Damayanti, die einen arglistigen Jäger mit der Kraft ihrer Tugend zu Asche reduzierte. Wegen solch tugendhafter Frauen erlangte dieses fromme, edle Land Fülle und Wohlstand und wurde der Lehrer aller Nationen der Welt.

Shri Rama befreite Sita aus der Gefangenschaft des Dämonen Ravana, der sie zehn Monate lang in Lanka gefangen gehalten hatte. Rama nahm sie wieder auf, nachdem er sie der Feuerprobe unterworfen hatte. Der Feuergott übergab sie Rama mit den Worten: „O Rama! Sita ist eine edle, tugendhafte Frau. Sie ist ihrem Ehemann so ergeben, dass sie in diesen zehn Monaten nicht einmal das Gesicht auch nur eines Mannes anschaute.“ Sita ging unversehrt aus dem Feuer hervor, und der Feuergott selbst legte Zeugnis für ihre Keuschheit ab. Man kann sich ausmalen, wie groß und edel sie war! Kann man in irgendeinem Land eine Parallele zu solchen Frauen finden?

Das Land Bharat liegt in der Mitte der sieben Meere. Jeder Mann und jede Frau in diesem Land müssen sich wie ein Purushottama (das höchste Selbst) bzw. wie eine Pativrata (tugendhafte Frau) verhalten. Kein Wunder, dass etliche Avatare sich in diesem Land inkarnierten. Große Männer und Frauen und erhabene Seelen können in jedem Land geboren werden. Aber Avatare nahmen nur im Land Bharat Geburt an.

Heute streben die Menschen nach allem in der Welt, außer nach Gott. Die Leute verlassen sogar ihr Mutterland auf der Suche nach Wohlstand und Geld. Das ist keine positive Entwicklung, vor allem für die Inder, denn von ihnen wird erwartet, dass sie sich über den Wunsch nach Geld erheben. Gott ist der Eine, der immer gibt und niemals nimmt. Gott wünscht sich von uns nur Liebe, nichts anderes. Das Land Bharat ist edel und heilig, aber die Einwohner dieses Landes verlassen es und suchen woanders nach saftigeren Weiden. Jene mit einem reinen und makellosen Herzen halten jedoch an dem Land ihrer Geburt fest.

Gott erwartet von seinen Devotees nichts als ein reines, heiliges Herz.

Die Menschen schreiben Gott verschiedene Namen und Formen zu. Tatsächlich ist Gott Einer allein. Er ist jenseits aller Namen und Formen. Er nimmt, gemäß den Wünschen und Hoffnungen des jeweiligen Devotees, Name und Form an. Wenn ihr euch auf Jesus’ Gestalt besinnt und ihn in dieser Gestalt zu sehen wünscht, wird Gott sich vor euch als Jesus manifestieren.

Seine Hände, Füße, Augen, Kopf, Mund und Ohren durchdringen alles. Er erfüllt das gesamte Universum.

Gott ist in jedem Menschen, nein, sogar in jedem Lebewesen, gegenwärtig. Gott nimmt menschliche Gestalt an. Aus diesem Grund werden menschliche Werte als so heilig und wichtig angesehen. Es genügt nicht, nur einen menschlichen Körper zu haben. In Übereinstimmung mit der menschlichen Gestalt sollte man auch die menschlichen Werte der Wahrheit, Rechtschaffenheit, des Friedens, der Liebe und Gewaltlosigkeit entwickeln.

Ihr solltet unter keinen Umständen eine Lüge äußern. Wenn ihr an der Wahrheit festhaltet, wird Dharma folgen. Wo Wahrheit und Dharma zusammenkommen, wird Friede sein. Wo Friede ist, wird auch Liebe sein. Gewalt findet keinen Platz, wo Liebe ist. Leider herrscht heutzutage überall Gewalt, weil es den Menschen untereinander an Liebe fehlt. Wem ihr in diesen Tagen auch begegnet, es herrscht Ruhelosigkeit und Unfrieden. Die Menschen wiederholen Mantren mithilfe der Gebetskette (japa) und üben Askese, um Frieden zu finden, aber nirgendwo ist Friede (peace). Wo man auch hinschaut, ist nur Zerrissenheit (pieces).

Man muss Liebe entwickeln, um Frieden zu erhalten. Vor allem muss man Liebe entwickeln. Liebe ist Gott, Gott ist Liebe. Wahrheit ist Gott, Gott ist Wahrheit. Wahrheit und Liebe sind wirklich die Verkörperungen des Göttlichen. Obwohl es nur einen Gott gibt, schreiben ihm die Menschen verschiedene Namen wie Rama, Krishna, Govinda und Narayana zu. Die Gott zugeschriebenen verschiedenen Namen und Formen sind das Ergebnis der Vorstellungskraft der Dichter und Maler. Zum Beispiel porträtierte Ravi Varma Gott seiner Vorstellung gemäß. Aber Gott kann nicht auf einen bestimmten Namen und eine bestimmte Form begrenzt werden. Alle Namen und Formen sind sein, und er transzendiert auch diese! Gott wohnt allen Lebewesen, einschließlich des Menschen, inne. Die gesamte Schöpfung ist die Manifestation des Göttlichen.

Gott kennt weder Wünsche noch Bestrebungen. Er ist selbstlos. Alles in der äußeren Welt ist Reaktion, Widerspiegelung und Widerhall eures inneren Wesens. Dies ist ein Tuch (Swami zeigt ein Taschentuch). Genau genommen ist dies nicht ein Tuch, sondern ein Bündel Fäden. Die zusammen gewobenen Fäden nahmen die Form eines Tuches an. Entsprechend bilden die Gedanken und Wünsche eines Menschen den Geist (mind). Diese drücken sich wiederum in der Form von Sprache aus. Die Worte führen durch die Sinnesorgane zu Handlungen. Dabei hegt der Mensch schlechte Gedanken und Gefühle.

Warum hat Gott dem Menschen Augen gegeben? Nur um Gutes zu sehen. Genauso sind die Ohren dazu gedacht, gute Dinge zu hören, und die Zunge dazu, gute Worte zu sprechen. Die Worte, die ihr äußert, müssen immer süß und sanft, niemals barsch, sein. Auf diese Weise müsst ihr jedes Glied und Organ in dem euch von Gott gegebenen Körper als heilig ansehen, und es auf rechte Weise nutzen. Solch ein heiliger Körper muss Gott und niemand anderem, geweiht werden. Gott gibt euch alles, was für eure Lebensreise notwendig ist. Ihr solltet deshalb Gott auf dem Altar eures reinen, heiligen Herzens verankern.

 

Gott ist allgegenwärtig. Der Himmel ist Gott und die Erde ist Gott. Alle Menschen sind Verkörperungen des Göttlichen. Gott wohnt jedem Lebewesen in Form des Atems (so’ham) inne. Diese Wahrheit muss der Mensch erkennen. Nur wenn ihr Gottes wahres Wesen erkennt, kann man euch als jemanden ansehen, der Weisheit erlangt hat.

Jnana ist nicht nur Buchwissen. Etliche gebildete Menschen haben aus den Lehrbüchern umfangreiches Wissen erlangt, aber wer ist ein Weiser (jnani) im wahren Sinn? Nur die Person, die erkannt hat: „Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht der Verstand, ich bin wahrhaft Gott“, ist der wirkliche Weise.

Wenn ihr behauptet: „Dies ist mein Körper“, wer seid dann ihr? Auf wen nehmt ihr Bezug? Der Ausdruck „mein Körper“ besagt, dass ihr getrennt vom Körper seid. Wenn ihr behauptet: „Dies ist mein Verstand (mind)“, dann ist der Verstand von euch getrennt. Genauso bedeutet es, dass der Intellekt von euch getrennt ist, wenn ihr sagt: „Dies ist mein Intellekt“. Was ist in all diesen Ausdrücken dieses „Mein“? Dieses Mein ist Ich. Es ist dieses Ich, welches Jesus Christus als das Ego bezeichnete, und es muss durchkreuzt werden. Das ist die wahre Bedeutung des Kreuzes: Durchkreuzt das Ego.

Ihr seid durch zwei Dinge gebunden: Ich und mein. Das ist die menschliche Bindung. Wenn ihr von diesen zwei Banden frei werden könnt, verbleibt nur „du“. Derzeit seid ihr im Körper. Angenommen, ihr müsst den Körper morgen verlassen. Wer seid ihr, und wo seid ihr, zu diesem Zeitpunkt? Ihr wisst es nicht! Der Körper ist wie ein Kleid, ein Gewand. Wenn ihr euch von der Bindung an dieses Kleid löst, wird euer wahres Wesen offenbar werden.

Dieselbe Wahrheit wird in dem Ausdruck erklärt: „Derjenige, für den du dich hältst, derjenige, für den andere dich halten und derjenige, der du wirklich bist“. Das ist die wahre Natur eines Menschen. Wenn jemand euch fragt, wer ihr seid, antwortet ihr: „Ich bin soundso“. Ihr werdet euren Namen nennen. Tatsächlich ist dieser Name euch zum Zeitpunkt eurer Geburt von euren Eltern, und nicht von Gott, gegeben worden.

Angenommen, ihr fragt Gott: „Wer bist du?“, dann wird er antworten: „Aham brahmasmi – ich bin Brahman“. Jeder Einzelne sollte sich daran erinnern: „Ich bin Brahman, ich habe keinen anderen Namen“. Wenn jemand fragt: „Wie heißt du?“, solltet ihr antworten: „Mein Name ist Brahman.“ Wenn ihr euch auf diese Weise ständig eurer wahren Natur bewusst seid, ist dies das Atmanprinzip, Atmatattva. Ihr braucht über nichts anderes zu kontemplieren.

Wenn ihr einen Freund oder Bekannten trefft, grüßt ihr ihn mit Namaskar. Das bedeutet, dass ihr tatsächlich dem Göttlichen, das dem Einzelnen innewohnt, Respekt zollt. Haltet deshalb nicht an dem Gefühl von „ich, ich, ich“ fest. All diese physischen Körper sind wie die Rollen, die in einem Schauspiel gespielt werden. Sie verändern sich. Die Welt selbst ist ein kosmisches Schauspiel. Ihr müsst immer daran denken, dass ihr eure Rolle in dem kosmischen Schauspiel spielt, und dass euer wahres Wesen darin besteht, dass ihr eine Verkörperung des Göttlichen Selbst seid. Habt ihr diesbezüglich irgendwelche Zweifel? (Swami stellt diese Frage an die Zuhörerschaft gewandt). Solltet ihr an irgendwelchen Zweifel festhalten, wird es euch verwirren.

Leider weiß heutzutage niemand etwas über sein eigenes wahres Wesen. Wie kann man dann etwas über Gott wissen? Erkennt deshalb als Erstes euch selbst. Fragt euch selbst: „Wer bin ich? Wer bin ich?“ und ihr werdet erkennen: „Ich bin Ich, ich bin der Atman. Ich bin ich, ich bin der Atman. Ich bin ich, ich bin der Atman.“ Wenn ihr dieses göttliche Selbst vergesst, bleibt ihr tief im Weltlichen versunken Deshalb solltet ihr göttlich werden.

Rama, Krishna, Govinda usw. sind alles nur Bezugnahmen auf das Göttliche im herkömmlichen Sprachgebrauch. Ein Einzelner wird, auf der Grundlage seiner Beziehungen auf der physischen Ebene, mit verschiedenen Namen gerufen. Jemand bezieht sich auf ihn mit den Worten: „Er ist mein Schwiegersohn“. Ein anderer sagt: „Er ist mein Sohn“. Eine dritte Person stellt fest: „Er ist mein Bruder“. So gerät man in Bindung, wenn die Beziehungen mehr werden. Woher entstanden diese Bindungen? Sie wurden alle von euch geschaffen.

Ihr heiratet ein Mädchen und sagt: „Sie ist meine Frau“. Aber wer war sie vor der Hochzeit? Ihr wisst es nicht. Nach ein paar Jahren, wenn sie schließlich stirbt, wisst ihr nichts über sie. So wisst ihr weder, wer sie vor der Hochzeit war, noch, wohin sie nach ihrem Ableben ging. Die Beziehung Ehemann-Ehefrau findet nur dazwischen statt.

Sorgt euch deshalb nicht über die Vergangenheit. Die Vergangenheit ist vergangen, und die Zukunft ist ungewiss. Ihr kennt sie nicht. Ihr habt keine Kenntnis der Vergangenheit noch der Zukunft, ihr seid euch nur der Gegenwart bewusst. Lebt deshalb in der Gegenwart. Das ist die einzige Realität.

Hari bhajan bina…

Übersetzung der auf der offiziellen Aschramwebsite veröffentlichten Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.